Schüsse direkt neben RTL-Reporter

Silvesternacht in Neukölln erinnert mich an Straßenkämpfe in Beirut 1982

Irrer ballert mit Schreckschuss in Interview Feuerwehr und Reporter an Silvester attackiert
01:38 min
Feuerwehr und Reporter an Silvester attackiert
Irrer ballert mit Schreckschuss in Interview

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von Andreas Hahn

Eigentlich sollte ich am Silvesterabend als Reporter am Brandenburger Tor bei der großen Feier drehen. Plötzlich hieß es dann, es geht zu einem Dreh mit der Feuerwehr nach Berlin-Neukölln. Mein erster Gedanke: Das kann ja „heiter“ werden. Bis 23.30 Uhr war es ein ruhiger Abend, lediglich ein paar Mülleimer brannten, nichts aufregendes. Die erfahrenen Feuerwehrleute sagten mir noch: „Warte mal ab.“

Um 23.45 Uhr brach dann, ich kann es nicht anders formulieren, das Inferno in Teilen Neuköllns aus. Überall Böller, Schreckschusspistolen und Raketen. Sie flogen horizontal und vertikal um uns herum. Unser Feuerwehrwagen wurde zu einem Einsatz brennender Müllcontainer in der Nähe der Silbersteinstraße gerufen, ein Hotspot in Neukölln. Als wir dort ankamen, dachte ich spontan: Straßenkampf in Beirut 1982, einfach unfassbar. Auf der Straße brennende und verbrannte Müllcontainer. Bestimmt 150-200 vermummte männliche Jugendlichewaren bewaffnet mit Pistolen und Böllern.

Junger Mann schießt neben Polizistin in die Luft

Die Jugendlichen filmten mit ihren Smartphones. Ich kam mir vor, als stünde ich im Kriegsgebiet. Dazwischen etliche Polizisten in voller Montur und mit Schutzschildern, die aber wegen der Gruppengröße der gewalttätigen Jugendlichen schlichtweg überfordert waren. Sie schützten Feuerwehrleute, damit sie ihre Arbeit machen können.

Als ich dann mit einem Feuerwehrmann ein Interview führte, kam ein junger Mann mit einer Schreckschusswaffe in der Hand auf uns zu, pöbelte rum und schoss dann mehrmals direkt neben meinem Kopf in die Luft. Dass neben uns auch eine Polizistin stand, interessierte ihn offenbar nicht. In diesem Moment wusste ich, jetzt wird es hier zu gefährlich. Auch die Polizei hat uns dringend geraten, zu verschwinden.

RTL-Reporter Andreas Hahn hat die Silvesternacht in Berlin-Neukölln hautnah miterlebt.
RTL-Reporter Andreas Hahn hat die Silvesternacht in Berlin-Neukölln hautnah miterlebt.
Privat

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"Ich habe einen Schock erlitten"

Ich mache den Jobs als Reporter schon eine Weile und da entwickelt sich ein innerer Kompass, wann es an der Zeit ist, von einem Drehort zu verschwinden. Ich bin ehrlich, ich hatte Angst, dass meinem Team und mir noch etwas ernsthaftes passiert. Wir sind zur Wache zurückgefahren und erst dort bemerkte ich, dass ich weiche Knie und einen trockenen Mund hatte. Ich habe einen Schock erlitten. Die Feuerwehrleute, die dann so ab 2 Uhr zurück vom Einsatz kamen, waren alle vollkommen paralysiert von dem Ausmaß der Gewalt an diesem Silvesterabend.

Ein Feuerwehrmann sagte zu mir „Ich mache das seit 20 Jahren, so was haben wir hier noch nie erlebt.“ Berliner Feuerwehrleute bringe so schnell normalerweise nichts aus der Ruhe, berichten sie. Aber dieser Abend sei für alle Einsatzkräfte ein einschneidendes Erlebnis gewesen.