Nach Essstörung und Herz-OP
Influencerin Louisa Dellert kämpft gegen den Hass im Netz
Die Beleidigungen sind kaum auszuhalten. „Typische Öko-Linksfotze. Ich reiße Dir Deinen Arsch auf. Zieh Leine Du bemitleidenswertes Stück Scheiße“, liest Louisa Dellert vor und schaut entsetzt auf die Kommentare eines ihrer Social-Media-Kanäle. Immer wieder muss sie diese Anfeindungen lesen - seit Jahren. Der Hass im Netz nimmt bei der Influencerin eine besondere Dimension an. Sogar Morddrohungen bekommt sie. Sie versinkt in Depressionen, entwickelt eine Essstörung, bekommt Herzprobleme und zieht sich Zuhause zurück. Wie sie diese Zeit erlebt hat und wie sie es aus der Abwärtsspirale wieder heraus geschafft hat, sehen Sie im Video.
Mit Fitness-Posts fing alles an
Louisa Dellert wächst in Braunschweig auf. 2013 startet sie als Fitness-Influencerin und bekommt die ersten Follower und Likes. „Ich habe damals angefangen, mit diesem Fitness-Thema auf Instagram, weil ich mich persönlich irgendwie zu dick gefühlt habe und Motivation gesucht habe. Die habe ich dann auf Instagram gefunden“, erinnert sie sich. Mit der steigenden Popularität wächst aber auch die Zahl der Hass-Kommentare. Die Sichtbarkeit in der Öffentlichkeit hat ihren Preis.
Psychologin warnt vor Hass im Netz

Hass im Netz kann richtig gefährlich werden, bestätigt die Psychologin Maren Urner. „Es ist einfach auf ganz vielen Ebenen nicht nur persönlich verletzend, sondern das kann krank machen“, sagt sie. „Und dann ist natürlich die nächste Frage, wenn wir mit den Regeln noch nicht so weit sind und im Moment noch Strukturen haben, die das zumindest zulassen, dann sich zu fragen, schaffe ich einen Weg, damit umzugehen“, führt sie fort.
Louisa Dellert nutzt ihre Reichweite offensiv
Louisa Dellert hat es geschafft auf diese Frage eine Antwort zu finden. Statt Fitness-Produkte und einen vermeintlich idealen Körper zu vermarkten, spricht die Wahl-Berlinerin mittlerweile über Themen wie Nachhaltigkeit, Umweltschutz und Politik. Sie scheint damit einen Nerv zu treffen. Fast eine halbe Millionen Menschen folgen der 32-Jährigen auf Instagram. Trotz Morddrohungen zeigt sie Haltung und positioniert sich mit unbearbeiteten Fotos, auch mal in knapper Bademode. „Natürlich zeige ich mal ein Bild von mir in Bikini. Wenn ich im Sommer im See bin und einen guten Tag habe, dann ist es in Ordnung, das zu zeigen. Dann mache ich das nicht um zu provozieren, sondern weil ich einen guten Tag habe“, betont sie.
Sie will Mut machen: Zeigt Beleidigungen an!
Heute lässt Louisa Beleidigungen im Netz nicht mehr so schnell an sich heran. Stattdessen teilt sie die mit ihrer Community und ermutigt andere so wie sie Strafanzeige zu stellen. „Bitte zeigt das an und macht das sichtbar. Nur so wird das auch in die Statistik einfließen und erst, wenn es diese Statistik gibt und die aussagekräftig ist, dann wird bei dem Thema noch mehr politisch umgesetzt“, wünscht sie sich. Außerdem gibt es auch die Möglichkeit Hass-Kommentare aus dem Netz anonym zu melden.