Siebte Station: Berlin
Oleksandras Kolumne: Nach Ukraine-Flucht - Wie bist du, Deutschland? Reise in ein neues Leben

Hallo, mein Name ist Oleksandra. Ich bin 28, Ukrainerin und habe in den letzten 10 Jahren in Kiew gelebt, studiert und als TV-Moderatorin gearbeitet. Der Krieg hat mich jedoch gezwungen, diese Stadt zu verlassen und in ein für mich völlig neues Land zu ziehen. Seit Anfang März lebe ich in Deutschland, entdecke seine wunderbare Kultur und lerne neue Orte kennen. Auf diese Reise möchte ich euch Deutsche mitnehmen – um zu beschreiben, wie ich dieses Land erlebe. Aber auch meine ukrainischen Landsleute hier in Deutschland sowie die in meiner Heimat, die Deutschland nicht kennen. Es gibt viele Klischees über dieses Land. Aber ich glaube, dass Deutschland nicht nur Pünktlichkeit, leckeres Bier und Bratwürste bedeutet.
Berlin lässt niemanden gleichgültig

Nach dem Rheinland, Hamburg, München, Bacharach, Dortmund und Koblenz bin ich jetzt nach Berlin gereist. Manche nennen es multikulturell und unkonventionell, manche nennen es zu groß und laut, manche sagen, es ist die Hauptstadt der besten Techno-Partys. So viele Menschen, so viele Meinungen. Eines kann ich aber definitiv sagen – Berlin hat noch niemanden gleichgültig gelassen. Und mich auch ganz und gar nicht.
Berlin - geschichtsträchtige Hauptstadt

Berlin ist eine Stadt, die sich ständig verändert. Eine Stadt mit einer komplexen Geschichte und einer blühenden Kultur, einem 24-Stunden-Nachtleben und einer dynamischen, kosmopolitischen Atmosphäre. Die Stadt besteht aus 12 Bezirken, die sich sehr voneinander unterscheiden, aber jeder von ihnen ist es wert, beachtet zu werden. Von der geschichtsträchtigen Mitte über das hippe Kreuzberg bis hin zum entspannten Friedrichshain bietet jeder Stadtteil etwas Interessantes und Einzigartiges.
Berlin Mitte - ein Muss für jeden Besucher

Der Bezirk Mitte ist sehr touristisch, denn dieser zentrale Teil der Stadt ist wirklich ein Muss für jeden, der in die deutsche Hauptstadt reist. Dies ist der sozusagen ein "Touristenklassiker". Früher das Zentrum von Ost-Berlin, bietet die Gegend heute einige der besten Kunstgalerien und kulturellen Veranstaltungsorte der Stadt. Hier befinden sich der unübertroffene Berliner Dom, das majestätische Brandenburger Tor, das Reichstagsgebäude, der berühmte Fernsehturm und die Museumsinsel.
Museumsinsel - Nofretete von Angesicht zu Angesicht

Die Museumsinsel ist einer meiner Lieblingsorte in Berlin. Sie liegt an der Spree und beherbergt fünf der berühmtesten Museen der Hauptstadt, die Epochen vom alten Ägypten bis Byzanz umfassen und die Geschichte des mittelalterlichen Berlin erzählen. Ich begegne Nofretete von Angesicht zu Angesicht und sehe die Landschaften von Monet, Cézanne und Degas. Später schlendere ich an der Promenade entlang und bewundere die Aussicht auf die Stadt. An diesem lauen Sommerabend färbt sich der Himmel rosa färbt und ist es besonders schön, hier spazieren zu gehen. Die Bars am Fluss sind voller Menschen, die ihre Getränke genießen.
Holocaust-Mahnmal

Nach der Museumsinsel fahre ich weiter zum Brandenburger Tor, das ein echtes Wahrzeichen der Stadt und ein zentraler Treffpunkt für Touristen ist. Daneben befindet sich das ebenso beeindruckende Holocaust-Mahnmal, ein weitläufiger, labyrinthartiger Komplex aus 2.711 Betonplatten, die als gespenstische Erinnerung an die Opfer des Zweiten Weltkriegs dienen. Die abstrakte Gestaltung des Denkmals gibt keine Erklärung oder einen klaren Weg vor, sondern lädt die Besucher einfach ein, einzutreten und in seine endlosen Platten einzutauchen.
Tiergarten Berlin - die grüne Lunge der Stadt

Zeit für eine Pause und etwas Erholung. Gegenüber der Gedenkstätte beginnt Berlins berühmtester Park – der Tiergarten. Er ist wirklich eine echte „grüne Lunge“ und besonders im Sommer sehr beliebt. Mir kommt es so vor, als wäre hier das Zentrum des Berliner Lebens. Ich beobachte Läufer, Skater, Radfahrer und Fußgänger. Viele wollen auch einfach nur in der Sonne entspannen. Die weitläufigen grünen Rasenflächen des Parks sind der perfekte Ort, um neue Energie zu tanken.
Kreuzberg - Techno und Döner

Kreuzberg gilt als wahres Epizentrum alternativer Kunst und Kultur in Berlin und ist mehr als nur ein Viertel. Einheimische sagen, Kreuzberger zu sein bedeutet, eine gewisse rebellische Identität zu haben, die schon immer mit Berlin selbst verbunden war. Ich finde, das ist die coolste Gegend in ganz Deutschland. Trendig, unkonventionell und leicht skurril ist der Bezirk die Hipster-Zone Nummer eins in Berlin. Auf den Straßen sehe ich endlose Straßenkunst, bunte Bars, Second-Hand-Läden, Vintage-Läden und Streetfood-Cafés für jeden Geschmack.
Ich würde den türkischen Döner als ein Kreuzberger Kultgericht bezeichnen, das in zahlreichen Straßencafés in verschiedenen Variationen zu finden ist. Obwohl Döner traditionell ein Fleischgericht ist, müssen Vegetarier und Veganer in Kreuzberg definitiv nicht hungern. Einer der beliebtesten Street-Food-Läden, „Mustafas Gemüse-Kebab“, bietet beispielsweise vegetarische Gemüse-Kebabs an, für das sich in einer ziemlich beeindruckenden Schlange etliche Liebhaber dieses Gerichts anstellen . Nach den Techno-Partys (für die Kreuzberg auch berühmt ist) kann man sich in einem der 24-Stunden-Straßencafés mit dem Berliner Sandwich „Techno im Baguette“ stärken.
Friedrichshain - Reste der Berliner Mauer und Berghain

Friedrichshain gehörte früher zu Ost-Berlin, hat sich seitdem aber stark verändert und ist heute einer der belebtesten und angesagtesten Stadtteile der deutschen Hauptstadt. Ich wollte unbedingt hierher, weil sich hier der größte erhaltene Teil der Berliner Mauer befindet. Nach dem Mauerfall am 9. November 1989 wurden die verbleibenden Zementsegmente zu etwas Symbolträchtigerem als nur einer Mauer. Jetzt ist es die weltberühmte East Side Gallery, 1,3 km lang und die weltweit größte Open-Air-Street-Art-Galerie.
Nicht weit von der East Side Gallery liegt der berühmte Club Berghain, der für Techno-Musikliebhaber eine wahre Ikone ist. Gefeiert wird dort rund um die Uhr, aber es ist nicht einfach, hineinzukommen - ich habe erst gar nicht probiert.
Berlin ist für mich eine Stadt, in die ich auf jeden Fall immer wieder zurückkehren werde. Bis bald, Hauptstadt!
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