Nach Vergiftung: Russischer Ex-Spion Sergej Skripal, seine Tochter und ein Polizist ringen mit dem Tod

Für die britischen Behörden steht fest: Ein russischer Doppelagent und seine Tochter wurden gezielt mit Nervengift angegriffen. Auch ein Polizist wurde vergiftet. Der diplomatische Streit zwischen London und Moskau verschärft sich.

Sergej Skripal "gezielt angegriffen"

A still image taken from an undated video shows Sergei Skripal, a former colonel of Russia's GRU military intelligence service, being detained by secret service officers in an unknown location. RTR/via Reuters TV ATTENTION EDITORS - THIS IMAGE HAS BEEN SUPPLIED BY A THIRD PARTY. RUSSIA OUT. NO COMMERCIAL OR EDITORIAL SALES IN RUSSIA. NO RESALES. NO ARCHIVE. DIGITAL: NO ACCESS RUSSIA. FOR REUTERS CUSTOMERS ONLY.
Der russische Ex-Spion Sergej Skripal (hier bei seiner Verhaftung) wurde anscheinend vergiftet.
EI/JKP, REUTERS, REUTERS TV

Der britische Sender Sky vermeldete, dass Doppelagent Sergej Skripal sowie seine Tochter Yulia und ein britischer Polizeibeamter mittlerweile ins Koma gefallen seien. Die Polizei ermittelt inzwischen wegen versuchten Mordes.

Skripal und seine Tochter seien mit Nervengift "gezielt angegriffen" worden, erklärte der Chef der britischen Anti-Terror-Einheit, Mark Rowley. Auch ein Polizeibeamter, der als erster an dem Tatort in der südenglischen Stadt Salisbury eingetroffen war, befinde sich inzwischen in einem lebensbedrohlichen Zustand. Eine Gefahr für eine breite Öffentlichkeit bestehe aber nicht.

Erinnerungen an Fall Alexander Litwinenko

Aufgabe der Ermittler sei nun, herauszufinden, wer hinter der Tat stecke, sagte Rowley. "Zu diesem Zweck arbeiten Hunderte Kriminalbeamte, gerichtsmedizinische Experten, Analysten und Geheimdienstmitarbeiter rund um die Uhr an dem Fall zusammen." Zu dem verwendeten Nervengift machte Rowley keine näheren Angaben, auch nicht dazu, wie es verabreicht wurde.

Da der Fall an den Giftmord am Kremlkritiker Alexander Litwinenko im Jahr 2006 erinnert, hat er inzwischen einen diplomatischen Schlagabtausch zwischen Moskau und London ausgelöst. Der britische Außenminister Boris Johnson hatte am Dienstag eine "angemessene und robuste" Reaktion angekündigt, sollte sich der Verdacht auf eine staatliche Rolle in dem Fall erhärten. Kein Versuch, auf britischem Boden unschuldiges Leben zu nehmen, werde ohne Sanktionen oder ungestraft bleiben, sagte Johnson kaum verhohlen an die Adresse Moskaus.

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Russland und Großbritannien machen sich gegenseitig Vorwürfe

HANDOUT - Datum unbekannt, Land/Ort unbekannt: Die von dem sozialen Netzwerk Facebook entnommene Aufnahme soll Yulia Skipal zeigen, Tochter des früheren Oberst des russischen Militärgeheimdienstes GRU, Sergej Skripal, der in Russland als britischer Spion verurteilt und bei einem Austausch 2010 freigelassen worden war. Sergej Skripal wurde am 04.03.2018 zusammen mit seiner Tochter Yulia in der englischen Stadt Salisbury bewusstlos aufgefunden. Die Polizei geht davon aus, dass beide in Kontakt mit einer «unbekannten Substanz» kamen. Sie kämpfen seitdem in einer Klinik um ihr Leben. ACHTUNG: Nur zur redaktionellen Verwendung bis zum 21.03.2018 in Zusammenhang mit der aktuellen Berichterstattung und nur bei vollständiger Nennung der Quelle: Foto: Uncredited/Facebook/Yulia Skripal/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Auch Yulia Skripal, die Tochter des Ex-Agenten liegt im Koma.
dpa, Uncredited

Das Außenministerium in Moskau warf den britischen Behörden eine russlandfeindliche Kampagne vor. Noch vor Klärung der Fakten würden Vorwürfe gegen Russland erhoben, sagte Ministeriumssprecherin Maria Sacharowa am Mittwoch.

Premierministerin Theresa May stellte am Mittwoch wie zuvor Johnson den Besuch britischer Politiker und Würdenträger bei der Fußball-Weltmeisterschaft in Russland im Sommer infrage, sollte sich herausstellen, dass Moskau hinter dem mutmaßlichen Attentat steckt.

2006 wurde Alexander Litwinenko in London vergiftet

ARCHIV -  A file photograph showing Russian Federal Security Service (FSB) colonel Alexander Litvinenko (R) and a colleague wearing a mask, to protect his identity (L), speaking to each other during their press conference at the 'Interfax' news agency on Tuesday, 17 November 1998.  Photo: EPA/SERGEI KAPTILKIN (zu dpa "Untersuchung des Mordfalls Litwinenko: Ergebnisse diplomatisch heikel" am 20.01.2016) +++(c) dpa - Bildfunk+++
Der Kremlgegner Alexander Litwinenko (rechts) wurde 2006 in London vergiftet.

Kremlgegner Alexander Litwinenko wurde 2006 in London mit radioaktiv verseuchtem Tee vergiftet. Das darin enthaltene hochgiftige Polonium 210 tötet ihn nach drei Wochen. Britischen Ermittlungen zufolge stecken frühere russische Geheimdienstler hinter dem Mord an Litwinenko, der im Exil in Großbritannien lebte.