1.000 Rennen in China

RTL.de-Serie zum Jubiläums-GP: Die besten Formel-1-Manöver aller Zeiten

Mika Häkkinen (McLaren) und Michael Schumacher (Ferrari) 2000 in Spa
Mika Häkkinen besiegte Michael Schumacher 2000 in Spa mit einem Überholmanöver für die Ewigkeit
Imago Sportfotodienst

Die Formel 1 feiert beim Großen Preis von China ein dickes Jubiläum. In Shanghai findet am Wochenende der 1.000 GP der Geschichte statt. Von 1950 bis heute - wir haben in den Archiven der Königsklasse gestöbert und einige der spektakulärsten und spannendsten Geschichten für Sie herausgekramt. Teil 2 unserer RTL.de-Serie: Die besten Überholmanöver aller Zeiten.

Mika Häkkinen vs. Michael Schumacher, Belgien-GP 2000, Spa-Francorchamps

Michael Schumacher und Mika Häkkinen liefern sich im Jahr 2000 einen WM-Kampf auf allerhöchstem Niveau – beinhart, aber immer fair. So auch beim Großen Preis von Belgien in Spa. Auf der Ardennen-Achterbahn kommt es zu einem legendären Rad-an-Rad-Duell der Rivalen. Zunächst läuft im Nassen alles gegen Häkkinen. Der Finne verliert wegen eines Drehers eine komfortable Führung an Schumacher, kann dem für Regen besser abgestimmtem Ferrari nicht folgen. Aber: Die Strecke trocknet wieder ab. Nach den Boxenstopps holt Häkkinen mit Trockenreifen in Windeseile auf, wenige Runden vor Schluss hat er den Deutschen im Visier. Vor Les Combes wagt der McLaren-Pilot den ersten Angriff. Schumacher schmeißt kompromisslos die Tür zu, um ein Haar kommt es zur Kollision.

Eine Runde später will es Häkkinen erneut wissen. Synchron jagen Schumi und Mika die Vollgas-Wand Eau Rouge hinauf – keiner lupft auch nur einen Millimeter den Fuß vom Gaspedal. Auf der Geraden saugt sich Häkkinen an den Ferrari heran. Anders als eine Runde zuvor sind die WM-Kontrahenten auf der Geraden dieses Mal nicht allein. Der Hinterbänkler Ricardo Zonta tuckert vor ihnen auf Les Combes zu – und bleibt wohlwissend einfach mal in der Mitte der Strecke. Schumacher zieht links, Häkkinen instinktiv rechts am BAR vorbei. So taucht Häkkinen auf einmal neben seinem überrumpelten Widersacher auf, bremst sich innen an Schumacher vorbei. Eine Jahrhundert-Aktion. Der McLaren-Mercedes-Pilot triumphiert zum einzigen Mal in Schumachers Wohnzimmer. Den Titel gewinnt am Ende aber die Ferrari-Legende.

Nelson Piquet vs. Ayrton Senna, Großer Preis von Ungarn 1986, Budapest

Der Hungaroring vor den Toren von Budapest wird gerne als Monaco ohne Leitplanken bezeichnet. Will heißen: Überholen ist auf der kurvigen Piste kaum möglich. „Was juckt mich das?!“, denkt sich 1986 Nelson Piquet. Der Brasilianer in Williams-Diensten liegt hinter seinem Landsmann Ayrton Senna (Lotus) auf Platz 2, als er die Faxen dicke hat. Auf der Start/Ziel-Geraden setzt er sich vor der ersten Rechtskurve außen neben Senna, bremst spät und wirft seinen Boliden mit einem Drift, den man sonst nur beim Go-Kart-Fahren sieht, am verdutzten Senna vorbei. Der gewinnt zwar den Grand Prix, in Erinnerung geblieben ist aber Piquets Drift des Jahrhunderts.

