Er ist im berüchtigten Straflager IK2

Alexey Nawalny bestätigt neuen Aufenthaltsort - jetzt meldet er sich aus der Strafkolonie

Die Haftbedingungen im russischen Gefängnis werden für den Oppositionspolitiker strenger.
Die Haftbedingungen im russischen Gefängnis IK2 werden für Oppositionspolitiker Alexej Nawalny strenger.
deutsche presse agentur

Vor wenigen Tagen war Alexej Nawalny aus der Untersuchungshaftanstalt an einen unbekannten Ort verlegt worden. Nun steht er fest: Der Kreml-Gegner befindet sich in einer der brutalsten Strafkolonien Russlands.

Kremlkritiker Nawalny meldet sich aus dem Gefängnis

Alexej Nawalny wird für die nächsten zweieinhalb Jahre in die Justizvollzugskolonie Nr. 2 der Föderalen Strafvollzugsbehörde der Region Wladimir, kurz IK 2 verlegt.
Alexej Nawalny wurde für die nächsten zweieinhalb Jahre in die Justizvollzugskolonie Nr. 2 der Föderalen Strafvollzugsbehörde der Region Wladimir, kurz IK 2 verlegt.
Kirill Kallinikov/ / Picture Alliance

Nach Tagen der Ungewissheit steht fest: Alexej Nawalny wurde in die berüchtigte Justizvollzugskolonie Nr. 2 der Föderalen Strafvollzugsbehörde der Region Wladimir gebracht, kurz IK 2 oder Pokrowskaja-Kolonie genannt. Am Montagnachmittag meldete sich der Oppositionspolitiker via Instagram zu Wort und bestätigte die vorangegangenen Medienberichte über seinen Aufenthaltsort. "Grüße an alle aus dem Sektor der besonderen Kontrolle A. Ich muss zugeben, dass mich das russische Gefängnissystem überrascht hat. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass es möglich ist, ein echtes Konzentrationslager nur 100 Kilometer von Moskau entfernt, einzurichten", schrieb er in der ihm eigenen lakonischen Manier.

Zu seiner Botschaft postete Nawalny ein mehrere Jahre altes Foto, das ihn mit einem frisch rasierten Kopf zeigt, eine Maßnahme, die auch in russischen Straflagern üblich ist.

Noch habe er keine Gewaltanwendungen erlebt oder Hinweise auf solche Praktiken gesehen, schrieb er weiter. Aber "aufgrund der angespannten Haltung der Sträflinge, die Angst haben, auch nur den Kopf zu drehen, glaube ich die Geschichten gern, dass hier in IK 2 noch bis vor Kurzem Menschen mit Holzhämmern fast zu Tode geprügelt wurden".

"Nun haben sich die Methoden geändert, und um ehrlich zu sein, erinnere ich mich an keinen Ort, wo alle so höflich – um nicht zu sagen freundlich – miteinander sprechen", erklärte der 44-Jährige. Sein "neues Zuhause" nenne er daher "unser freundliches Konzentrationslager".

Alexey Nawalnys Gefängnisalltag: Totale Überwachung und "Entmenschlichung"

Diese zur Schau getragene Höflichkeit kommt nicht von Ungefähr. Der Alltag in der Haftanstalt werde bestimmt durch ein strenges Regime und unzählige Regeln, die man stets befolgen muss. "Überall sind Videokameras, jeder wird beobachtet und beim geringsten Verstoß wird Meldung erstattet. Ich glaube, jemand hat Orwells '1984' gelesen und gesagt: 'Ja, lustig. Lasst uns sowas machen. Erziehung durch Entmenschlichung.'"

Er selbst trage auf der Brust eine Marke mit seinem Namen und Foto, und einem "schönen roten Streifen", der offenbar jene markiert, denen von den russischen Behörden ein Hang zur Flucht bescheinigt worden ist. "Nachts wache ich jede Stunde auf, weil ein Mann in einer Militärjacke neben meinem Bett steht. Er filmt mich sagt für die Kamera: Zwei Uhr, dreißig Minuten, verurteilter Nawalny. [...] Vor Ort.' Und dann schlafe ich beruhigt mit dem Gedanken wieder ein, dass es Menschen gibt, die an mich denken und mich niemals aus den Augen lassen werden. Großartig, nicht wahr?", setzte Nawalny sarkastisch hinzu.

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Gefängnishölle in "brutalster Kolonie Russlands"

In der Pokrowskaja-Kolonie wird Nawalny wahrscheinlich die nächsten zweieinhalb Jahre seines Lebens verbringen müssen – wegen angeblicher Verstöße gegen Bewährungsauflagen, die ihm in einem Urteil auferlegt worden sind, das der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte bereits 2017 für rechtswidrig erklärt hatte.

Das Straflager in der Kleinstadt Pokrow, rund 100 Kilometer östlich von Moskau, ist eine der am meisten gefürchteten Haftanstalten in Russland. Ehemalige Häftlinge berichten von psychischer Folter, physischer Misshandlungen und strengstem Regime. Die Haftanstalt hat den Ruf der "brutalsten Kolonie Russlands".

Hinweis: Dieser Artikel von Ellen Ivits erschien zuerst an dieser Stelle bei stern.de.

Anmerkung zum Instagram-Post: Quelle: Instagram-Account „navalny“; Foto nicht aktuell.