"Gipfel der Heuchelei"

Kanada-Politikerin attackiert Sebastian Vettel scharf

 Formula 1 2022: Canadian GP CIRCUIT GILLES-VILLENEUVE, CANADA - JUNE 16: Sebastian Vettel, Aston Martin, arrives on a bike during the Canadian GP at Circuit Gilles-Villeneuve on Thursday June 16, 2022 in Montreal, Canada. Photo by Zak Mauger / LAT Images Images PUBLICATIONxINxGERxSUIxAUTxHUNxONLY GP2209_142846_56I8296
Sebastian Vettel bei der Ankunft in Montreal. Der viermalige Weltmeister trug ein T-Shirt mit einer Botschaft, die nicht jedem recht ist.
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Attacke aus der Politik gegen Sebastian Vettel! Für seinen Protest gegen den Teersandabbau in Kanada hat der frühere Formel-1-Weltmeister heftige Kritik geerntet. Sonya Savage, die Energieministerin der kanadischen Provinz Alberta, warf dem 34-Jährigen bei Twitter Scheinheiligkeit vor: "Ich habe im Laufe der Jahre schon viel Heuchelei erlebt, aber das hier ist der Gipfel. Ein Rennfahrer, der von Aston Martin gesponsert und von Saudi Aramco finanziert wird, beschwert sich über Teersandabbau."

Savage-Ansage: Lieber an die eigene Nase fassen

Vettel hatte am Freitag bei seiner Ankunft im Fahrerlager von Montreal ein T-Shirt getragen mit der Aufschrift "Stoppt den Teersandabbau - Kanadas Klimaverbrechen". Auch trägt er am neunten Rennwochenende der Saison im Cockpit einen Helm mit entsprechender Botschaft.

Laut Greenpeace unterscheidet sich die Gewinnung von Öl aus dem Ton- und Sandgemisch massiv von der herkömmlichen Förderung des Erdöls. Die Ölsandschicht befindet sich demnach in etwa 30 Metern Tiefe. Um dahin zu gelangen, wurden und werden Kanadas Urwälder gerodet und der Mutterboden abgetragen. Erst dann kann das Gemisch aus Sand, Lehm und teerähnlichem Öl aus dem Boden gehoben werden.

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"Es ist ein Horror für die Natur. Das sollte nicht erlaubt sein", hatte Vettel bei der Pressekonferenz vor dem Großen Preis von Kanada (Sonntag, 20 Uhr im Liveticker bei RTL.de) gesagt.

Savage gefiel die Kritik überhaupt nicht. "Anstatt die Teersand-Industrie zu verteufeln, die sich auf dem Weg zu einer Netto-Null-Emission befindet, könnten die Menschen ihren persönlichen Kohlenstoff-Fußabdruck verringern", schrieb die 55-Jährige und machte einen provokanten Vorschlag: "Vielleicht ein Tretauto für die Formel 1?"

Vettel umweltbewusst, aber "kann unmöglich Vorbild sein"

Vettel ist sich seines Handelns als Rennfahrer sehr bewusst. „Das, was ich mache, ist nicht sehr umweltbewusst und nicht nachhaltig. Also bin ich in der Hinsicht kein Vorbild - und kann unmöglich eins sein“, sagte er in einem Interview mit unserer Redaktion. Dennoch gilt er als umweltbewusst. Er reist unter anderem zu manchen Rennen in Europa mit dem Zug, ins Fahrerlager von Melbourne kommt er per Rad. (sid/dpa/sfu)