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Nigel Mansell vs. Nelson Piquet, Großer Preis von Großbritannien 1987, Silverstone

Nigel Mansell und Nelson Piquet (Williams) beim Großbritannien-GP 1987 in Silverstone
Nigel Mansell (l.) machte Nelson Piquet 1987 beim Großbritannien-GP nach allen Regeln der Kunst nass
Imago Sportfotodienst

Nigel Mansell und Nelson Piquet geben sich in den 1980er Jahren bei Williams nicht nur auf der Strecke Saures. Piquet macht sich über Mansells „burschikose“ Gattin lustig, klaut seinem Stallrivalen sogar einmal das Klopapier als Mansell mit üblem Dünnpfiff aufs (stille) Örtchen muss. 1987 rächt sich der schnauzbärtige Brite auf heimischem Boden mit einer Finte für die Ewigkeit. Im Windschatten des Brasilianers hat Mansell auf der Hangar Straight eine zündende Idee. Er täuscht (von sich aus gesehen) linksaußen ein Überholmanöver an. Piquet schluckt den Köder, schneidet Mansell sofort den Weg ab. Darauf aber hat das Schlitzohr gewartet. Blitzschnell zieht er rechts auf die verwaiste Innenbahn rüber, setzt sich neben seinen verhassten Garagen-Nachbarn und bremst sich vorbei. Klassischer Fall von: Versägt!

Mark Webber vs. Fernando Alonso, Großer Preis von Belgien 2011, Spa Francorchamps

Überholmanöver in Eau Rouge sind lebensgefährlich. Die deutsche Formel-1-Hoffnung Stefan Bellof kommt 1985 bei einem Sportwagenrennen ums Leben, als er versucht, Jacky Ickx eingangs der Vollgas-Wand zu überholen. 26 Jahre später gelingt das verwegene Manöver Mark Webber. Auf der Bergab-Passage vor der legendären Kurve setzt sich der Red-Bull-Pilot neben Ferrari-Ass Fernando Alonso, der gerade aus der Box gekommen ist. Rad-an-Rad rasen sie mit 300 plus x auf Eau Rouge zu. Alonso zuckt als erster, gibt klein bei, der Australier schießt vorbei. Eine atemberaubende Aktion, die aber nicht nur wegen Webbers „balls of steel“, sondern auch dank Alonsos Lenkrad-Ratio gelingt.

Gilles Villeneuve vs. Rene Arnoux, Großer Preis von Frankreich 1979, Dijon

Der 30-Jährige Kanadier Gilles Villeneuve ist am 08.05.1982 in Zolder beim Abschlußtraining für den "Grossen Preis von Belgien" tödlich verunglückt. Der Unfall ereignet sich, als der Ferrari von Villeneuve in einer Kurve Radberührung mit dem March eines deutschen Fahrers bekommt. Der Wagen wird hoch in die Luft geschleudert und zerbirst, als er auf dem Boden aufschlägt. Dabei zieht sich Villeneuve, der noch angeschnallt mitsamt Fahrersitz aus dem Wagen geschleudert wird, tödliche Verletzungen.
Gilles Villeneuve war einer der härtesten Racer der F1-Geschichte. 1982 starb er nach einem Crash mit Jochen Mass in Belgien.

Gilles Villeneuve gibt 1981 in Dijon seinen Senf zur Geschichte der besten Formel-1-Überholmanöver. Der 1982 tödlich verunglückte Kanadier zeigt in Frankreich wie Bremsen auf der letzten, aber wirklich allerletzten Rille geht. Mit René Arnoux liefert sich Villeneuve rundenlang ein knallhartes Duell. Kurzzeitig jagt Arnoux dem Ferrari-Piloten Platz 2 ab, Villeneuve hat daraufhin das Messer zwischen den Zähnen. Am Ende von Start/Ziel zieht er im letzten Moment aus Arnoux‘ Windschatten heraus, steigt in die Eisen und presst sich mit qualmenden Reifen (ein Motorschaden wäre stolz) wieder am Franzosen vorbei. Wie viele Bremsplatten sich Villeneuve bei der Aktion geholt hat, ist nicht überliefert. Sein 2. Platz schon.

RTL.de Serie zum 1.000. GP - Teil 1: Die besten Rennen aller Zeiten