Seilbahn-Unglück in Italien
Sohn des Technikers spricht zum ersten Mal öffentlich: "Auch für unsere Familie ist die Welt zusammengebrochen"

Zwei Wochen nach dem tragischen Seilbahn-Unglück in Italien äußert sich der Sohn des Technikers zum ersten Mal öffentlich. Einer italienischen Zeitung schildert Alessandro Tadini (33), wie seine Familie mit der Schuld umgeht: "Wir können nur für die Opfer beten und für meinen Vater. Auch für unsere Familie ist die Welt zusammengebrochen. Es ist nicht einfach der Sohn desjenigen zu sein, der mitverantwortlich für eine solche Tragödie ist. Der so viele Familien zerstört hat. Nur Gott weiß, welche Schultern diese Last tragen können, die mein Vater jetzt tragen muss.“
Gabriele Tadini, der Techniker der Seilbahn in Stresa Mottarone, gibt laut „larepubblica“ auch ganz klar zu: „Es ist alles meine Schuld. Ich bin ein Risiko eingegangen, aber ich hätte nie im Leben gedacht, dass das Zugkabel reißt.“
"Die Seilbahn war sein Leben."

Zwei Faktoren führten zum Gondel-Absturz in Italien: Die Betreiber hatten die Bremse wegen einer Störung bewusst manipuliert und das Zugseil ist gerissen. Wieso das passiert ist, wird noch ermittelt.
Am 23.05. sind durch den Gondel-Absturz 14 Menschen ums Leben gekommen. Durch eine Metallgabel, die Seilbahn-Direktor Gabriele Tadini anbrachte, griff die Notbremse nicht, als das Zugseil riss. Solche Gabeln werden normalerweise für Wartungsarbeiten eingesetzt. Die Gondel stürzte daraufhin 20 Meter ins Tal ab. Nur ein fünfjähriger Junge überlebte die Tragödie.
„Es tut ihm leid“, teilt Gabriele Tadinis Anwalt mit. Immer wieder soll Tadini während des Lockdowns die Seilbahn getestet haben, komische Geräusche seien ihm aufgefallen. Der Firmenchef und Techniker hätte „mehrmals die Metallgabeln ab und wieder drangemacht und die Gondel leer fahren lassen“, erzählt der Anwalt Marcello Perillo. Außerdem hätten sie zwei beauftragte Firmen zu Rate gezogen, die den Fehler an den Bremsen jedoch ebenfalls nicht beheben konnten. Ständig hätte die Seilbahn blockiert. 40 Tage soll dieses Problem schon bestanden haben. Sein Mandant hätte sich beim Anbringen der Metallgabel auch nicht wohlgefühlt, aber mit einem Riss des Zugseilkabels hätte er nicht gerechnet.
Sein 33-Jähriger Sohn erinnert sich, dass die Seilbahn auch schon immer Teil seines Lebens war. „Ich erinnere mich, als ich klein war. Da kam mein Vater immer von der Arbeit und erzählte von der Seilbahn. Sie war sein Leben.“
Staatsanwältin: „Die drei Hauptbeschuldigten kommen wieder ins Gefängnis.“

Der technische Leiter Enrico Perocchio und der Chef der Betreibergesellschaft, Luigi Nerini, sind nach einer kurzen Untersuchungshaft mittlerweile wieder aufm freiem Fuß. Gabriele Tadini stand zunächst weiterhin unter Hausarrest. Die Trümmer liegen derweil noch am Unglücksort. Jetzt soll die Gondel mit einem Helikopter abtransportiert werden. „Das wird eine sehr komplexe Angelegenheit. Die Gondel liegt so, dass wir nicht einfach mit irgendwelchen Abschleppfahrzeugen dorthin kommen“ erklärt Staatsanwältin Olimpia Bossi der Zeitung „lastampa.it“. „Unser Ziel ist es, die Kabine so intakt wie möglich dort weg zu bekommen um die Ermittlungen nicht zu beeinträchtigen.“
Deren Ausgang scheint zumindest Staatsanwältin Olimpia Bossi bereits zu ahnen. Sie kündigt an: „Die drei Hauptbeschuldigten kommen wieder ins Gefängnis.“
(mca)