Realfilm-Remake vor erstem Trailer schon hart in der Kritik
Schneewittchen und die sieben Aufreger: Das bringt Disney-Fans auf die Palme

Wokeness-Vorwurf gegen den Schneewittchen-Realfilm von Disney!
Der Trailer zum neuen Realfilm-Remake „Schneewittchen“ aus dem Hause Disney (Start geplant für April 2024) ist noch nicht raus, da ist das Gemecker schon in vollem Gange. Erst gab’s Streit um die Zwerge – pardon: jetzt „magische Gestalten“ – nun wird über Schneewittchen hergezogen. Darum geht’s bei der Aufregung um die Neuverfilmung des Trickfilm-Klassikers von 1937:
1. Rachel Zegler als Schneewittchen? Manchem Disney-Fan ist sie nicht schneeweiß genug
„Braunwittchen“ wird Hauptdarstellerin Rachel Zegler schon in einem Artikel genannt oder in einer englischsprachigen Publikation „Off White“ – statt „Snow White“. Auch in sozialen Netzwerken bekommt Disney wie schon bei „Arielle“ viel Gegenwind für die Besetzung der weiblichen Realfilm-Hauptrolle mit einer Schauspielerin, deren Hautfarbe sich einige Kommentatoren heller gewünscht hätten.
Echt jetzt? Schließlich klingt die Beschreibung Schneewittchens in Grimms Märchen nicht wirklich naturgetreu: „So weiß wie Schnee, so rot wie Blut und so schwarz wie Ebenholz“. Die Farbsymbolik gibt hier vielmehr die drei großen Themen des Märchens vor: Unschuld, Liebe, Tod. Dazu geht’s um Schönheitswahn, um den Neid der neuen Königin (Gal Gadot) auf die schöne junge Stieftochter. Warum sollte letztere nicht von Rachel Zegler gespielt werden, die im Remake von „West Side Story“ eine bezaubernde Maria sang, tanzte und spielte? Im Video gibt’s die Reaktionen aus unserer Straßenumfrage auf die hübsche Hauptdarstellerin.
Lese-Tipp: So rassistisch und sexistisch sind diese zwölf Disney-Klassiker
Im Video: Rachel Zegler erntet Kritik, weil sie nicht weiß genug ist!
2. Rachel Zegler bekommt Ärger, weil sie sich selbst als Latina bezeichnet
Den einen ist Rachel Zegler nicht weiß genug. Anderen war sie wiederum nicht genug Latina, als sie sich auf der Plattform „X“, vormals Twitter, überschwänglich freute: „Kleine Kinder bekommen eine Latina als Schneewittchen zu sehen! Verrückt!“
„Warum wollen Amerikaner unbedingt Latinos sein? Mädchen, du bist aus New Jersey“, kommentiert eine Userin. Eine andere bringt Rachel Zegler dazu, zu präzisieren, dass sie sich als „weiße Latina“ versteht. Geboren ist die Schauspielerin in New Jersey, USA. Ihre Großmutter mütterlicherseits wanderte in den 1960ern aus Kolumbien in die USA ein, ihr Vater hat polnische Vorfahren. Wir halten fest: So richtig recht machen kann man es den Leuten nicht. Zumindest nicht allen.
3. Rachel Zegler wagt es, Schneewittchen unmodern zu finden
Die Schauspielerin feiert Disney nicht nur dafür, dass das Filmstudio sich in den Neuverfilmungen um mehr Diversität bemüht. Für Rachel Zegler ist klar, dass mehrere Generationen von Feministinnen später die Story von passiven Prinzesschen Schneewittchen auch nicht mehr die gleiche sein kann: „Sie wird nicht mehr vom Prinzen gerettet und träumt nicht mehr von der wahren Liebe“, stimmt uns die Hauptdarstellerin in einem „Variety-Interview“ darauf ein, was uns 2024 im Kino erwartet und sagt Sätze in laufende Kameras wie: „Das Original ist von 1937 – ganz offensichtlich von 1937“. Die Quittung bekommt sie prompt – mal wieder aus den sozialen Netzwerken: „Rachel, wenn du Schneewittchen so hasst – warum hast du die Rolle dann angenommen?“ Übrigens hat Disney schon beim „Arielle“-Remake die Story zumindest an einer Stelle emanzipiert. Arielle selbst legt der bösen Ursula am Ende das Handwerk– die wichtigste der wenigen Änderungen des ansonsten sehr originaltreuen Remakes.

