Gerade noch rechtzeitig ...
Post im Weihnachtsstress – Wie ist es als Paketzustellerin kurz vor den Feiertagen?
Last Minute Geschenke, Last Minute Essen. Kurz vor Weihnachten machen viele Menschen alles auf den letzten Drücker. Andere machen sich aber gar keinen Stress und lassen sich alles nach Hause liefern. Die tausenden Paketboten arbeiten deswegen in diesen Tagen im Akkord.
Geschenke auf beiden Seiten

Mit einem kleinen grauen Paket betritt Azadeh Amiri Goki das Mehrfamilienhaus in Essen. Im ersten Stock vor der Wohnungstür wartet Christel Sach schon auf die Paketbotin und vor allem auf ihr Weihnachtsoutfit, das sie bestellt hat. Aber die Hände der Rentnerin sind nicht leer. Die Essenerin hat eine kleine Weihnachtstüte vorbereitet.
„Das ganze Jahr bringt sie mir die Pakete immer freundlich, immer ein Lächeln auf den Lippen. Ja, da hat sich doch was verdient“, sagt Christel Sach. In der Tüte sind Lebkuchen, Kekse, eine kleine Flasche Sekt, Schokolade und die Lieblingsgummibärchen von Azadeh. Für die 45-Jährige Zustellerin der DHL ein schönes Geschenk, das sie so kurz vor Weihnachten öfter bekommt. Bis zu 25 Euro an Wert darf sie pro Kunde annehmen, sonst muss sie es im Betrieb melden.
Viele Last-Minute Bestellungen
Azadeh hat aktuell aber kaum Zeit für einen längeren Austausch mit den Kunden. Am heutigen Tag muss sie 174 Pakete ausliefern und dafür 120 Mal anhalten. Jedes Mal hat sie dabei den gleichen Ablauf: Das Paket suchen. Aussteigen. Zustellen. Einsteigen und Weiterfahren. Bei dieser Routine ist eine üppige Wartezeit nicht drin. „Fünf oder sechs Sekunden“ verweilt die 45-Jährige nach dem Klingeln. Oft klingelt sie zwei Mal, dann geht sie zum Nachbarn oder gibt das Paket in einem Shop ab. Dort kann der Kunde es dann noch am selben Tag abholen.
Die Paketlawine ist, wie jedes Jahr, vorhersehbar. Die 180 Mitarbeiter in der so genannten mechanisierten Zustellbasis in Essen wissen das. Sie sind das letzte Glied in der Zustellkette und bringen die bis zu 31.000 Pakete täglich zu den Kunden. Auch für Standortleiter Martin Kaune ist das ein weihnachtliches „Alle Jahre wieder“. „Der Anspruch an unsere Mitarbeiter oder an die Kolleginnen und Kollegen ist, dass sie es schaffen wollen und es ist auch möglich,“ so Kaune, der sein achtes Weihnachtsgeschäft als Standortleiter erlebt. Aber er betont auch, dass die Zusteller geschützt werden: „Wir haben auch eine Betriebsvereinbarung für die Arbeitszeit, wodurch eine Überbelastung ausgeschlossen ist.“
Spaß trotz hoher Belastung
Azadeh merkt die deutlich höhere Belastung aktuell täglich. „Wir haben viele stressige Arbeitstage,“ sagt sie, ergänzt aber, dass das zu schaffen sei. Außerdem könne sie in Ausnahmefällen die Pakete, die sie an einem Tag nicht zugestellt hat, auch am nächsten Tag zum Kunden bringen. Trotz des hohen Zeitdrucks will sie den Job aber auf keinen Fall wechseln. „Ich bin nicht so ein Typ, der den ganzen Tag zu Hause bleiben kann. Ich muss einfach raus und mich mit Leuten unterhalten.“ Hin und wieder klappt das auch in der Vorweihnachtszeit, denn viele Kunden kennt Azadeh schon seit Jahren.
Weihnachtliche Überraschung
Hinter jedem Paket, das Azadeh an diesem Tag ausliefert steckt eine kleine Geschichte. Für die wenigsten hat die 45-Jährige an diesen Tagen aber Zeit. Der vorweihnachtliche Stress - kaum jemand hat ihn wohl mehr als die tausenden Paketzusteller in diesen Tagen. Mit Zeitdruck für unsere Weihnachtsgeschenke. Damit wir alle morgen beim Blick unter den Weihnachtsbaum ein Lächeln im Gesicht haben. Und ja, vielleicht sind die Paketzusteller die wahren Weihnachtsengel.