F1-Star auf Cover von SchwulenmagazinVettel: Schwuler Formel-1-Fahrer "wäre willkommen"

ARCHIV - 01.08.2021, Ungarn, Mogyorod: Motorsport: Formel-1-Weltmeisterschaft, Großer Preis von Ungarn, Rennen: Sebastian Vettel aus Deutschland vom Team Aston-Martin kniet vor dem Rennen auf der Rennstrecke zur Unterstützung der Black-Lives-Matter-Bewegung nieder und trägt eine T-Shirt in Regenbogenfarben. (zu dpa ««Heuchler» Vettel: Vom Weltmeister zum Weltverbesserer») Foto: Florion Goga/Pool Reuters/AP/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Zeichen gegen Intoleranz: Sebastian Vettel kniet for dem Ungarn-GP im Regenbogenshirt in der Startaufstellung.
DMV mka nwi axs jai, dpa, Florion Goga

Dass sich Sebastian Vettel für die LGBTQ-Community stark macht, ist kein Geheimnis. Beim Ungarn-GP des Vorjahres erschien Vettel in Regenbogenschuhen, kniete vor dem Rennen im bunten T-Shirt und bezog rund um das Rennen klar Stellung gegen ein von der ungarischen Regierung beschlossenes Gesetzt, das Homosexualität quasi aus der Öffentlichkeit verbannt. Das Schwulen-Magazin „Attitude“ hat Vettel nun sogar auf ihr Cover gesetzt und ein neunseitiges Interview mit dem viermaligen Weltmeister veröffentlicht. Kernsatz: Vettel glaubt, dass die Machowelt Formel 1 bereit ist für einen schwulen Fahrer.

Vettel fordert mehr Engagement

Ein schwuler Formel-1-Pilot? „Vielleicht wäre das in der Vergangenheit nicht der Fall gewesen, aber jetzt denke ich, dass ein schwuler Formel-1-Fahrer willkommen wäre – und das zu Recht“, sagte Vettel. „Ich glaube, dass ein schwuler Fahrer dazu beitragen würde, die Beseitigung von Vorurteilen zu beschleunigen und unseren Sport in eine bessere Richtung zu lenken. Ich denke und hoffe also, dass unser Sport für einen solchen Fahrer bereit wäre.“

Der Aston-Martin-Pilot rief die Formel-1-Macher dazu auf, ihr eigenes Credo noch stärker zu betonen und mehr für Vielfalt und Inklusion zu tun. „Die Formel 1 hat eine Kampagne mit dem Namen ‚We race as one‘ ins Leben gerufen – was gut ist – aber wir müssen uns alle gemeinsam bemühen, um sicherzustellen, dass es tatsächlich zu positiven Veränderungen kommt; wir müssen also handeln, anstatt nur darüber zu reden.“

Heldenbild ist falsch - das wirkliche Ich dagegen wichtig

Homosexuelle Rennfahrer sollten sich nicht verstecken und bestimmten Rollenbildern anpassen müssen, sagte Vettel und zog Parallelen zu anderen Sportarten. „Es ist ähnlich wie im Fußball. Rennfahrer müssen dem alten Bild eines Spielers oder Fahrers als ,Held‘ mit bestimmten Kriterien entsprechen. Aber die Beurteilungskriterien sind einfach falsch. Es erfordert enormen Mut, sein wahres Ich zu zeigen, anstatt sich hinter einer Fassade zu verstecken, die darauf beruht, was die Leute erwarten.“

Einen Formel-1-Boykott in Ländern, in denen Menschenrechte mit Füßen getreten werden, hält Vettel dennoch nicht für sinnvoll. „Was die LGBTQ-Rechte angeht, so gibt es einige Länder, die wir besuchen, die strenger sind als andere“, so der Ex-Champion. „Wir könnten uns weigern, dort Rennen zu fahren – aber was dann? Wenn wir keine Rennen veranstalten, können wir überhaupt nichts bewirken. Aber wenn wir in diesen Ländern Rennen fahren und höflich, aber bestimmt für das eintreten, was wichtig ist, können wir eine positive Wirkung erzielen. Werte und Prinzipien können nicht an Grenzen Halt machen.“

Anzeige:
Empfehlungen unserer Partner

Outing seiner Kinder wäre für Vettel kein Problem

In dem Interview wurde es auch persönlich. Vettel betonte, dass er kein Problem damit hätte, wenn sich seine Kinder „outen“ würden. „Meine Aufgabe als Elternteil ist es, meine Kinder zu lieben und zu unterstützen, so gut ich kann. Was auch immer sie tun oder wen auch immer sie lieben wollen, ich unterstütze sie. Es gibt also keine andere Reaktion als bedingungslose Unterstützung und Liebe.“ (mar)