Die Sängerin im Zeit-Interview über die Schattenseiten des Ruhms
No Angels-Nadja Benaissa: "Ich war überfordert mit meinem ganzen Leben“
Im Jahr 2000 startete Nadja Benaissa (40) mit den „ No Angels“ durch, damals war die gebürtige Frankfurterin gerade 18 Jahre alt. Teil der erfolgreichsten Girl-Group Deutschlands zu sein, brachte Ruhm mit sich, aufregende Zeiten auf Tour, Preise und viel Geld. Doch der enorme Erfolg hatte auch Schattenseiten. Panik, Verlustängste, Verzweiflung, Überforderung – um diesen erdrückenden Gefühlen zu entfliehen, sei sie geflüchtet, gibt Nadja Benaissa jetzt in einem Interview unumwunden zu. Eine Flucht, die sie durchaus hätte umbringen können, wie sie selbst sagt.
Nadja Benaissa zieht bitteres Fazit
Im vergangenen Jahr feierten die No Angels ihr großes Tour-Comeback. Auch Nadja war Teil der Reunion, die aus Tausenden mittlerweile erwachsenen Menschen wieder Teenager machte. „Natürlich treten wir nicht umsonst auf“, erklärt sie nun im sehr ehrlichen Interview mit der Wochenzeitung Zeit. „Aber Geld war nicht das Motiv dafür, wieder zusammen Musik zu machen.“ Es sei vielmehr um Gemeinschaft gegangen. „Nicht nur die mit den No Angels, sondern auch die mit unseren Fans.“
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Und nicht nur die sind älter geworden, auch die Sängerinnen sind gealtert. Heute, mit 40 Jahren, fühle sich Nadja besser, „als ich es mir jemals vorstellen konnte“. Der Weg dorthin war nicht nur steinig, phasenweise schien er vielmehr unpassierbar zu sein. „Ich war überfordert mit meinem ganzen Leben“, lautet rückblickend das bittere Fazit der Sängerin.
Im Video: Hier kamen die No Angels wieder zusammen auf die Bühne
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Der No Angels-Star musste eine lebenswichtige Entscheidung treffen
Schon mit 17 Jahren, noch vor dem musikalischen Durchbruch, wurde Nadja Benaissa Mutter einer heute 23-jährigen Tochter, Leila. Damals sei ihr alles zu viel gewesen: Muttersein, Pop-Star, Schlagzeilen, Unmengen an Fans. „Alles ist auf mich eingeprasselt.“
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Ihre wahren Gefühle, ihre Hilfslosigkeit habe sie sich nicht eingestehen wollen, sei falschen Idealen hinterhergejagt und habe versucht alles zu verdrängen. „Ich war und bin extrem, vor allem gefühlsmäßig“, verrät sie der Zeit und gesteht: „Ich flüchtete mich in Alkohol und Drogen, um irgendwie zurechtzukommen. Verarbeitet habe ich nichts.“ Als sich dann auch noch die No Angels trennten, sei Nadjas Leben von „Hundert auf Null“ gefallen: „Ich stand vor der Entscheidung, mich meinem Elend hinzugeben, vielleicht sogar zu sterben – oder endlich etwas zu ändern.“
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Nadja Benaissa ist heute im Reinen mit sich
Eine Therapie habe ihr am Ende geholfen, mit ihren Ängsten aufzuräumen. „Ich hatte vor allem das Gefühl, als Mutter versagt zu haben, weil ich für meine Tochter nicht da war“, schildert Benaissa ihre Sorgen von damals. Vor einigen Jahren habe sie den Mut gefasst und sich bei ihrer Tochter für alles entschuldigt, was in ihren Augen falsch gelaufen sei.
Neben der Therapie und Fitnesstrainings helfe ihr heute vor allem auch ihre Spiritualität. Nadja bete manchmal, erklärt sie, ohne ein „festes Bild“ eines Gottes zu haben. Heute habe sie sich „im Großen und Ganzen“ selbst verziehen. Sie habe damals getan, was sie konnte, weiß aber auch: „Hätte ich nicht liebe Menschen um mich gehabt oder wäre ich beispielsweise obdachlos gewesen, dann hätte ich diese Phase womöglich nicht überlebt.“ (vne)