Jurist erklärt

Richterin spricht Boris Becker schuldig: Kann er in Berufung gehen?

Anwalt Patrick Jacobshagen zum Gerichtsurteil von Boris Becker.
Anwalt Patrick Jacobshagen zum Gerichtsurteil von Boris Becker.
RTL/picture alliance

Im Londoner Strafprozess gegen Boris Becker haben die Geschworenen den deutschen Ex-Tennisstar in vier Anklagepunkten für schuldig befunden. Der 54-Jährige habe seinem Insolvenzverwalter Teile seines Vermögens vorenthalten, entschied die Jury am Freitag (8. April). Am 29. April hat nun auch die Richterin ihr Urteil gefällt – und den Tennis-Star für zweieinhalb Gefängnisstrafe verurteilt!

Für Becker heißt das: Aus dem Gerichtssaal sofort ins Gefängnis! Doch gibt es für für ihn noch die Chance, in Revision gehen zu können? Wie erfolgreich ein Einspruch wäre, hat Jurist Patrick Jacobshagen bei RTL erklärt.

Boris Becker: Urteil verändert sein ganzes Leben

„Es gibt eine Möglichkeit, die sehr begrenzt ist: In Berufung oder in Revision zu gehen“, erklärt Anwalt Jacobshagen. „Das ist relativ schwierig, weil er steht schon vor einem sehr hohen Gericht. Da ist der sogenannte Crown Court. Das Gericht der Krone, das ist schon eine sehr hohe Instanz, die kann man aber auch angreifen. Man muss aber sehr detailliert argumentieren und man muss erstmal etwas finden, das das berichtigt“, so der Jurist. Das heißt: Dem Gericht müssen Fehler nachgewiesen werden, damit ein Urteil angefochten werden kann.

Doch Berufung und Revision sind an eine Frist gebunden, wie der Anwalt weiter erklärt.

Im Video: RTL-Reporterin Katharina Delling erklärt Details

Jury: Boris Becker schuldig! RTL-Reporterin erklärt Details Prozess in London
02:47 min
Prozess in London
Jury: Boris Becker schuldig! RTL-Reporterin erklärt Details
Anzeige:

Empfehlungen unserer Partner

28 Tage Zeit

Sollte Boris Becker innerhalb von 28 Tagen nach Schuldspruch in Revision gehen oder Berufung einlegen, bleiben ihm nur folgende Möglichkeiten: „Er muss sehr konsequent anzeigen, dass Verfahrensregeln nicht beachtet wurden. Dass das Verfahren nicht korrekt durchgeführt wurde, oder das es neue Beweismittel gibt.“

Gelingt es den Anwälten von Becker, nicht eingehaltene Verfahrensregeln zu dokumentieren, bestünde eine kleine Hoffnung für Becker.

Der Vorwurf

Becker wird vorgeworfen, Vermögenswerte wie Immobilien, Konten und wichtige Trophäen in dem Insolvenzverfahren gegen ihn, nicht ordnungsgemäß angegeben zu haben. Gleich zu Beginn forderte Richterin Deborah Taylor die Jury auf, Beckers Lifestyle bei ihrer Urteilsfindung zu berücksichtigen – um seine Geschichte und Erfahrungen besser verstehen zu können. Damit ist gemeint: Agenten und Berater kümmerten sich über Jahre um alle Angelegenheiten, er konzentrierte sich auf das Training und die Turniere. (mwa/rla)