Mutter kippte kochendes Wasser über ihr Kind: War es Mord?

Prozessauftakt in Verden: Vierjährige stirbt nach grausamer Strafe

21.02.2023, Niedersachsen, Verden: Die Angeklagte spricht vor Prozessbeginn mit ihrer Anwältin Daniela Post (r). Wegen des Todes ihres vierjährigen Kindes muss sich eine Mutter vor dem Landgericht Verden verantworten. Die Staatsanwaltschaft wirft der 25-Jährigen vor, im August vorigen Jahres in Grasberg (Landkreis Osterholz) das Kind zur Bestrafung mit mindestens 55 Grad heißem Wasser übergossen zu haben. Foto: Sina Schuldt/dpa - ACHTUNG: Person(en) wurde(n) aus rechtlichen Gründen gepixelt +++ dpa-Bildfunk +++
Vierjähriges Kind stirbt nach Verbrühungen - Mutter musste zum Prozessauftakt ins Landgericht Verden
ssd kno, dpa, Sina Schuldt

Wegen ihrer tödlichen Erziehungsmethoden muss sich eine 25-Jährige seit heute vor dem Landgericht in Verden verantworten. Im August 2022 habe sie ihrer kleinen Tochter (4) heißes Wasser über die Beine geschüttet haben: Zur Strafe! Das Mädchen ist zwölf Tage danach an den Folgen ihrer Verbrühungen gestorben. Der Richter betonte beim Prozessauftakt, dass möglicherweise auch eine Verurteilung wegen Mordes in Betracht komme.

Kind sollte bestraft werden - wegen voller Windel?

Die Vierjährige soll damals in ihre Windel gekotet habe. Zur Strafe habe ihre Mutter, die noch zwei weitere Kinder hat, sie aufgefordert, ihre Beine auszustrecken. Mit mindestens 55 Grad heißem Wasser habe sie daraufhin das Mädchen überschüttet. Später wurde festgestellt, dass rund 35 Prozent der Körperoberfläche des Mädchens starke Verbrennungen aufwiesen. Die Frau aus Grasberg habe ihre Tochter, trotz starker Schmerzen, tagelang nicht zum Arzt gebracht, lediglich mit Salben die Wunden versorgt. Dies sei geschehen um „Kosten und Schulden“ für eine Behandlung zu umgehen.

Für das Kind kommt die Hilfe zu spät

Zwölf Tage nach der Tat wird das Mädchen bewusstlos, dann erst bringt die gebürtige Kosovarin sie in ein Krankenhaus. Noch am gleichen Tag stirbt das Mädchen.

Lese-Tipp: Das hilft bei leichten Verbrennungen

Anzeige:
Empfehlungen unserer Partner

Mordmerkmale möglicherweise erfüllt

Der vorsitzende Richter betonte heute beim Prozessauftakt, das auch eine Verurteilung wegen Mordes infrage kommen würde. In diesem Fall wäre es dann ein Mord durch Unterlassen. Die Verteidigung hat heute angekündigt, dass sich die Frau beim nächsten Verhandlungstermin am 6.März umfangreich schriftlich äußern möchte. Der getrennt lebende Vater der Kinder tritt als Nebenkläger auf. Ebenfalls zur Verantwortung gezogen werden soll ein 17-Jähriger aus Osterholz-Scharmbeck, der regelmäßig auf die Kinder aufgepasst habe und auch an den Bestrafungsaktionen beteiligt gewesen sein soll. (dpa/lsi)

Lese-Tipp: Liebevolle Erziehung statt strenger Strafen