Neuer Bericht des Weltklimarats
Klimawandel bedroht Gesundheit der Menschen extrem
Der am Donnerstag veröffentlichte Bericht des Weltklimarats zeigt: Die Folgen des Klimawandels sind dramatisch, sie sind akut und sie sind schon längst auch bei uns in der Heimat spürbar.
„Es ist schon nach Zwölf“

Die verheerenden Folgen des Klimawandels werden immer deutlicher. Mit Anpassung ist das Schlimmste noch abzuwenden, sagt der Weltklimarat, aber die Zeit drängt, und es braucht tiefgreifende Umwälzungen. „Im Prinzip ist es schon nach Zwölf“, fasst der norddeutsche Klimaforscher Mojib Latif den Bericht Weltklimarats (IPCC) zusammen. „Die Menschen leiden, die Gesellschaften leiden, Ökosysteme leiden.“
Auswirkungen immer schneller
Die Erderhitzung führt nach dem neuen Bericht des Weltklimarats (IPCC) bereits zu gefährlichen Veränderungen der Natur. „Die Auswirkungen, die wir heute sehen, treten viel schneller auf und sind zerstörerischer und weitreichender als vor 20 Jahren erwartet“, berichtete der Weltklimarat zu den Folgen des Klimawandels. Das erhöhe Armut und Ungleichheit und werde mehr Menschen, die in ihrer Heimat kein Auskommen mehr haben, zur Migration zwingen. Die Regierungen täten noch lange nicht genug, um die schlimmsten Gefahren abzuwenden.
„Wir riskieren die Lebensgrundlage“
„Jetzt geht es darum Schadensbegrenzung zu betreiben und das heißt natürlich in aller erster Linie, dass man den Ausstoß von Treibhausgasen schnell und drastisch senkt“, äußert Klimaforscher Latif im RTL-Interview. Der bekannte Meteorologe ergänzt dazu: „Wir riskieren die Lebensgrundlagen auf diesem Planeten, und zwar in ganz unterschiedlicher Art und Weise.“ Man könne beobachten, wie in Deutschland die Wälder leiden. „Es kann ein Massenaussterbeereignis geben nur durch den Klimawandel.“ Auch die Gefahr von Überschwemmungen an den Küsten steige, so wie der Meeresspiegel, wenn die Menschen so weiter machen würden wie bisher.
Anpassung hat Grenzen

Die Folgen sind schon jetzt in allen Teilen der Welt sichtbar: Es gibt verheerende Waldbrände wie im Mittelmeerraum und im Westen der USA, Überschwemmungen wie in der Region Ahr und Erft im Juli 2021, Hitzewellen wie in Sibirien. „Man kann sich anpassen bis zu einem bestimmten Maß und das ist jetzt auch die Aufgabe, dass wir alles versuchen, dass die Systeme, die Ökosysteme, aber auch Gesellschaften sich so gut wie möglich an das anpassen, was ohnehin nicht mehr zu vermeiden ist“, so der Klimaforscher und warnt: „Aber und das ist auch ganz wichtig, es gibt auch Grenzen der Anpassungsfähigkeit.“
Klimakiller: Konsum
Die globale Erwärmung treffe mit anderen Herausforderungen zusammen, so der 1988 gegründete Weltklimarat. Er zählt die wachsende Weltbevölkerung auf, die Migration der Menschen in Städte, zu hohen Konsum, wachsende Armut und Ungleichheit, Umweltverschmutzung, Überfischung und jüngst die Coronavirus-Pandemie. Krankheitsrisiken nähmen weiter zu, das Dengue-Fieber werde sich ausbreiten, auch nach Europa.
Tiere wandern Richtung Pole
Hitze und Extremwetter trieben Pflanzen und Tiere an Land und in den Ozeanen Richtung Pole, in tiefere Gewässer oder höhere Lagen. Meerespflanzen und -tiere bewegten sich wegen der steigenden Wassertemperaturen im Durchschnitt um 59 Kilometer pro Jahrzehnt Richtung Nord- und Südpol. Viele Arten erreichten bei der Anpassung an den Klimawandel Grenzen und seien vom Aussterben bedroht. Bei einer globalen Erwärmung von zwei Grad über dem vorindustriellen Niveau seien 18 Prozent der heutigen an Land befindlichen Tier- und Pflanzenarten vom Aussterben bedroht, bei vier Grad 50 Prozent.
Norddeutschland ohne Winter

Selbst in seiner Heimat Norddeutschland spüre Mojib Latif natürlich genauso, wie die anderen Menschen in anderen Weltregionen den Klimawandel. „Zum Beispiel, dass es praktisch keine Winter mehr gibt, dass die Temperaturen sehr stark angestiegen sind. Wir sehen es an Hitzewellen, die wir beispielsweise in Hamburg vor den 1990 Jahren in diesem Ausmaß überhaupt noch nicht gehabt haben.“ Dazu käme der Starkregen und an den deutschen Küsten der Meeresspiegelanstieg, denn die Deiche würden dazu bereits heute schon aufgeschüttet.
Die Energiewende – ein Muss
„Dieser Bericht hat sehr detailliert die Auswirkungen beschrieben und was mich überrascht hat, ist das die Auswirkungen schon so extrem in ganz, ganz vielen Regionen der Erde sind“, so Latif. Für den Weltklimarat und den Klimaforscher ist klar, dass die allergrößte Herausforderung die globale Energiewende ist. „Wir müssen weg von den Fossilen Brennstoffen, weg von Kohle, Öl und Erdgas hin zu den erneuerbaren Energien.“ (dpa/nid/fst)