Lehrerpräsident appelliert an die Politik: Macht eure Hausaufgaben!
Bis zum letzten Ferientag: Eltern wissen nicht, was am ersten Schultag los ist
Zwischen den Jahren scheint sich die Corona-Lage zu entspannen. Viele Menschen verbringen die Zeit zu Hause, müssen nicht zur Arbeit und auch die Schulen sind wegen der Weihnachtsferien bis ins neue Jahr geschlossen. Doch was danach kommt, weiß aktuell noch niemand so genau. Schülerinnen und Schüler, Eltern und Lehrer – sie alle tappen im Dunkeln, was am ersten Tag nach den Ferien eigentlich los ist.
Einige Bundesländer haben zwar schon Maßnahmen, wie verlängerte Weihnachtsferien oder eine Rückkehr zum Distanzunterricht angekündigt. Doch an einheitlichen Regelungen für alle Bundesländer, die für eine heran rollende Omikron-Welle dringend von Nöten wären, fehlt es mal wieder.
Der Präsident des Lehrerverbandes Heinz-Peter Meidinger kritisiert genau das: Es sei wichtig, dass die Politik genau JETZT sagt, was nach den Ferien ist, und nicht erst am letzten Ferientag. Und die Zeit drängt: In einigen Bundesländern beginnt die Schule schon nächste Woche wieder. Das komplette Interview mit Meidinger sehen Sie im Video.
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Brauchen JETZT einen Notfallplan für Schulen
„In die Glaskugel schauen kann niemand,“ sagt Lehrerpräsident Heinz-Peter Meidinger über die Coronalage in den Schulen im neuen Jahr. Das hänge aber auch maßgeblich davon ab, wie heftig die neue Omikron-Welle nun wirklich wird.
Um auf jeden Fall vorbereitet zu sein, sei es „notwendig, dass die Politik JETZT sagt was nach den Ferien ist.“ „Wir brauchen einen Notfallplan, den man sehr schnell publizieren muss und da kann man nicht warten bis zum letzten Ferientag.“
Denn Schülerinnen und Schüler, Lehrkräfte und Eltern wollen vorbereitet sein. Meidinger ist überzeugt: „Durch Omikron ändert sich die Lage an den Schulen enorm.“ Das Problem: Die Mehrheit der Schülerinnen und Schüler ist noch ungeimpft. Wenn vielfach 30 Kinder eng an eng im Klassenraum zusammen sitzen, bräuchte es „deutliche zusätzliche Gesundheitsschutzmaßnahmen“.
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Rückkehr zum Distanzunterricht?
Auf eine mögliche Rückkehr in den Distanzunterricht blickt Meidinger optimistischer, als noch vor einem Jahr. Fast alle Kinder und Lehrkräfte seien mittlerweile mit eigenen oder Leihgeräten für Zuhause ausgestattet. Haken würde es allerdings noch am schnellen Internet und Lernplattformen.
Meidinger bemängelt zu dem fehlende Raumluftfilter in den Schulen: „Wir haben Förderprogramme für Raumluft-Filteranlagen in Klassenzimmern und da sind noch hunderte von Millionen nicht abgerufen worden. Das ist eigentlich ein Armutszeugnis für Politik.“
Aber: „Auch die beste Ausstattung führt natürlich trotzdem dazu, dass Schüler abgehängt werden.“ Vor allem jüngere Schülerinnen und Schüler, die noch nicht selbstständig zu hause arbeiten könnten oder Brennpunktschulen hätten mit Distanzunterricht große Probleme. Deshalb sei dieser „auch in Zukunft nicht vergleichbar mit Präsenzunterricht“.
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Meidinger: "Politik muss ihre Hausaufgaben machen!"
Der Lehrerpräsident fordert, dass nun die Politik „ihre Hausaufgaben macht“. Es brauche einheitliche Regeln für alle Schulen – Bundesland übergreifend. „Wir brauchen einen Notfallplan, den man sehr schnell publizieren muss und da kann man nicht warten bis zum letzten Ferientag.“ Eine Besprechung der Ministerpräsidenten am siebten Januar sei schon zu spät. „So wissen Eltern vielleicht bis zum letzten Ferientag nicht, was am ersten Schultag los ist.“
Um auf der möglichst sicheren Seite zu sein, gibt Meidinger für den ersten Schultag nach den Ferien geben noch einen Tipp: „Mein dringender Rat an Eltern: Testen Sie, wenn Sie die Möglichkeit dazu haben, Ihre Kinder am letzten Ferientag selber, um dann auch eine Sicherheit zu haben, dass Sie nicht infiziert sind, wenn Sie in die Schule kommen.“
Druck auf die Kultusministerkonferenz wächst
Angesichts der erwarteten neuen Corona-Welle wächst der Druck auf die Kultusministerkonferenz, bald in einer Sondersitzung Lösungen für eine mögliche Belastungssituation in den Schulen zu erarbeiten. Bildungsexperten fordern dafür dringend Konzepte. Wie zuvor bereits Thüringens Minister Helmut Holter (Linke) verlangte auch der Verband Bildung und Erziehung (VBE) eine kurzfristige Sitzung der Ressortchefs der Länder. Auch der OECD-Bildungsdirektor Andreas Schleicher beklagte, dass Deutschland keine taugliche Strategie entwickelt hat.
In Thüringen, wo die Schule schon nächste Woche wieder losgeht, ist der Ärger in der Politik groß: „Mit ihrer chaotischen Schulpolitik treibt die Landesregierung selbst vernünftige Familien auf die Barrikaden. Das ist unverantwortlich und führt zu großem Frust und weiterer Unruhe im Land. Ich fordere eine Kabinettssitzung noch vor dem Jahreswechsel, die eine klare Aussage trifft, wie und unter Berücksichtigung welcher Kriterien es an den Schulen weitergeht,“ so CDU-Fraktions-Vorsitzender Mario Voigt. „Was die Landesregierung vorhat, ist nicht umsetzbar und führt absehbar ins völlige Chaos.“ (khe/eku/dpa)
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