Vor 40 Jahren tötete Marianne Bachmeier den mutmaßlichen Mörder ihrer Tochter Es war kein Racheakt: „Sie wollte nicht, dass der Angeklagte durch seine Aussage ihre Tochter schlecht macht!“

ARCHIV - 02.11.1982, Schleswig-Holstein, Lübeck: Durch einen Pulk von Fotografen geht Marianne Bachmeier (2.v.r) am 02.11.1982 zu ihrem Platz im Gerichtssaal. Am 6. März 1981 erschoss die Gastwirtin Marianne Bachmeier in einem Lübecker Gerichtssaal den mutmaßlichen Mörder ihrer Tochter.  (zu dpa "Schüsse im Gericht - Marianne Bachmeier machte Justizgeschichte") Foto: picture alliance / dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Vor 40 Jahren übte Marianne Bachmeier Selbstjustiz
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Sie feuert acht Mal auf den Mann, der ihre Tochter ermordet haben soll. Mit sechs Schüssen trifft Marianne Bachmeier den Mann, der ihre kleine Anna vergewaltigt und erwürgt haben soll. Der Angeklagte Klaus Grabowski ist sofort tot.
Den ganzen Fall von Marianne Bachmeier und die Hintergründe zur Tat schlüsseln wir in unserem True Crime Format #crimetuesday auf Instagram auf. Mehr Infos rund um True Crime finden Sie auch in unserer True Crime Gruppe auf Facebook.

Es ging Bachmeier nicht um Rache

Die Tat am 6. März 1981 im Lübecker Landgericht gilt heute - 40 Jahre danach – noch immer als spektakulärster Fall von Selbstjustiz in Deutschland. Marianne Bachmeier erklärte später, dass es ihr nicht um Rache gegangen sei. Klaus-Dieter Schulz, der als zuständiger Staatsanwalt Bachmeier vernahm: "Sie sagte, sie habe verhindern wollen, dass der Angeklagte durch seine Aussage ihre Tochter öffentlich schlecht macht", so Schulz zur Deutschen Presseagentur.

Mutmaßlicher Mörder legte zuvor Geständnis ab

ARCHIV - 06.03.1981, Schleswig-Holstein, Lübeck: Blick über die Blutlache und Anklagebank auf die Tür, von wo aus die tödlichen Schüsse auf Klaus Grabowsky fielen (Archivfoto vom 06.03.1981). Am 6. März 1981 erschoss die Gastwirtin Marianne Bachmeier in einem Lübecker Gerichtssaal den mutmaßlichen Mörder ihrer Tochter. (zu dpa: "Schüsse im Gericht - Marianne Bachmeier machte Justizgeschichte") Foto: Cornelia Gus/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Vor 40 Jahren übte Marianne Bachmeier Selbstjustiz
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Der 6. März 1981 war der dritte Verhandlungstag im Prozess gegen den 35-jährigen Schlachter Klaus Grabowski. Er hatte bereits gestanden, die sieben Jahre alte Anna in seiner Wohnung vergewaltigt und erwürgt zu haben. Kurz vor Verhandlungsbeginn betrat Bachmeier den Gerichtssaal, zog eine Pistole aus ihrer Manteltasche und feuerte auf den Angeklagten, der ihr den Rücken zugekehrte. Sechs Schüsse trafen Grabowski (35), der noch im Gerichtssaal starb. "Ich weiß noch, dass ich in meinem Dienstzimmer im Gerichtsgebäude saß, als plötzlich mein Chef rein kam und sagte, im Schwurgerichtssaal sei ein Mann erschossen worden", erinnert sich der damalige Staatsanwalt Schulz. "Als ich in den Saal kam, lag Grabowski tot auf dem Boden. Marianne Bachmeier war bereits in einen Nebenraum gebracht worden."

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Sechs Jahre Haft wegen Totschlags

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Die Tat der damals 31 Jahre alten Mutter entfachte in der Öffentlichkeit eine hitzige Diskussion über Selbstjustiz und den Umgang der Justiz mit Sexualstraftätern. Der wegen Sexualverbrechen an Kindern vorbestrafte Grabowski hatte sich freiwillig kastrieren lassen, war dann aber mit richterlicher Genehmigung mit Hormonen behandelt worden. Im November 1982 begann der Prozess gegen Bachmeier. "Das Interesse der Öffentlichkeit und der Presse war riesig", erinnert sich Schulz. Die Anklage lautete zunächst auf Mord. Im März 1983 aber verurteilte das Landgericht Lübeck Bachmeier wegen Totschlags zu sechs Jahren Gefängnis, von denen sie gut zwei Jahre absaß.

An der Seite ihrer Tochter beerdigt

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Nach ihrer vorzeitigen Haftentlassung 1985 heiratete Bachmeier einen Afrikaner und zog mit ihm nach Nigeria. Nach ihrer Scheidung 1990 pflegte sie Sterbende in einem Hospiz auf Sizilien. Dann erkrankte sie selbst an Krebs und kehrte nach Lübeck zurück. Wenige Monate später, im September 1996, starb Marianne Bachmeier im Alter von 46 Jahren. Sie wurde an der Seite ihrer Tochter Anna beigesetzt. Das gemeinsame Grab von Mutter und Tochter wurde 2016 eingeebnet, nachdem die Liegezeit von 20 Jahren abgelaufen war. Einzig Bachmeiers ehemalige Kneipe, das «Tipasa», gibt es noch in der Lübecker Altstadt.

Quelle: DPA / RTL Nord