Welche Rolle spielen die Gene?Plötzlicher Kindstod: Forscher finden erhöhtes Risiko bei Geschwisterkindern

Plötzlicher Kindstod: Wo geimpft wird, sterben weniger Babys
Es ist der Albtraum aller Eltern: Das Kind stirbt plötzlich, ohne irgendwelche Warnzeichen. Forscher weltweit befassen sich mit diesem Phänomen, jetzt gibt es neue Erkenntnisse

Spielen die Gene eine entscheidende Rolle beim plötzlichen Kindstod? Dieser Frage wollten dänische Forscher in einer Studie auf den Grund gehen und erkannten in diesem Zusammenhang tatsächlich ein erhöhtes Risiko bei Kindern, deren Geschwister den plötzlichen Kindstod gestorben waren.

USA: 3400 tote Kinder pro Jahr

Ein Kind stirbt plötzlich und scheinbar ohne jeden Grund: Der plötzliche Kindstod ist der Albtraum aller Eltern. Prävention und Aufklärung über die Bauchlage und die Risiken von Tabakgenuss in den heimischen Wänden haben die Zahlen zwar massiv sinken lassen, immer noch sterben aber beispielweise in den USA laut Angaben der Gesundheitsbehörde CDC pro Jahr über 3400 Kinder den plötzlichen Kindstod, in Deutschland waren es laut Statistischem Bundesamt 2020 zuletzt nur noch 84.

IM VIDEO: Was ist der plötzliche Kindstod?

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Vierfach erhöhtes Risiko für die Geschwister

Viel ist bislang nicht über die Ursachen bekannt, einer Forschungsarbeit aus dem Mai 2022 zufolge spielt die zu geringe Konzentration eines Enzyms namens Butyrylcholinesterase (BChE) eine wichtige Rolle – möglicherweise ein erbbedingtes Phänomen? Eine neue Studie aus Dänemark hat tatsächlich ergeben, dass der plötzliche Kindstod, medizinisch meist „sudden infant death syndrome“ – kurz SIDS – genannt, familiär gehäuft auftritt. Die bevölkerungsweite Kohortenstudie, die im „JAMA Network Open“ veröffentlicht wurde, sieht ein mehr als vierfach erhöhtes Risiko für Geschwister verstorbener Kinder.

Fachgesellschaften sprechen sich für „molekulare Autopsie“ aus

Dem Ärzteblatt zufolge gehen Experten weltweit in einer sogenannten „Triple Risk“-Hypothese davon aus, dass neben einer kritischen Entwicklungsphase in den ersten Lebensmonaten und exogenen Risikofaktoren wie Bauchlage, Rauchen und Frühgeburtlichkeit eben auch eine genetische Prädisposition vorliegt. In Dänemark sind zwischen 1978 und 2016 insgesamt 1.540 von 2,66 Mio. Kindern ohne erkennbaren Grund im ersten Lebensjahr gestorben.

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Eine Reihe von Fachgesellschaften hat sich deswegen für „molekulare Autopsien“ der verstorbenen Säuglinge ausgesprochen, um bei einem Fund weitere Familienmitglieder zu untersuchen, wie das Ärzteblatt weiter berichtet. Ob es dazu kommt, bleibe aber abzuwarten, da der plötzliche Kindstod ein seltenes Ereignis sei, und auch bei einem hohen relativen Risiko nur wenige Geschwister ebenfalls am SIDS sterben würden. (ija)