Norovirus-Dauer: Auch Tage nach der Infektion ist man ansteckend

Das tückische Norovirus erwischt viele oft unerwartet. Betroffene müssen 48 Stunden lang leiden - starke Übelkeit, Erbrechen und Durchfall sorgen für eine anstrengende Zeit. Nach zwei Tagen ist alles wieder vorbei. Doch besonders bei kleinen Kindern und alten Menschen kann durch den starken Flüssigkeitsverlust der Virenbefall tödlich enden.

Seit 2001 nimmt die Zahl der Erkrankten kontinuierlich zu. Der Grund dafür: Das Virus entwickelt stärkere, noch ansteckendere Varianten. Waren es 2001 noch 9.223 gemeldete Fälle, wurden im Jahr 2007 bereits 201.242 Norovirus-Erkrankungen gemeldet, im Jahr 2008 212.769 Erkrankungen.

Wenn man sich mit Noroviren infiziert hat, kommt es zu einer bis zu 48 Stunden dauernden Erkrankung. Meist beginnt es mit einem ausgeprägten Krankheitsgefühl, Schlappheit und Übelkeit. Oft kommen auch noch Kopfschmerzen und Fieber hinzu. Relativ schnell setzt dann ein starker Brechdurchfall ein. In Folge von Durchfall und Erbrechen kommt es zu einem massiven Flüssigkeitsverlust, was die Krankheit für Kinder unter fünf Jahren und ältere Menschen über 70 Jahren so gefährlich macht – für sie kann es sogar tödlich enden.

Welche Maßnahmen gibt es gegen die Noroviren?

Heimtückisch: Auch zwei Tage nach Abklingen der Symptome scheidet man das Virus noch in hohem Maße aus. Deshalb sollten erkrankte Personen auch nach Abklingen der Beschwerden noch einige Tage zu Hause bleiben. Einige Studien haben bewiesen, dass das Virus noch zwei Wochen nach einer Infektion im Stuhl nachgewiesen werden kann. Da es gegen das Norovirus weder einen Impfstoff noch ein Medikament gibt, ist verstärkte Hygiene die einzige Möglichkeit, die Erkrankung einzudämmen. Nur wenn dem Virus der Nachschub abgeschnitten wird, kann eine Übertragung verhindert werden.

Als grundlegende Hygienemaßnahme müssen besonders in Gemeinschaftseinrichtungen Handschuhe, Mundschutz und Desinfektionsmittel benutzt werden. Seife und ein Desinfektionsmittel können auch im privaten Haushalt nicht schaden.

Entwickelt man Antikörper?

ILLUSTRATION - Das gestellte Foto zeigt einen kleinen Jungen in seinem Bett im brandenburgischen Sieversdorf (Oder-Spree), der eine Wärmflasche auf dem Bauch hat, aufgenommen am 29.01.2007. In Berlin werden derzeit aus vier Krankenhäusern und vier Pflegeheimen Norovirus-Ausbrüche gemeldet. Das Norovirus ist ein hoch- ansteckender Magen-Darm-Erreger, dessen Infektion durch abrupt einsetzendes Erbrechen und starken Durchfall gekennzeichnet ist. Am Wochenende hatte das Robert-Koch-Institut (RKI) bundesweite Rekordzahlen für Infektionen mit dem aggressiven Erreger für dieses Jahr vorhergesagt. Gefährlich könne das Virus wegen des drohenden Flüssigkeitsverlusts für geschwächte alte Menschen und kleine Kinder werden. 2006 registrierte das RKI bundesweit 19 Todesfälle durch das Virus. Foto: Patrick Pleul dpa/lbn (zu Meldung lbn 4122 vom 30.01.2007) +++(c) dpa - Bildfunk+++

Besonders gemein: Man kann das Virus immer wieder bekommen und scheint allerhöchstens vorübergehend Antikörper zu bilden. Auch heute wird die Immunität nach einer Infektion noch nicht gut verstanden. Bei einem Test mit Freiwilligen war laut dem Bayerischen Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit eine erneute Infektion innerhalb von 6 bis 14 Wochen mit demselben Norovirus nicht möglich. Danach kann es jederzeit wieder passieren.

Infektionen treten zwar das ganze Jahr über auf, von Herbst bis Frühjahr häufen sich jedoch die Krankheitsfälle. Wieso Noroviren gerade in dieser Zeit gehäuft auftreten, ist noch nicht erforscht. Wissenschaftler vermuten allerdings, dass in dieser Zeit unser Immunsystem einfach anfälliger ist.

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Besteht eine Meldepflicht?

Lesepatin Anja Ziegler (l) liest im Karlsruher katholischen Kindergarten St. Albert Kindern aus einem Buch vor (Foto vom 20.07.2005). Die Aktion geht auf eine Initiative der Stadt Karlsruhe zurück. Gemeinsam mit dem Aktivbüro, dem Kulturamt und der Stadtbibliothek entwickelte sie seit dem Jahr 2003 ein Konzept zur Einrichtung von Lesepatenschaften. Mittlerweile lesen über 120 Lesepaten ehrenamtlich in Kindergärten und Kindertagesgaststätten, Schulen und Bibliotheken vor. Foto: Uli Deck (zu dpa/lsw-KORR: "Leselust statt Lesefrust - Lesepaten sollen zu den Büchern locken" vom 24.07.2005)  +++(c) dpa - Bildfunk+++

Nach dem Infektionsschutzgesetz dürfen Personen, die im Lebensmittelbereich oder Gemeinschaftseinrichtungen tätig sind und an einer Durchfallerkrankung leiden, nicht arbeiten gehen. Auch Kinder unter sechs Jahren, die an einer Durchfallerkrankung durch Noroviren erkrankt sind, müssen zu Hause bleiben. Der Krankheitsverdacht und die Erkrankung müssen dem Arbeitgeber bzw. der Leitung des Kindergartens oder der Schule gemeldet werden.

Nach dem Infektionsschutzgesetz §6 und §7 ist der Nachweis der akuten Infektion meldepflichtig. Das heißt, wenn der Arzt bei Ihnen Noroviren nachweist, muss er dies den Behörden melden.