„Umstrittener Inhalt“
Warnhinweise in Stadtbücherei in Münster sorgen für Diskussionen
In der Stadtbücherei Münster sorgt ein Aufkleber für Diskussionen: Auf dem Buch Putin – Herr des Geschehens findet sich ein Hinweis, der auf den „umstrittenen Inhalt“ des Werkes hinweist und darauf, dass dieser „unter Umständen nicht mit den Grundsätzen einer demokratischen Gesellschaft vereinbar“ sei. Claudia Gladrow, Leiterin der Bücherei, verteidigt das Vorgehen: „Wir haben es bereitgestellt und mit diesem Hinweis erst dann versehen, als wir aus der Kundschaft, aus unseren Besucherinnen und Besuchern die Bitte erhalten haben, das Buch aus dem Bestand zu nehmen, weil man damit nicht einverstanden war.“ Kritiker sehen in dem Sticker jedoch eine Bevormundung der Leser.
Meinungsfreiheit oder Bevormundung?
Von den 350.000 Medien in der Bücherei tragen nur zwei Bücher den sogenannten Einordnungshinweis. Für Leser wie Eric Haug, der jährlich bis zu 70 Bücher ausleiht, ist die Kennzeichnung jedoch fragwürdig: „Ich finde es schwierig, weil ich finde, wir sind alle selber groß und können selber denken. Und wenn ich mir ein Buch jetzt zum Beispiel ausleihe von Putin, dann will ich ja mehr wissen. Und natürlich kann es sein, dass ich da auf Inhalte stoße, die nicht mit mir konform gehen. Aber wir sind nach wie vor in einer Demokratie und da gilt, Meinungsfreiheit und jeder darf sich seine Meinung auch selber bilden, muss dann aber auch ertragen, dass er eine Antwort draufbekommt.“
Zwischen Neutralität und Einordnung
Nach eigener Aussage soll der Aufkleber zu mehr Auseinandersetzung anregen, betont Gladrow: „Ein solcher Hinweis unterstützt die Pluralität und ist Teil unseres Bildungsauftrags.“ Dennoch bleibt die Frage, ob solche Markierungen die Neutralität der Bücherei gefährden. Für die Leser scheint das zweite Buch mit einem Hinweis jedoch kein Hindernis gewesen zu sein: Es ist derzeit ausgeliehen – ob wegen oder trotz des Aufklebers, bleibt unklar.