Neumünster liegt mit Inzidenz von 59 an der Spitze

Warum steigen die Corona-Zahlen im Norden so stark?

Kurz hinter dem Ortschild ist am Mittwoch (23.06.2010) im schleswig-holsteinischen Neumünster eine Tankstelle zu sehen. Nach einer Untersuchung des Automobilclubs ADAC ist in Neumünster der Sprit am günstigsten, in Trier ist dagegen die Tankfüllung bundesweit am teuersten. Foto: Carsten Rehder dpa/lno  +++(c) dpa - Bildfunk+++
So viele Neuinfektionen wie in Neumünster gibt es nirgends in Deutschland.
picture alliance / dpa, Carsten Rehder

Wie in ganz Deutschland steigen auch in Schleswig-Holstein und Hamburg die Inzidenzen wieder stark. Wie das Robert Koch Institut auf Twitter mitteilt, sei es ein „Früherer & schnellerer Anstieg als letztes Jahr, trotz steigender Impfquote. Höchste Inzidenzen in den Altersgruppen 15-29.“ Dabei führt Neumünster mittlerweile die bundesweite Statistik an und Flensburg scheint zum neuen Hotspot zu werden.
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Spitzenreiter Neumünster

Noch Anfang Juli lag der Inzidenzwert in Flensburg bei 0. Das hat sich aber rasant geändert, allein in den vergangenen Tagen hat sich das Infektionsgeschehen enorm verschärft. Mit einer Inzidenz von 43,3 landet die Stadt auf Platz 13 im deutschlandweiten Vergleich der Städte und Kreise. Angeführt wird die Liste von der Stadt Neumünster, hier liegt der Inzidenzwert bei 68,6.

Bisher stand Schleswig-Holstein im bundesweiten Vergleich immer sehr gut da, jetzt steuert das Bundesland auf eine Corona-Inzidenz von 35 zu. Innerhalb von 24 Stunden wurden zuletzt 221 neue Corona-Infektionen gemeldet – die Sieben-Tage-Inzidenz im Land liegt am Donnerstag bei 34,5.

Sind Reiserückkehrer und Schule das Problem?

dpatopbilder - 19.04.2021, Berlin: Die Schülerinnen Zeynep (l) und Neele von der Fritz-Karsen-Gemeinschaftsschule führen vor Unterrichtsbeginn einen Corona-Selbsttest durch. Die Berliner Kinder müssen ab heute in den Schulen auf das Coronavirus getestet werden. Foto: Jörg Carstensen/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Schulferien sind zu Ende: Schüler werden wieder regelmäßig getestet.
car cul, dpa, Jörg Carstensen

Wie kommt es zu einem so raschen Anstieg? Experten halten zwei Möglichkeiten für wahrscheinlich: Reiserückkehrer und Schulkinder. Sechs Wochen lang wurden Schulkinder nicht oder nur selten getestet. Seit Montag hat sich das geändert: In den Klassenräumen werden wieder regelmäßig Tests durchgeführt. Das Ergebnis: Der Anteil der Covid-Erkrankten im Schulalter ist in dieser Woche im Vergleich zur vergangenen von etwa 30 Prozent auf 45 Prozent gestiegen. Das zeigen Daten des Robert-Koch-Instituts für Schleswig-Holstein.

Hinzu kommen die Reiserückkehrer – trotz Negativtest- und Quarantänepflicht bei der Einreise. Die Infizierten seien zum Beispiel in Russland, Bulgarien, Rumänien, der Türkei oder Spanien gewesen, teilte das Gesundheitsamt Neumünster dem NDR mit. Erst nach der Ankunft seien sie dann in Deutschland positiv getestet worden.

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Impfen sei der einzige Weg aus der Pandemie

Klaus Wicher vom Sozialverband Deutschland in Hamburg meint, ein weiterer Grund sei die stagnierende Impfbereitschaft. Wichtig sei es jetzt, neue Anreize zu schaffen, denn Impfen sei nach wie vor der einzige Weg aus der Pandemie: „Ich denke man muss über die Influencer gehen, über die Blogger. Das sind die, die auch bei den Menschen gut ankommen. Es gibt welche, die sind richtig gut unterwegs“.

Eine weitere Maßnahme sei zudem das mobile Impfen: „Wenn die Menschen nicht zu uns kommen, dann müssen wir zu ihnen gehen“, weiß Klaus Wicher. Das nördlichste Bundesland ist bereits vor einigen Woche mit mobilen Impfteams an Schulen und Unis gestartet.

Lange Nacht des Impfens in Hamburg

Auch in Hamburg steigt die Zahl an Neuinfektionen. Die Sieben-Tage-Inzidenz liegt bei 44,9. Auch hier versucht die Stadt nun weitere Anreize für das Impfen zu schaffen: Am Freitagabend gibt es in den Messehallen den Pieks inkl. Musikbegleitung. Senatssprecher Marcel Schweitzer spricht dabei von einem besonderen Musik-Erlebnis: "Wenn man Musik mag, sollte man vorbeigehen". Die Impfnacht startet in den Messehallen um 17 Uhr und endet um 23 Uhr. (fst)