Schweizer Staatsanwaltschaft fordert Bewährungsstrafen

Ex-Fußball-Bossen bleibt der Knast erspart

ARCHIV - 29.05.2015, Schweiz, Zürich: FIFA-Präsident Joseph Blatter (l) und UEFA-Präsident Michel Platini geben sich beim 65. FIFA Kongress in Zürich (Schweiz) die Hand. (zu dpa: "Prozess gegen Blatter und Platini: Bewährungsstrafen gefordert") Foto: Patrick B. Kraemer/epa/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Joseph Blatter und Michel Platini
mr mni axs lü pil, dpa, Patrick B. Kraemer

Der Prozess gegen Ex-FIFA-Chef Joseph „Sepp“ Blatter und den Ex-UEFA-Boss Michael Platini geht in die heiße Phase. Die Schweizer Staatsanwaltschaft forderte jeweils eine Bewährungsstrafe von einem Jahr und acht Monaten.

Urteil im Juli erwartet

Geht es nach der Staatsanwaltschaft, bleibt den beiden Ex-Bossen der Knast erspart. Der Staatsanwalt Thomas Hildbrand forderte am Mittwoch beim Prozess gegen die früheren Spitzenfunktionäre vor dem Schweizer Bundesstrafgericht in Bellinzona Bewährungsstrafen. Die Bewährungszeit soll zwei Jahre dauern. Das Urteil wird für den 8. Juli erwartet.

Blatter (86) und Platini (66) wird von der Generalanwaltschaft der Schweiz (OAG) Betrug und Urkundenfälschung zur Last gelegt. Der Schweizer Blatter ist zudem wegen Veruntreuung und ungetreuer Geschäftsbesorgung angeklagt, der Franzose Platini wegen Beihilfe dazu.

Vorwurf: "Fiktive Rechnung" eingereicht

Die Schweizer Bundesanwaltschaft (BA) ermittelte seit 2015 in dem Fall, die Klage wurde im November des vergangenen Jahres eingereicht. Der Prozess läuft seit dem 8. Juni, das Plädoyer der Verteidiger steht noch aus.

Konkret geht es um zwei Millionen Schweizer Franken (1,92 Millionen Euro) plus 229.126 Franken (220.000 Euro) an Sozialversicherungsbeiträgen. Diese Summen gingen im Jahr 2011 vom Weltverband FIFA an Platini, den damaligen Präsidenten der Europäischen Fußball-Union (UEFA).

Laut der OAG hat Platini vor dem Geldfluss bei der FIFA eine "fiktive Rechnung" für eine Beratertätigkeit in den Jahren 1998 bis 2002 eingereicht. Beide Beschuldigten weisen die Vorwürfe von sich und berufen sich auf eine mündliche Vereinbarung, die sie miteinander geschlossen hätten.

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Beide kassierten lange Sperren

Die Ermittlungen in dem Fall führten dazu, dass Blatter wie Platini von der FIFA-Ethikkommission 2015 für jeweils acht Jahre gesperrt wurden. Zwar wurden die Sperren später reduziert, Platinis angestrebter Aufstieg zum Nachfolger Blatters an der FIFA-Spitze war dennoch gescheitert.

Platinis Sperre führte dazu, dass Gianni Infantino binnen kurzer Zeit vom UEFA-Generalsekretär zum FIFA-Präsidenten aufsteigen konnte. (msc/sid)