Unglücksorte nur wenige Autominuten auseinanderNach tödlichem Unfall an Bahnübergang in Rastede: Fast hätte es wieder gekracht

Anfang August wird ein 52-jähriger LKW-Fahrer mit seinem Gespann von einer Regionalbahn am Bahnübergang Rastede-Liethe erfasst und stirbt noch vor Ort. Jetzt hätte sich der tragische Unfall ein paar Autominuten entfernt fast wiederholt.
"Plötzlich habe ich Scheinwerfer gesehen"
Donnerstagabend, es ist bereits dunkel: Der Bahnübergang Lehmder Straße ist eigentlich mit einer automatischen Schrankenanlage geregelt, aber die ist aufgrund von Bauarbeiten außer Betrieb. Mitarbeiter der Bahn sollen den Verkehr deshalb „händisch“ regeln. Andreas Müller aus Lehmdermoor fährt gegen 22 Uhr auf den Bahnübergang zu: „Es brannte kein Licht, kein Rotlicht, gar nichts“, sagt der 62-Jährige im RTL-Interview. Er fährt weiter und wird langsamer, als er auf der rechten Seite auf dem Radweg ein weißes Licht von einer Taschenlampe sieht: „Ich bin davon ausgegangen, dass es ein Spaziergänger ist“, sagt Andreas Müller. Er fährt langsam weiter über den Bahnübergang: „Plötzlich habe ich von links Scheinwerfer gesehen und ein Signalhorn gehört und dann habe ich Gas gegeben“, sagt er. Er hatte offenbar riesiges Glück: „Dann sah ich so fünf bis zehn Meter hinter mir, wie der Zug dadurch ballerte und ich bin erst mal weiter gefahren, weil ich so geschockt war.“ Hinter Müller ist noch ein weiteres Auto mit einer 74-jährigen Fahrerin.
Frau per Handzeichen durchgewunken
Die Frau aus dem Landkreis Ammerland fährt hinter dem Wagen von Andreas Müller und berichtet später der Polizei, was sie beobachtet hat: Demnach hatte sie drei Personen mit Warnwesten auf dem Bahnübergang bemerkt. Sie wurde dann offenbar per Handzeichen angewiesen, weiterzufahren. Auch sie bemerkt die von links kommende Bahn. Der Lokführer gibt ein Warnsignal. Auch die 74-Jährige kann noch vor dem Zug die Gleise überqueren. Laut Polizei bremst der Lokführer und verhindert so einen weiteren Unfall. Andres Müller ergänzt im RTL-Interview: „Ich bin dann 30 Minuten nach dem Vorfall noch mal an dem Bahnübergang vorbei gefahren und da war niemand da.“
Deutsche Bahn: Unterstützen die Untersuchung
Auf RTL-Anfrage heißt es von einer Bahnsprecherin: „Zu dem Geschehen am Bahnübergang läuft eine polizeiliche Untersuchung. Wir unterstützen diese Untersuchung und können ihr nicht vorgreifen.“ Und weiter: „In dem Abschnitt auf der Strecke Oldenburg-Wilhelmshaven laufen derzeit die Bauarbeiten zur Errichtung der Oberleitung. Dafür muss die Signaltechnik an den Bahnübergängen in dem Abschnitt teilweise außer Kraft gesetzt werden. Die Regelung des Verkehrs über den Bahnübergang übernehmen Streckenposten. Informationen zum Zugverkehr bekommen die Kolleg:innen über die Stellwerke bzw. die Netzleitzentrale und sperren den jeweiligen Übergang bei Annäherung eines Zuges. Auf der Straße weist ein Andreaskreuz auf den Bahnübergang hin. Die Triebfahrzeugführer fahren in dem Abschnitt mit angemessener Geschwindigkeit. Sie geben ein lautes Hupsignal, wenn sie sich dem Übergang nähern.“
Ermittlungen laufen
Die Polizei hat ein Verfahren wegen des Gefährlichen Eingriffs in den Bahnverkehr eingeleitet und die Ermittlungen aufgenommen. „Das wird aber noch Wochen und Monate dauern“, heißt es von der Polizei Oldenburg/Ammerland.




