Exklusives Interview mit Lirim Zendeli
Nächster Youngster will sich in die Formel 1 kämpfen
„Es war 2010“ erinnert sich der junge Bochumer Lirim Zendeli. Der am 18.10.1999 geborene Lirim stand mit seinem Vater Jauni das erste Mal auf einer Kartbahn. Unbeeindruckt von dem lauten Motorenlärm, fuhr er begeistert Runde für Runde mit dem Kart. Der Motorsport hatte ihn da schon längst im Griff. Heute fährt Lirim in der Formel 2. Und der junge Bochumer hat große Pläne. Wir haben ihn zuhause im Ruhrgebiet besucht - was er uns erzählt hat und was sein größter Traum ist, sehen Sie im Video.
Sohn von Flüchtlingen schafft es bis in die Formel 2
Lirim Zendeli hat in allen Kart-Klassen und auch in der Formel 3 und 4 bewiesen: Er ist schnell! Und er kann sich gegen seine Kontrahenten durchsetzen. Sein Traum von der Formel 1 ist realistisch, da sind sich Motorsport-Experten sicher. Doch dafür muss er sich jetzt auch in der wichtigsten Nachwuchsklasse, der Formel 2, beweisen. Diesen Schritt ist Lirim 2021 gegangen, ist von Trident zu MP Motorsport gewechselt und will in die Fußstapfen von Mick Schumacher treten, der nach seinem F2-Sieg jetzt mit den ganz Großen seine Runden dreht.
"Komme der Formel 1 immer näher"
Im Jahr 2020 gewann Zendeli ein Formel-3-Rennen und landete insgesamt dreimal auf dem Podium. An diese soliden Erfolge möchte das Bochumer Talent in der Formel 2 anknüpfen. "Das ist natürlich ein riesiger Schritt in meiner Karriere, denn es ist die Klasse unter der Formel 1.“ Doch die Aufgabe wird keine leichte sein, denn mit dem Schritt in die Formel 2 muss sich Lirim auf einige Veränderungen einlassen: Die Formel-2-Autos sind rund 240 PS stärker als die Formel-3-Boliden, wiegen 200 Kilo mehr und haben deutlich kräftigere Bremsen.
Zendeli hat einen prominenten Fan

Dass er es schaffen kann, das denkt nicht nur Lirim Zendeli selbst, sondern auch der ehemalige Formel-1-Fahrer Ralf Schumacher: "Die Formel 2 ist eine schwierige und komplexe Klasse. Das Talent hat er aber auf jeden Fall“, sagte er gegenüber „Sky“. Kontakte sind wichtig im Motorsport, um weit zu kommen. Doch Talent und das richtige Netzwerk reichen nicht. Die Fahrer brauchen vor allem auch Geld.
Ein großes Problem für Lirim und seine Familie. Der 21-Jährige kommt nämlich aus eher einfachen Verhältnissen, seine Eltern sind damals als Flüchtlinge nach Deutschland gekommen. Daher muss jedes Jahr ein Sponsor her, um die teure Sportart zu finanzieren. Denn wer in der Formel 2 überhaupt mitfahren möchte, muss zahlen - und zwar ordentlich.
Ohne Geld kommt man im Motorsport nicht weit
Wo die Preise in Europa liegen, rechnet Mercedes-Teamchef Toto Wolff im Gespräch mit „Forbes“ vor: "Wenn jemand wirklich talentiert ist, muss er eine Million Euro im Kartsport investieren. Dann braucht es eine Saison in der Formel 4, die noch einmal 350.000 Euro kostet, wenn man es richtig macht." Weiter erklärt er: „Für eine Formel-3-Saison braucht es 650.000 Euro, da sind wir schon bei zwei Millionen. Wahrscheinlich benötigt man eine zweite Saison Formel 3, sodass wir schon bei 2,6 bis 2,7 Millionen Euro sind.“ Eine Saison Formel 2 veranschlage dann 1,5 bis zwei Millionen Euro pro Saison. "Aber man braucht noch einmal zwei bis drei Millionen, um überhaupt ein Cockpit zu kriegen“, so Wolff. Für viele ist das Geld eine unüberwindbare Hürde, egal wie talentiert man ist.
Doch mit der eisernen Willensstärke des Youngsters, der Rückendeckung seiner Familie und der Hilfe von Sponsoren ist Lirim Zendeli schon sehr weit gekommen. Der Saisonauftakt in Bahrain ist Lirim mit einem 18. Rang zwar noch nicht geglückt, aber davon lässt er sich nicht unterkriegen. Jetzt heißt es volle Konzentration auf seine nächsten Rennen und sein großes Ziel: die Formel 1.
LGR