Stellvertretende Stabschefin gibt kontroverses Interview

Jen O'Malley Dillon bringt Joe Biden und sein Team in Bedrängnis

 President-elect Joe Biden speaks on Saturday, November 7, 2020 at the Chase Center in Wilmington, Delaware. Biden defeated President Donald Trump to become 46th president of the United States. Pool photo by Andrew Harnik/ PUBLICATIONxINxGERxSUIxAUTxHUNxONLY WILX20201107231 AndrewxHarnik
Neu-Präsident Joe Biden muss sich aktuell einigen Problemen stellen.
www.imago-images.de, imago images/UPI Photo, Andrew Harnik via www.imago-images.de

Jen O'Malley Dillon, designierte Vize-Stabschefin von Joe Biden, hat die Republikaner in einem Interview scharf kritisiert. Und damit zugleich das Team des gewählten Präsidenten in Bedrängnis gebracht: Die Aussagen untergraben ein zentrales Versprechen.
Hinweis: Dieser Beitrag erschien zuerst an dieser Stelle bei stern.de.

Donald Trumps Regierung wirft einen Schatten auf den neuen Präsidenten

Das Weiße Haus steht noch. Aber Donald Trump hat das Fundament in seiner Amtszeit nachhaltig erschüttert. Die vergangenen vier Jahre waren geprägt von Häme, Hass und Hetze. Es mag auch der Überdruss an Trumps spalterischer Rhetorik gewesen sein, der Joe Biden zum künftigen Hausherren der Pennsylvania Avenue 1600 gemacht hat. Schon im Wahlkampf betonte der 78-Jährige, dass er der Präsident aller Amerikaner sein wolle, die politischen Lager miteinander versöhnen wolle. "Lasst uns uns gegenseitig eine Chance geben", sagte er nach seinem Wahlsieg mit Blick auf die Unterstützer des abgewählten Amtsinhabers.

Vor diesem Hintergrund kommen die Aussagen von Jen O'Malley Dillon mindestens ungelegen.

Die Wahlkampfmanagerin und designierte Vize-Stabschefin von Biden steht für ein Interview in der Kritik, das einen Schatten auf Bidens Absichterklärung wirft, die Unvereinigten Staaten von Amerika wieder zu einen. In einem Gespräch mit der US-Ausgabe der "Glamour" bezeichnete sie die Republikaner als "fuckers" – was sich wohlwollend mit "Arschlöcher" übersetzen lässt – und Mitch McConnell, den republikanischen Mehrheitsführer im Senat, als "furchtbar" ("terrible").

Gibt Wahlkampfmanagerin Jen O'Malley Dillon den Republikanern neuen Zündstoff?

 United States President Donald J. Trump participates in a round table meeting on education in the Cabinet Room of the White House in Washington, DC on Monday, December 9, 2019. PUBLICATIONxINxGERxSUIxAUTxONLY Copyright: xSarahxSilbigerx
Lieferte die stellvertretende Stabschefin Jen O'Malley Dillon Donald Trump und den Republikanern neue Munition?
www.imago-images.de, imago images/MediaPunch, Sarah Silbiger via www.imago-images.de

Enge Berater des gewählten Präsidenten seien frustriert, berichtet das Nachrichtenportal "Axios" aus seinem Umfeld. Die Aussagen könnte den Republikanern Munition liefern, Bidens Aufrichtigkeit anzuzweifeln, heißt es. "Für diejenigen von uns, die sich vom ersten Tag an seinen Forderungen nach Höflichkeit und der Rückkehr zur Normalität angeschlossen haben, ist dies nicht nur eine blasse Leistung – es ist einfach dumm", zitiert das US-Portal einen finanziellen Unterstützer Bidens. O'Malley Dillon solle sich öffentlich bei den Republikanern entschuldigen, sollen mehrere Spender fordern.

Aber warum halten weiterhin so viele Menschen zu Trump? Lesen Sie hier mehr dazu.

Das Biden-Team versucht derweil die Aussagen zu entschärfen. "Sie hätte sicher ein anderes Wort wählen können", wird eine offizielle Quelle aus Bidens Umfeld zitiert, "aber wenn Sie Jen kennen... sie ist echt, sie ist authentisch". Von wegen: Alles nicht so ernst gemeint.

Anzeige:
Empfehlungen unserer Partner

Zwischen Republikanern und Demokraten gibt es einige Differenzen

Bidens Kommunikationschefin Kate Bedingfield versuchte auf Twitter die Aussagen geradezurücken: "Jen O'Malley Dillon wäre die erste, die dir sagen würde, dass ihre Mutter diese scharfe Sprache nicht gutheißt", so Bedingfield. Allerdings habe O'Malley Dillon auch einen guten Punkt in dem Gespräch gemacht, der da laute: "Einheit und Heilung sind möglich – und wir können Dinge erledigen.

Dazu teilte sie zwei Ausschnitte aus dem Interview, unter anderem jene Passage, die nach O'Malley Dillons scharfer Wortwahl folgt. Darin spricht sie über den "Wunsch", eine überparteiliche Zusammenarbeit zu erreichen, die allerdings von den Republikanern und McConnell zurückgewiesen werde.

O'Malley Dillon selbst habe auf eine Bitte um Stellungnahme nicht reagiert, so "Axios".

Viele Demokraten seien sehr skeptisch, ob die Republikaner zu einer Zusammenarbeit bewegt werden können, auch mit Biden als selbsterklärtem Brückenbauer. Die Aussagen von O'Malley Dillon dürften die Herausforderung nicht leichter gemacht haben.