Erste Station: Nordrhein-Westfalen
Oleksandras Kolumne: Wie bist du, Deutschland? Reise in ein neues Leben

Hallo, mein Name ist Oleksandra. Ich bin 28, Ukrainerin und habe in den letzten 10 Jahren in Kiew gelebt, studiert und als TV-Moderatorin gearbeitet. Der Krieg hat mich jedoch gezwungen, diese Stadt zu verlassen und in ein für mich völlig neues Land zu ziehen. Seit Anfang März lebe ich in Deutschland, entdecke seine wunderbare Kultur und lerne neue Orte kennen. Auf diese Reise möchte ich euch Deutsche mitnehmen – um zu beschreiben, wie ich dieses Land erlebe.. Aber auch meine ukrainischen Landsleute hier in Deutschland sowie die in meiner Heimat, die Deutschland nicht kennen. Es gibt viele Klischees über dieses Land. Aber ich glaube, dass Deutschland nicht nur Pünktlichkeit, leckeres Bier und Bratwürste bedeutet.
Köln und Düsseldorf - beide am Rhein, aber nur eine mit Dom

Ich starte meine Deutschland-Reise in Nordrhein-Westfalen (NRW). Diese Region im Westen ist sehr dicht besiedelt – etwa 18 Millionen Menschen leben hier! Und obwohl Düsseldorf die Landeshauptstadt ist, ist Köln die erste Stadt, die ich erkunde. Denn hier bin ich Anfang März angekommen, in meinem neuen Leben, in einem für mich neuen Land. Die Kölner sind davon überzeugt, dass ihre Stadt die schönste und interessanteste in Nordrhein-Westfalen ist. Allerdings sehen die Düsseldorfer das ganz anders. Ich schaue mir einfach beide Städte an und teile meine Erfahrungen mit euch.
Im Museum Ludwig vergesse ich die Zeit

Das Erste, was mir auffällt, als ich den Kölner Hauptbahnhofs verlasse, ist der unglaublich schöne gotische Dom, dessen Spitzen sich über die Stadt erheben. Für mich ist das Wahrzeichen Kölns ein Symbol für Standhaftigkeit, Glauben und Widerstandskraft. Den Zweiten Weltkrieg hat der Dom nämlich ohne große Schäden überstanden. Die Einheimischen sind stolz auf ihre Kathedrale – sie zeigen sie auf Gemälden, Postkarten und backen sogar Kekse in Form des Doms, wie ich in einer kleinen Bäckerei gesehen habe. Im Museum Ludwig nebenan verbringe ich viele Stunden. Mein Lieblings-Museum in Köln zeigt viele Sammlungen zeitgenössischer Kunst und eine der größten Picasso-Sammlungen der Welt.
Köln ist sehr grün und hat viele Parks

Was mir auffällt: Köln ist eine sehr grüne Stadt. Ich war erstaunt über die vielen sauberen Parks. Mein Favorit ist der Hiroshima-Nagasaki-Park, der relativ nah an der Innenstadt und der Universität zu Köln liegt. Es ist oft ziemlich voll und laut - einheimische Schüler und Studenten entspannen sich dort nach einem anstrengenden Tag und treiben Sport. Es war für mich aber kein Problem, ein gemütliches Plätzchen zu finden, da der Park ziemlich weitläufig ist. Das nächste Mal bringe ich eine Decke und ein gutes Buch mit!
Kölns Party-Gegend: Belgisches Viertel
Das Belgische Viertel ist einer der lebendigsten und modernsten Stadtteile in Köln. Ich bin dort an einem Samstagabend vorbeigekommen – es war laut und alle Straßen waren voller Menschen. Die unglaublich fröhliche und festliche Atmosphäre hat mich sehr beeindruckt. Bei einem Glas Kölsch ist es einfach, hier mit den freundlichen und offenen Kölnern ins Gespräch zu kommen. Seinen Namen hat das Viertel übrigens, weil viele Straßen nach belgischen Städten und Provinzen benannt sind, zum Beispiel die Brüsseler Straße.
Düsseldorf - Mode und die längste Theke der Welt

Nach ein paar Wochen im pulsierenden Köln habe ich beschlossen, die zweitgrößte Stadt der Region kennenzulernen – Düsseldorf. Ich erinnere mich an meinen ersten Eindruck bei der Ankunft: Düsseldorf ist eine Stadt mit Charakter. Das spüre ich sehr deutlich, als ich auf einer ihrer Alleen stehe und auf die hohen Bürogebäude aus Beton gucke. Viele große Unternehmen und Werbeagenturen gibt es hier aus Telekommunikation, Kunst, Architektur und Mode.
Viele Touristen kommen in die Düsseldorfer Altstadt, um in der fröhlichen, ausgelassenen Atmosphäre zu feiern. Diese Gegend wird auch als „längste Theke der Welt“ bezeichnet, und ich kann auch verstehen, warum: In der relativ kleinen Altstadt gibt es mehr als 260 Bars und Kneipen. Sie liegen so nah beieinander, dass es scheint, als wäre es eine einzige, große Bar.
Ich bin aber hier, um einen Spaziergang zu machen und die Stadt zu sehen. Was mir sofort auffällt: Die Düsseldorfer wissen genau, was Mode ist. Bei einem Spaziergang entlang der berühmten Hauptstraße - der Königsallee - treffe ich stilvolle Menschen jeden Alters und sehe Dutzende von Flagship-Stores. Das Schönste in Düsseldorf ist aber meiner Meinung nach nicht das Einkaufen, sondern der Blick von den vielen Brücken über den Rhein. Abends sehe ich einen spektakulären Sonnenuntergang von der Theodor-Heuss-Brücke in der Nähe der Düsseldorfer Innenstadt.
Schloss Drachenburg - Alte Sagen und ein atemberaubender Ausblick

Nordrhein-Westfalen hat wirklich schöne und interessante Städte zu bieten. Aber ich wollte gerne noch etwas anderes kennenlernen. Da ich Schlösser und Festungen mit viel Geschichte mag, bin ich nach Königswinter bei Bonn zum Schloss Drachenburg aufgebrochen – von Köln aus in Tagesausflugs-Entfernung. Das Schloss liegt im Siebengebirge auf dem „Drachenfels“ am Rhein. Um zum Schloss zu kommen, musste ich ein paar Kilometer einen sehr steilen Bergpfad hinauf wandern. Es gibt allerdings auch einen Zug, der „Dragon Railway“ heißt. Oben war ich überwältigt vom Ausblick auf das Siebengebirge und den Rhein, aber auch von den üppigen Wandbehängen im Schloss mit den deutschen Heldengeschichten und Sagen.
Hierher komme ich sicher noch einmal. Aber meine Reise hat erst begonnen – es gibt noch viel Neues zu entdecken. Die nächste Reise geht nach Hamburg.
Kolumne auf Ukrainisch lesen
Hier finden Sie die Kolumne über meine Reise durch Deutschland auf Ukrainisch.