4. Schneewittchen und sieben Zwerge? – das findet nicht nur Peter Dinklage echt rückständig
Rachel Zegler ist nicht die Einzige, die ihr Fett wegbekommt. Peter Dinklage, der selbst kleinwüchsige Tyrion Lannister aus „Game of Thrones“, fand es scheinheilig, dass Disney stolz auf die diverse Hauptrollenbesetzung hinweise, dann aber die „verdammt rückständige Story über sieben Zwerge, die zusammen in einer Höhle leben“ erzählen wolle. Das Studio hat darauf bereits reagiert und sich mit nach eigenen Angaben mit Kleinwüchsigen-Vertretern beraten.
5. Die Zwerge sind jetzt „politisch korrekte Begleiter:innen“ – auch nicht fein für alle
Erste Bilder von den Dreharbeiten zeigen, dass Disney Ernst macht. Statt „Zwergen“ wie in Grimms Märchen gibt’s nun „magische Gestalten“ in allen Größen und Hautfarben. Das gibt die Märchenforschung durhaus her: In anderen Überlieferungen gab’s sieben Räuber, Drachen oder Riesen. Zuminde st eine kleinwüchsige Person scheint bei Disney jetzt dabei zu sein und auch eine Frau – oder sagen wir: eine weibliche gelesene magische Kreatur. Jetzt alle zufrieden?
Natürlich nicht! Nun lacht man im Netz über „Off White“ und ihre „Diversity Hires“. Die Unterstellung: Die Schauspieler seien nicht um ihrer selbst willen gecastet worden, sondern um eine Quote in einem möglichst diversen Cast zu erfüllen. Das eigentlich recht groß gewachsene „Zwergenmädchen“ stößt auch nicht bei allen auf Gegenliebe. Das waren vielleicht auch die, die in Disneys Superhelden-Spektakel „Eternals“ der Kuss des schwulen Pärchens oder die erste nicht binäre Disney-Figur im Pixar-Animé „Elemental“ gestört hat.
6. Angeblich floppen Disney-Filme mit diversem Cast

Disney hat gerade nicht durchgängig ein goldenes Händchen. Dem hauseigenen Streaming-Dienst springen Abonnenten ab. „Elemental“, „Die Geistervilla“ und „Arielle“ haben an der Kinokasse nicht so gerockt wie erhofft. Aber das allein auf diverse Themen oder Besetzung zu schieben, wäre zu einfach. Gerade die im Vorfeld kritisierte Hauptdarstellerin Halle Bailey überzeugte in „Arielle“ durch ihre Gesangseinlagen.
Produktionen anderer Verleiher wie „Barbie“, der Sensations-Kinohit des Jahres 2023, zeigen, dass es doch geht: Neben den beiden weißen Hauptdarstellern Margot Robbie und Ryan Gosling setzt Warner auf Diversity bei der „Barbie“-Besetzung, wohingegen Disneys „Indiana Jones 5“ mit einem mittlerweile alten weißen Mann in seiner Paraderolle auf Nummer sicher ging und trotzdem nicht den gewünschten Umsatz brachte. Viele andere Faktoren entscheiden über den Erfolg: Qualität einer Produktion, Vermarktungsstrategie, Qualität der Produktion, thematischer Fit fürs Publikum, viele Konkurrenzfilme zum Starttermin und die Anfang des Jahres noch unentspannte Post-Corona-Lage des Kinos.
7. Der eigentliche Aufreger bei Schneewittchen könnte sein: Warum muss Disney überhaupt neu verfilmen?
Statt sich zu fragen, ob Diversität zulasten der Werkstreue geht, könnte man sich durchaus auch überlegen: Wer braucht ein Realfilm-Remake eines Disney 2D-Films, wenn sich auf den so viele verständigen können? Und wie viele dieser Neuaufgüsse? Eine Idee wäre es, ein Märchen auf die Leinwand zu bringen, dem sich Disney bislang noch nicht gewidmet hat – ob jetzt mit echten Schauspielern oder als Trickfilm. Wenn man das dann so modernisiert, dass es auch zum Stoff passt, fällt die Kritik an der Diversität vielleicht moderater aus. Zumindest gibt’s dann keinen Vergleich mit einer Vorlage, die vor mehr als 80 Jahren als modern durchging.