Mann hielt ihr Pistole an den Kopf
Warum Andrea einem Bankräuber bis heute dankbar ist

„Das war wie im Film“, sagt Andrea Kiesl, und meint damit den Tag, der ihr gesamtes Leben auf den Kopf stellte. Ein Bankräuber hält der zweifachen Mutter, die in der Bank arbeitet, eine Pistole an die Schläfe. Mit der Waffe am Kopf kann sie sich zunächst nicht an die Kombination des Safes erinnern, schafft es dann aber doch und übergibt dem Mann zitternd eine sechsstellige Summe. Ihre Angst während des Raubs war unbeschreiblich und ließ die heute 33-Jährige eine lange Zeit nicht mehr los: „Der schlimmste Moment in meinem Leben, aber zugleich auch der Moment, der alles veränderte – sogar alles besser machte.“
Andrea wollte „jeden Tag leben“
Der Täter flüchtet, Andreas Angst bleibt. Panikattacken, immer wieder. Und das wachsende Bedürfnis, alles zu ändern: „Davor habe ich einen Tag nach dem anderen bewältigt, aber nicht gelebt. Mein Papa war süchtig, das Geld immer knapp und mein Leben war geprägt von massiven Ängsten", erinnert sie sich.
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Nicht mit Medikamenten ruhigstellen

Eine Psychologin verschreibt ihr Medikamente, aber die lehnt Andrea ab. „Ich wollte das alles nicht ruhigstellen, sondern mir erlauben, das alles zu fühlen, auch das Bedrückende auszuhalten.“ Dafür beobachtete sie sich selbst ganz genau: was sind das für Ängste, welche Auswirkungen haben die auf mich? „Ich habe [...] Pläne gemacht, wie ich mich körperlich und mental selbst unterstützen kann, anstatt mich zu betäuben.“
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"Die Angst war mein größtes Geschenk"
Damit einher gehen grundlegende Veränderungen in ihrem Leben: Sie kündigt ihren Job bei der Bank und lässt sich zur Mentaltrainerin sowie staatlich geprüften psychosozialen Beraterin ausbilden. „Die Angst war mein größtes Geschenk“, sagt sie rückblickend. Als Beziehungscoach unterstützt sie heute im von ihr gegründeten "Frauenzentrum Kiesl" andere Frauen, angstfrei und erfüllt durchs Leben und Beziehungen zu gehen.