Tierschutzskandal in Deutschland
Pferd von Trainern misshandelt - Besitzerin unter Tränen: "Möchte mich jeden Tag bei diesem Pferd entschuldigen"
von Mareike Luft, Anna Pluta, Michelle Settke und Denise Kylla
Bei einer EXTRA-Recherche kommen grausame Details ans Licht: In Deutschlands Dressurhallen werden Pferde misshandelt. Im Interview mit RTL meldet sich die Betroffene Carina (Name geändert) zu Wort. Der Wallach der ehemaligen Polizistin ist offenbar in einem Stall von Trainern misshandelt worden und hat jetzt einen Wirbelsäulenschaden.
Im Video: EXTRA deckt Misshandlung auf Reiterhöfen auf
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Misshandlung auf Reiterhof: Wallach Tango ging angeblich gesund in den Stall und kam krank heraus
„Ich möchte mich jeden Tag bei diesem Pferd entschuldigen, dass ich es dahin gebracht habe“, sagt die Pferdebesitzerin, als sie über das Grauen berichtet, das ihrem Wallach Tango (6) widerfahren sein muss. Sie habe es kerngesund in Ausbildung gegeben. Jetzt habe es einen Schaden an der Wirbelsäule. Während die Tierfreundin spricht, kommen ihr die Tränen. Der Schmerz ist groß.
Dabei hat sie den Trainern der Anlage vertraut. Der Hof, auf den sie ihr Pferd brachte, wird von einer Mutter und ihrer Tochter geführt, rund 70 Tiere sollen dort betreut werden. Die Anlage ist schon seit 120 Jahren in Familienbesitz und renommiert. Pferd Tango lebte ganze zwei Jahre dort – das kostete seine Besitzerin Carina 800 Euro im Monat. Im Internet bewerben die Hofbesitzerinnen ihre Angebote so: „Unsere langjährige Erfahrung mit Pferden ermöglicht es uns, Ihnen ein Wellness- und Trainingsprogramm für Ihr Pferd zu erstellen, damit es gesund und leistungsstark wird und bleibt.“
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Videoaufnahmen zeigen Misshandlung der Pferde
Doch statt erstklassiger Behandlung tauchten plötzlich besorgniserregnede Videoaufnahmen auf. Sie zeigen Szenen, in denen die Tiere gequält werden. Zu sehen ist ein Pferd dessen Schweif durch einen Strick mit dem Trensengebiss im empfindlichen Pferdemaul zusammengebunden wurde. Zusammengezurrt in dieser unnatürlichen Haltung wird das Tier durch die Longierhalle getrieben.
Eine Augenzeugin, die auf dem Hof gearbeitet hat, packt im RTL-EXTRA-Interview über die grausamen Methoden aus, die auf dem Reiterhof angewandt worden sein sollen: „Das Ziel dieser Methode war es, das Tier zu brechen, um es gefügig zu machen.“ Die Einschätzung eines Gutachters: „Das ist ein eklatanter Verstoß gegen das Tierschutzgesetz.“
Pferd hat Schmerzen - Arthrose in Halswirbelsäule
Wallach Tango muss wohl sein Leben lang unter der Misshandlung, die ihm widerfahren ist, leiden. Er hat Arthrose in der Halswirbelsäule. Er lässt sich kaum noch reiten und anfassen. „Als der Doktor mir den Befund gesagt hat, habe ich gedacht ‘ja, Schei***’. Natürlich habe ich dieses Video im Kopf gehabt“, sagt Besitzerin Carina. Die Aufnahmen seien ihr zugespielt worden, nachdem sie den Stall verlassen habe.
Und tatsächlich: Der Tierarzt geht davon aus, dass die Arthrose durch „traumatische Einwirkung in diesem Bereich“ hervorgerufen wurde. Sprich: Es ist wahrscheinlich, dass Tango nicht artgerecht behandelt wurde und durch das Training Schäden davongetragen hat.
RTL-Reporterin konfrontiert Stallbesitzerin
Eine RTL-Reporterin konfrontiert die Stallbesitzerin mit den Vorwürfen und erhält die Aussage, es handle sich bei der Methode um einen einmaligen „Therapieansatz“, der eine Blockade des Pferdes lösen solle. Recherchen des RTL-Magazins lassen jedoch an den Aussagen zweifeln.
Eine ehemalige Pferdewirtin des Hofes erklärt sich bei EXTRA (ganze Ausgabe hier auf RTL+ nachsehen) bereit, darüber zu sprechen. „Das war schon dauerhafte Methode, nichts Einmaliges“, behauptet sie. Bis zu sechs Tiere seien am Tag den Misshandlungen ausgesetzt gewesen. Wie oft es tatsächlich war und ob die Methode noch zur Anwendung kommt, kann leider nicht belegt werden. Doch was ist überhaupt der Grund solcher Praktiken? Um Gewinne zu maximieren, herrsche laut der Pferdewirtin ein hoher Erfolgsdruck, schnelle Ergebnisse müssten für eine steigende Anzahl an Tieren in kürzester Zeit erzielt werden. (dky)