Dabei fordert die Linke seit Jahren den Abzug der Truppen

Peinlich-Interview: Linken-Chefin Hennig-Wellsow kennt keinen Bundeswehr-Auslandseinsatz

 Parteivorsitzende Susanne Hennig-Wellsow Die Linke bei der Pressekonferenz zur Vorstellung der neuen Vorsitzenden der Partei Die Linke im Berliner Karl-Liebknecht Haus. / Party Chairwoman Susanne Hennig-Wellsow Die Linke at the press conference to introduce the new Chairwoman of Die Linke party in Berlin s Karl-Liebknecht Haus. snapshot-photography/F.Boillot *** Party Chairwoman Susanne Hennig Wellsow Die Linke at the press conference to introduce the new Chairwoman of Die Linke party in Berlin s Karl Liebknecht Haus Party Chairwoman Susanne Hennig Wellsow Die Linke at the press conference to introduce the new Chairwoman of Die Linke party in Berlin s Karl Liebknecht Haus snapshot photography F Boillot
Linken-Parteivorsitzende Susanne Hennig-Wellsow
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Ah, das war wohl kein guter Start für die neue Linken-Chefin: In einem Interview vergaloppiert sie sich, weil sie kaum einen Einsatz benennen kann und erntet dafür Häme im Netz. Inzwischen hat sie sich auch selbst dazu auf Twitter geäußert.
Zum Kern linker Parteipolitik gehört seit Jahren die Forderung, alle Einsätze der Bundeswehr im Ausland zu beenden. Die neue Co-Chefin der Linken, Hennig-Wellsow, kann im Interview allerdings keinen Kampfeinsatz benennen. Viele finden das peinlich. Aber es gibt auch Zuspruch für die Politikerin.

Hennig-Wellsow hat Bundeswehreinsätze "nicht einzeln im Blick"

Auf Nachfrage von Journalist und Youtuber Tilo Jung in dem Format "Jung & Naiv", welche Kampfeinsätze der Bundeswehr sie beenden würde, konnte die ehemalige Landesvorsitzende der Linken in Thüringen keinen konkreten Einsatz benennen. "Da muss ich ehrlicherweise sagen: Die habe ich alle nicht einzeln im Blick", sagte Hennig-Wellsow.

Kritiker finden das peinlich

Auch grundsätzliche Kenntnisse über die ungefähre Anzahl der laufenden Truppeneinsätze hat die Co-Parteivorsitzende nicht - derzeit sind es weltweit zwölf. Etwa 3.000 Soldaten und Soldatinnen sind daran beteiligt; von Mali bis nach Syrien und den Irak. Peinlich finden das Kritiker vor allem deshalb, weil die Forderung nach dem Ende aller Kampfeinsätze der Bundeswehr im Ausland seit Jahren zum Kern des linken Parteiprogramms zählt. Jung will im Gespräch auch wissen, ob sie denn zumindest ein Land nennen könne, in dem die Bundeswehr derzeit aktiv ist. Hennig-Wellsow antwortet: "Der Afghanistan-Einsatz ... war ja mal beschlossen, dass er beendet wird. Ist offenbar auch wieder infrage gestellt."

Auch die Präsenz der Bundeswehr in Somalia sieht Hennig-Wellsow als überflüssig an, räumt aber nach dem erneuten Einhaken von Jung ein, dass es sich dabei nicht direkt um einen Kampfeinsatz handele. Tatsächlich beteiligt sich die Bundeswehr derzeit lediglich mit Einheiten der Deutschen Marine an einer Schutzmission vor der Küste des afrikanischen Landes. Als Jung fragt, ob sie noch einen weiteren Einsatz nennen könne, versucht es Hennig-Wellsow mit einem Trick. "Wo sind wir denn noch, Martin?", fragt sie ihren Referenten und scherzt, sie habe heute ihren Spickzettel dabei.

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Linken-Chefin kontert auf Twitter: "Kann übrigens jeder googeln"

"Es tut sich ja mehr", erklärt Hennig-Wellsow schließlich. Man müsse zwar jeden Einzelfall prüfen, aber Standard bleibe, dass Bundeswehr-Soldaten nicht ins Ausland gehörten. Vier Stunden nach der Veröffentlichung des Interviews rechtfertigte sich die Politikerin noch einmal in einem Tweet: "Es gibt nur eine richtige Antwort auf die Frage, wie viele Kampfeinsätze der Bundeswehr es geben sollte: null." Da sei es egal, wie viele es gibt. "Kann übrigens jeder googeln, wie viele es wo sind derzeit."

Für die Wissenslücke erntete sie auf Twitter reichlich Kritik. Ein Nutzer zeigte sich erstaunt, "dass sich Hennig-Wellsow so schnell so deutlich bloßstellt". Andere verteidigten die Parteichefin. Als Politiker oder Politikerin müsse man nicht alles wissen, argumentierte ein Nutzer. "Finde es gut, dass sie direkt sagt: Nein, keine Ahnung. Fair."

Gemeinsam mit Janine Wissler war Hennig-Wellsow beim Parteitag der Linken vor knapp einer Woche zur Parteivorsitzenden gewählt worden. Zuvor hatte sie seit 2013 den Landesverband in Thüringen geführt, seit 2014 war sie zudem Fraktionsvorsitzende der Linken im Erfurter Landtag. Bundesweit Aufsehen erregte ihr beherzter Blumenstraußwurf nach der Wahl von Thomas Kemmerich zum Ministerpräsidenten mit Stimmen der AfD.