Deutscher Tennis-Bund kann kein Fehlverhalten nachweisenSexualisierte und körperliche Gewalt: Schwere Vorwürfe gegen Tennis-Funktionär Hordorff

Die Vorwürfe gegen den ehemaligen Tennis-Erfolgstrainer Dirk Hordorff wiegen schwer. Gleich mehrere Sportler setzen den Vize-Präsidenten des Deutschen Tennis-Bundes öffentlich unter Druck. Es geht offenbar um sexualisierte Gewalt und Machtmissbrauch.
Recherchen und Interviews belasten Hordorff schwer
In der schillernden Welt des Tennis ist der Name Dirk Hordorff kein Unbekannter. Zahlreichen Profis verhalf der mittlerweile 66-Jährige zu einer ruhmreichen Karriere: Rainer Schüttler schaffte unter ihm den Sprung an die Weltspitze. Der Serbe Janko Tipsarević trainierte unter Hordorff und selbst den jetzigen Weltranglistenersten, Novak Djokovic, förderte er früh.
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All jene Erfolge Hordorffs werden nun infrage gestellt. Der gebürtige Bad Homburger wird nun durch Recherchen der Süddeutschen Zeitung, des NDR und der Sportschau schwer belastet. Gleich mehrere Sportler äußerten Vorwürfe, der DTB-Vizepräsident soll sie sexuell belästigt haben.
"Ich war geschockt, habe mich gefühlt wie Scheiße"

Einer von ihnen ist Maximilian Abel. Der mittlerweile 41-Jährige sprach mit dem Medienkollektiv über seine Erfahrungen mit seinem ehemaligen Trainer Hordorff. Abel schildert ein Machtverhältnis, das entstanden sei: Um sich dauerhaft im Spitzenbereich des Tennis zu etablieren, bedurfte es vor allem finanzielle Unterstützung. Für die habe Hordorff gesorgt, Abel sogar kostenlos trainieren lassen, bis dieser unter die Top 100 komme.
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Lange sah es danach aus. In seiner Jugendzeit spielte Maximilian Abel sogar Duelle gegen Roger Federer. Doch Abel, der in den 1990er Jahren zu den besten Jugendspielern weltweit gehörte, erinnert sich nicht nur an die Zeiten des sportlichen Erfolgs. Abel erinnert sich auch an eine unangenehme Situation, in der Hordorff ihm vorgeworfen habe, Saiten zum Bespannen eines Tennisschlägers nicht abgeholt zu haben. Zur Strafe habe der Trainer ihn gezwungen, sich nackt auszuziehen und ihn dann geschlagen. "Ich war geschockt, habe mich gefühlt wie Scheiße", so Abel laut Süddeutscher Zeitung, NDR und Sportschau.
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Derzeit sitzt Maximilian Abel wegen Kreditkartenbetrugs mehr als sieben Jahre im Gefängnis. Das erbeutete Geld investierte er in Alkohol, Drogen und Glücksspiel. Er weiß, dass seine Glaubwürdigkeit aufgrund der Haftstrafe infrage gestellt würde. Allerdings decken sich die Anschuldigungen mit denen anderer Sportler, die in der Vergangenheit mit Hordorff zusammenarbeiteten, so der Bericht.
Seelische, sexualisierte und körperliche Gewalt

Ein weiterer Betroffener, der seine Anschuldigungen gegen den DTB-Vize zum Ausdruck bringt, ist Sriram Balaji. Im Zuge eines Stipendiums des indischen Verbandes war Balaji im Jahr 2010 beim hessischen Landesverband stationiert. Der mittlerweile 33-Jährige lernte Hordorff, damals noch als Präsident des hessischen Landesverbandes, während seines dreimonatigen Aufenthalts kennen. Hordorff erkundigte sich regelmäßig nach dem Wohlbefinden des Inders, klopfte kurz und trat ins Zimmer ein.
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Balaji erinnert sich: "Ich hatte das Gefühl, er wollte mich wie seinen Sklaven behandeln." Der damals 20-Jährige habe sich ausziehen müssen. Dann erfolgte ein „Muskelcheck“, wie der Tennisfunktionär seine Vorgehensweise laut Balaji nannte: Schultern, Arme, Beine, Rücken und Po – Hordorff berührte den Tennisspieler nahezu überall. Nur vor dem Genitalbereich machte er Halt. Maximilian Abel bestätigt das Vorgehen. Hordorff lässt die Vorwürfe durch eine Anwaltskanzlei als "schlicht unzutreffend" zurückweisen.
DTB widerspricht: Fehlverhalten "nicht mit Sicherheit nachgewiesen"
Dem Deutschen Tennis-Bund sind die Vorwürfe nicht neu. Maximilian Abel soll nach eigenen Angaben bereits vor knapp einem Jahr seine Anschuldigungen per Brief an den DTB-Präsidenten Dietloff von Arnim übermittelt haben. Daraufhin hat der Verband eigene interne Untersuchungen veranlasst, nachdem es „im Februar 2022 erstmals Äußerungen eines ehemaligen Spielers gab, die Beanstandungen mehrere Jahrzehnte zurückliegenden Verhaltens eines Präsidiumsmitglieds betreffen.“
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Weiter heißt es in der Pressemitteilung: „Die Untersuchung kommt zu dem Ergebnis, dass der erhobene Vorwurf eines Fehlverhaltens nicht mit Sicherheit nachgewiesen werden kann.“ Hordorff, der namentlich unerwähnt bleibt, wird sein Amt „bis auf Weiteres“ ruhen lassen. (rdr)


