Die Kehrseiten, die keiner siehtNach Tod von Moonbin: Liegt ein Fluch auf den K-Pop-Stars?

Ein weiterer Suizid, der die scheinbar heile K-Pop-Welt erschüttert! Gut drei Monate ist es her, da feierte Moonbin seinen 25. Geburtstag auf Instagram. Es sollte sein letzter Geburtstag sein; der Sänger wurde am Donnerstag tot in seiner Wohnung aufgefunden. Ein Schock, aber leider kein Einzelfall. Was steckt hinter dem Phänomen K-Pop? Wie kommen diese jungen Talente an solch einen Erfolg - und ist der Druck auf sie so groß, dass sie keinen anderen Ausweg mehr sehen? Das traurige Schicksal der anderen Stars sehen Sie im Video.
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Suizid von K-Pop-Stars

Im Jahr 2017 nahm sich Kim Jong-Hyun (†27), Frontmann der Boyband Shinee, das Leben. Sulli (†25) wurde am 14. Oktober 2019 von einem Manager tot in ihrer Wohnung in Seongnam aufgefunden. Die Polizei geht von Suizid aus. Nur wenige Wochen später wurde Goo Hara (†28) tot in ihrer Wohnung in Seoul aufgefunden. Auch hier soll Selbstmord die Todesursache sein. Genau so wie Cha In Ha (†27), der am 3. Dezember 2019 tot in seiner Wohnung gefunden wurde – alles spricht für einen Suizid. Nun der erst 25-jährige Moonbin, der ebenfalls tot in seiner Wohnung aufgefunden wurde - und das sind nicht die einzigen Fälle.

Dabei steht diese Musikrichtung für Liebe und Freiheit – doch schenkten diese Stars ihren Fans mehr, als sie sich selbst nehmen durften?

Überschattet der Wunsch nach Anerkennung alles?

In den Medien schreibt der K-Pop immer wieder negative Schlagzeilen: sexuelle Ausbeutung! Machtmissbrauch! Krasse Shitstorms! Suizid! Und doch wird der K-Pop auf der ganzen Welt gefeiert. Aber was macht das mit den Stars? Herrscht da auf Dauer zu viel Druck?

Die Podcast-Moderatorinnen Yoon Ha Kim und Hui Ah Park erklären in der Folge „K-Pop" der Netflix-Serie Explained: „Geduldig und ausdauernd zu sein und endlich das zu erreichen, was man will. Das wird in Korea sehr geschätzt und respektiert." Heißt: Der Wunsch nach Anerkennung und der Bereitschaft einen enormen Arbeitsaufwand auf sich zu nehmen, scheint tief im kulturellen Mindset von Koreanerinnen und Koreanern verwurzelt zu sein. So berichten angehende Stars immer wieder von sogenannten Talentschmieden und Arbeitstagen von bis zu 20 Stunden: Tanztrainings, Interviews, Touren auf der ganzen Welt, Fangemeinschaft pflegen, vor der Kamera posieren, auf Fashionshows in der ersten Reihe sitzen. Die Liste ist lang. Zudem kommt noch hinzu: Die Konkurrenz ist immens!

Kein Wunder also, dass auch körperliche Folgen immer wieder auf den sozialen Medien zu sehen sind. So lassen sich zahlreiche Videos finden, in denen zu sehen ist, wie K-Pop-Stars vor Erschöpfung auf der Bühne umkippen.

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Einfach aufzuhören ist keine Option!

Als würde die Überarbeitung, der Druck, seinen Fans gerecht zu werden und sich gegen die Konkurrenz durchzusetzen, nicht reichen, spielen Talentagenturen ebenfalls eine große Rolle. Diese bieten den jungen Künstlern sogenannte Rundum-Pakete an: Management, Plattenlabel, Songwriting und Produktion. Doch damit nicht genug. Die jungen Talente sollen Fremdsprachenunterricht, Tanz- und Gesangstraining und Benimmkursen für den "richtigen" Umgang mit Presse und Fans bekommen. Und selbst das Privatleben der Stars wird geregelt.

Wenn die jungen, ambitionierten Sänger und Sängerinnen zu Stars geworden sind, müssen sie ihre Ausbildung refinanzieren. Sobald sie es also in eine Band geschafft haben, stehen sie in der finanziellen Schuld ihres Labels. Einfach aufzuhören, scheint somit unmöglich. Ein Teufelskreis.

Aber was genau ist K-Pop eigentlich?

K-Pop ist die Abkürzung für Korean Pop bzw. Korean Popular Music - und ein Sammelbegriff für koreanischsprachige Popmusik – aber auch Elemente aus Hip-Hop, R&B, Techno und Electro sind wiederzuerkennen. Entstanden ist K-Pop in den 90er-Jahren in Südkorea. Nach Jahren politischer Unruhen und den immer wechselnden Militärregierungen wurde das Land zu einer Demokratie – und das veränderte auch die Kulturszene.

Der wohl bekannteste Star, der K-Pop auch in Europa bekannt machte, ist der Rapper Psy mit seinem Song „Gangman Style!“ Bis heute wurde der Hit satte 4,7 Milliarden (!) Mal bei YouTube geklickt. Eine Musikrichtung, die eigentlich für Freiheit steht und so vielen Menschen Freude bringt – aber zu welchem Preis? (msu/lsc)

Hier bekommen sie bei Suizidgedanken oder Depressionen Hilfe:

Sollten Sie selbst von Suizidgedanken betroffen sein, suchen Sie sich bitte umgehend Hilfe. Versuchen Sie, mit anderen Menschen darüber zu sprechen! Das können Freunde oder Verwandte sein. Es gibt aber auch die Möglichkeit, anonym mit anderen Menschen über Ihre Gedanken zu sprechen. Das geht telefonisch, im Chat, per Mail oder persönlich.

Wenn Sie schnell Hilfe brauchen, dann finden Sie unter der kostenlosen Telefon-Hotline 0800-1110111 oder 0800-1110222 Menschen, die Ihnen Auswege aus schwierigen Situationen aufzeigen können.