Achja...

Robert Lewandowski und der FC Bayern: Das absurde Ende einer Schlammschlacht

 Robert LEWANDOWSKI, FCB 9 in the DFB Pokal match BORUSSIA MÖNCHENGLADBACH - FC BAYERN MUENCHEN 5-0 in Mönchengladbach, October 27, 2021 Season 2021/2022. München, FCB.
Ein letzter Blick zurück nach München: Robert Lewandowski wechselt zum FC Barcelona.
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Robert Lewandowski war an diesem Samstag der vielleicht glücklichste Fußballer dieses Planeten. Endlich hatte der FC Bayern verstanden, dass der Stürmer tatsächlich zu seinem Herzensklub, der einst mal Real Madrid war und nun eben der FC Barcelona ist, wechseln möchte. Das zermürbende "Basta!" der Münchner Bosse wirkte in dem Moment der großen Befreiung einfach nur noch wie ein großes Missverständnis. Die Zufriedenheit auf allen Seiten bedeutet das surreale Ende einer historischen Transfersaga. Überraschend kommt das indes alles nicht. Es brauchte keine Seherfähigkeiten, um dieses Ende, diese Show der Zuneigung zu provozeihen.

Aber auch kein Wort der Entschuldigung...

 Mannschaft Vorstellung des FC Bayern 2022/2023 Sadio Mane München Allianz Arena *** Team presentation of FC Bayern 2022 2023 Sadio Mane Munich Allianz Arena
Sadio Mané schultert nun die offensive Last des FC Bayern.
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Lewandowski gab sich als Ehrenmann, erschien an seinem letzten Arbeitstag für den Rekordmeister tatsächlich mal wieder pünktlich zur Arbeit, bedankte sich beim Klub, herzte seine Mitspieler sowie Trainer und bekannte dann, wie besonders, wie unvergesslich und toll die Zeit in München gewesen sei. Vergessen war das Leid der vergangenen Wochen. Keine Spur von jenen emotionalen Dingen, die in ihm "gestorben" waren. Aber auch kein Wort der Entschuldigung für all die kleinen, aber vor allem großen Störfeuer und Zumutungen der vergangenen Wochen. Und der vergangenen Jahre, auch da gab es immer wieder Abwanderungsgedanken-Sticheleien. Die zwar die Medien und Öffentlichkeit bestens unterhalten hatten, den Verein aber zermürbten.

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Robert Lewandowski verlässt den Klub, wie man diesen unnahbaren Profis stets gesehen hatte. Nicht als Mensch der Emotionen, sondern als eiskalter Profi. Er hat Spuren in München hinterlassen. Sie waren sportlich, nicht fürs Herz. Dass ausgerechnet er den Ewigkeitsrekord des ikonischen Gerd Müller geknackt hat, war ein Stich ins Herz der Fußball-Romantiker. Aber eben auch ein Beleg seiner herausragenden Qualität. 40 bis 50 Scorerpunkte pro Saison gehen dem Rekordmeister nun flöten, schätzt Sportvorstand Hasan Salihamidžić. Es ist eine konservative Rechnung. Begleichen sollen sie Welttransfer Sadio Mané und der Rest des Kaders. Einen direkten Nachfolger für Lewandowski wird der FC Bayern, Stand 16. Juli 2022, nicht verpflichten.

Bayern stets im "Driver's Seat"

Aber das bayrische "Basta!" steckt längst nicht so fest im Stein, wie einst das legendäre Schwert Excalibur. Trotz des Wissens um die gekündigte Lebensversicherung (Lewandowski) sorgt sich der Klub nicht um den sportlichen Fortbestand. Im Gegenteil. Klubboss Oliver Kahn sieht sich gar als Gewinner der manchmal durchaus clownesken Veranstaltung. Der Rekordmeister habe stets "im Driver’s Seat" gesessen "und immer aus der Position der Stärke heraus agiert. Und am Ende war es unserer Meinung nach das Beste, Robert die Freigabe zu erteilen. Wir als FC Bayern können mit dieser Entwicklung sehr gut leben". 45 Millionen Euro Ablöse und ein paar Bonuszahlungen sollen auf dem Münchner Konto landen. Geld für die angestrebten Zugänge von Konrad Laimer (RB Leipzig) und Matthijs de Ligt (Juventus Turin).

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Dass sich nun alle Parteien als Gewinner sehen, ist die lustigste und verdienteste Pointe der Geschichte. Denn bis zu diesem Samstagmorgen, 1.59 Uhr, sahen weder die Bosse aus München aus wie Sieger noch der Spieler. Der hatte den Verein bis zum Schluss gepiesackt, hatte die Antrittszeit zum Job freimütig auserwählt und wirkte auch sonst nicht auf professionellen Pfaden unterwegs. Und den Alphatieren an der Säbener Straße hatte man nie so recht glauben wollen, dass sie ihr "Basta!" knallhart durchziehen. Vermutlich wäre das gar die größere Sensation gewesen als der nun anstehende Transfer (schriftlich muss alles noch fixiert werden).

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"Lage hat sich grundlegend geändert"

 Vorstandsvorsitzender Oliver Kahn FC Bayern Muenchen AG bei der Spielervorstellung, Teampraesentation FC Bayern Muenchen, 16.07.22 Muenchen Bayern Deutschland *** Chairman of the board Oliver Kahn FC Bayern Muenchen AG during player presentation, team presentation FC Bayern Muenchen, 16 07 22 Muenchen Bayern Germany Copyright: xkolbert-press/UlrichxGamelx
"Basta!" - Oliver Kahn erklärt, warum es nun doch ganz anders kommt.
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Und außerdem war die Sache mit dem "Basta!" eh ganz anders, als zwischen Sonthofen und Flensburg unisono berichtet worden war. Sie war nämlich so: "Mit 'Basta' beendet man eine Diskussion. Und genau das wollte ich zum damaligen Zeitpunkt, denn wir hatten vor zwei Monaten weder ein Angebot für Robert noch Alternativen in Aussicht. Seitdem hat sich die Lage grundlegend geändert", sagte Ex-Titan Oliver Kahn der "Bild"-Zeitung. Der FC Barcelona hätte am Ende dann eine Summe geboten, "bei der ein Verkauf für uns absolut sinnvoll ist." Außerdem habe man parallel dazu erfolgreich auf dem Transfermarkt agiert und mit Sadio Mané einen Weltklassespieler für die Offensive verpflichtet. Grüße an Salihamidžić, den nächsten Sieger in diesem irren Spiel. Vom beschimpften ist er zum bestaunten Kaderplaner geworden. Die Vertragsverlängerung von Serge Gnabry gibt's on top.

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Und vergessen wir nicht Julian Nagelsmann. Der Trainer muss sich nun keine Gedanken mehr machen, wie er den überzeugten Polen in seine eigenen Überzeugungen presst. Das soll in der vergangenen Saison ja bereits gescheitert sein. Nagelsmann gilt eh als Typ, der mit dem klassischen Rollenbild Mittelstürmer fremdelt. So gilt das Motto der legendären Mini-Playbackshow: "Alle waren Sieger, auch wenn einer nur gewinnen kann." Wer das ist? Abgerechnet wird am 10. Juni 2023 im Atatürk-Olympiastadion in Istanbul, wenn der Henkelpott vergeben wird. Und dieses Ziel einigt schließlich sowohl den an diesem Samstag glücklichsten Fußballer des Planeten und den Verein, dem das "Basta!" plötzlich "peng" ist. (tno)