Ex-Kapitän kritisiert DFB

Lahm fordert mehr Demut: "Geld bekommen die Spieler mehr als genug"

ARCHIV - 28.03.2022, Berlin: Der ehemalige Fussball-Nationalspieler Philipp Lahm bei der Verleihung der Sepp-Herberger-Awards 2022. (zu "Philipp Lahm stellt sein Buch «Gesund kann jede*r» vor" Foto: Jens Kalaene/dpa-Zentralbild/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Philipp Lahm kritisiert den DFB.
jka htf, dpa, Jens Kalaene

Es müssen Veränderungen her. Denn ein „Einfach weiter so“ darf es aus der Sicht von Philipp Lahm beim DFB nicht geben. Das hätten die sportlich dürftigen vergangenen Jahre deutlich gezeigt. Der Ex-DFB-Kapitän fordert daher dringende Veränderungen im größten Fußball-Verband der Welt und mehr Demut - angefangen bei der Auswahl des Hotels bis hin zu den Turnier-Prämien.

DFB-Elf braucht nicht die teuersten Hotels

Drei Turnier hintereinander hat die deutsch Fußball-Nationalmannschaft zuletzt „vermasselt“, sagte Lahm in einem Interview der „Süddeutschen Zeitung“ – und schob direkt eine Forderung hinterher: „ein Viertes sollten wir uns nicht erlauben.“ Erst recht nicht, da 2024 die Heim-EM ansteht.

Ein wichtiger Punkt für eine erfolgreiche Europameisterschaft wäre die Rückkehr eines Wir-Gefühls zwischen Fans und Nationalmannschaft. Die Bindung zu den eigenen Anhängern hat in den vergangenen Jahren merklich nachgelassen. „Wir brauchen wieder eine Stimmung, in der Breitensport und Profifußball Teile eines gemeinsamen Ganzen sind“, sagte Lahm.

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Wichtig sei in diesem Zusammenhang auch eine neue Bescheidenheit. „Ich finde, dass sich die Nationalelf der Logik des ewigen Wachstums entziehen muss. Es muss nicht immer mehr, mehr, mehr sein“, sagte der frühere Fußball-Weltmeister. In vielen Bereichen könne bei der DFB-Auswahl abgespeckt werden. „Es müssen auch nicht immer die teuersten Hotels sein“, sagte Lahm.

Geld darf nicht der Grund sein

Doch nicht nur beim DFB selbst forderte Lahm Entwicklungen zum Guten, sondern auch die Nationalspieler nahm er in die Pflicht. Für die Spieler könne es nicht darum gehen, noch mehr Prämien zu verdienen. „Geld bekommen die Spieler in ihren Clubs mehr als genug“, sagte er. Das müsse jeder verstehen.

Auch Lahm selbst, Weltmeister-Kapitän 2014, habe „um Prämien verhandelt, aber nie hart. Es muss für Spieler einen anderen Grund geben, zur Nationalmannschaft zu fahren.“ Als Beispiel nannte er die Identifikation. „Die Spieler müssen beim Nationalteam wieder das Gefühl haben, dass sie bei etwas ganz Coolem dabei sind“, sagte Lahm: „Bei etwas, was das ganze Land toll findet und unterstützt.“ Dies sei in den vergangenen Jahren abhanden gekommen, der Fußball sei in dieser Hinsicht allerdings „nur ein Spiegelbild der Gesellschaft“.

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Was er der aktuellen Generation der DFB-Kicker zum Vorwurf macht: Es gehe mittlerweile „mehr um Selbstverwirklichung und nicht mehr so sehr ums Miteinander. Das merkt man der Nationalelf an.“ Die Mannschaft müsse wieder etwas ausstrahlen, „was bei den Leuten ankommt“. Ein Punkt, der in den vergangenen Jahren verloren gegangen ist. (pol/dpa)