Im April starb ihr Pferd "Rock'n Rose"
Dorothee Schneider: 100 Tage zwischen Trauer und Triumph

Es ist eine Geschichte, die sich so keiner ausdenken kann. Im April muss die deutsche Dressurreiterin Dorothee Schneider einen schlimmen Schicksalsschlag verkraften. Nach einem Sturz bei der Siegerehrung vom Dressur-Grand-Prix in Pforzheim stirbt ihr Pferd "Fohlenhofs Rock'n Rose". Jetzt, 100 Tage später, gewinnt Schneider Gold mit der Mannschaft. Eine Medaille, die sie auch ihrer verstorbenen „Rosi“ widmet.
"Showtime" trägt Schneider zu Gold
Als „eine Katastrophe“, bezeichnete Vorzeige-Reiterin Isabell Werth den Tod des Dressurpferdes damals. Die Reit-Welt stand still. Auch Schneider selbst verletzte sich, brach sich das Schlüsslebein. Doch natürlich saß die Trauer tiefer als der körperliche Schmerz. Im SWR-Interview sagte sie damals: "Es ist natürlich nicht so einfach, das für mich mental abzuarbeiten.“ Ihr großes Ziel, im Sommer bei Olympia teilzunehmen, gab sie aber nicht auf. Zum Glück! Denn für diese schwierige Zeit hat sie sich jetzt mit Gold belohnt.
Als Starterin hatte sie einen starken Lauf gezeigt, Deutschland direkt an die Spitze der Dressur-Konkurrenz gesetzt und damit die Grundlage für den Triumph gelegt. "Wir sind ein Super-Team", jubelte Schneider nach dem Triumph. Ein Dream-Team: "Super-Pferde, Super-Reiter! Ich bin begeistert." Für Schneider war es kein leichter Gold-Marsch, auch wenn es so aussah: "Ich habe viel riskiert", gab sie zu. "Ich hatte auch einen Fehler, aber nicht so einen teuren wie im Grand Prix."
Mit ihrem Wallach „Showtime“ hat Schneider gute Erfahrungen gemacht: Schon in Rio 2016 gab’s Gold. "Der wollte gehen, der wollte sich für mich engagieren, der wollte tanzen. Es hat heute Spaß gemacht mit diesem besonderen, wirklich besonderen Pferd."

"Rosi ist mit dabei"
Auch wenn Dorothee Schneider nach ihrem Gold-Ritt sagte, sie sei mental wieder fit, war das Unglück aus dem April auch jetzt in Tokio noch präsent. Schneider sprach von einem „unwahrscheinlich emotionalen Verhältnis“, das sie zu ihren Pferden habe. Es sei ein langer Prozess gewesen, bis ihr die verstorbene „oft nervige“ Stute endlich vertraut hatte. Sie erinnerte sich an „viele schöne Prüfungen“, die sie gemeinsam geritten seien. „Was dann passiert ist, wünscht man niemanden. Das war emotional niederschmetternd.“
Doch Schneider hat nie aufgegeben. Hat sich einen kurzen Moment des Innehaltens genommen. Eine kurze Pause, bevor sie wieder in den Sattel gestiegen ist. Und auch, wenn sie die Goldmedaille jetzt erneut mit „Showtime“ bejubeln kann, ihr geliebtes Pferd wird sie nie vergessen: „Rosi ist mit dabei, sie ist bestimmt stolz auf das, was wir hier geschafft haben.“ (lgr)