Angeblich suchte er das Abenteuer

Mitten in der Taliban-Offensive nach Afghanistan gereist: Britischer Student ausgeflogen

Miles
Miles Routledge reiste mitten in der Taliban-Offensive nach Afghanistan

Er hat es geschafft: Der englische Studenten-Urlauber, der meinte, noch am 13. August – mitten in der Taliban-Offensive – nach Afghanistan reisen zu müssen, konnte das Land inzwischen wieder verlassen. Zuvor hatte Miles Routledge in sozialen Medien darüber berichtet, in dem inzwischen wieder von radikalen Islamisten beherrschten Land festzusitzen. Was er überhaupt dort wollte, ist unklar. Der 21-Jährige behauptet, es sei eine Art Hobby von ihm, besonders gefährliche Orte auf der Welt zu bereisen.

"Betten steinhart, aber ich mag es irgendwie"

Routledge, nach eigenen Angaben Physikstudent aus Birmingham, hatte am 13. August auf der Selbstdarsteller-Plattform 4chan verkündet, dass er in das außer Kontrolle geratene Land am Hindukusch reisen werde. Bizarre Begründung: er habe "einfach nach den gefährlichsten Reiseländern gegoogelt." Zum angeblichen Beweis teilte er ein Foto seines Flugtickets nach Kabul.

Via 4chan und dem Livestreaming-Videoportal Twitch dokumentierte er seine angeblichen Erlebnisse. Am Tag nach seiner Abreise ließ er seine Follower wissen, dass er mit seiner Unterkunft zufrieden sei, auch wenn Doppelbett und Matratze "steinhart" seien. "Ich mag es irgendwie", schrieb er.

Jammern über britische Botschaft, Dank an britische Armee

Als sich die Lage jedoch zuspitzte und die Extremisten kurz davor standen, Kabul einzunehmen, wurde dem Abenteurer anscheinend bewusst, dass die afghanische Hauptstadt vielleicht doch kein besonders guter Aufenthaltsort ist. Also wollte er plötzlich weg. Weil das nicht gleich nach seinen Vorstellungen funktionierte, jammerte er, die britische Botschaft habe ihn ihm Stich gelassen, nicht auf seine Anrufe oder Mails reagiert.

Dann kam er nach eigenen Angaben in einem "Safe House" der UN unter. Der britischen Tageszeitung "Times" sagte Routledge am Montag, er sei in Sicherheit. Drei Tage später dann die Nachricht, dass er in einem Evakuierungsflug in den Wüstenstaat Dubai ausgeflogen worden sei.

Ein kurzes Video zeigt ihn an Bord einer vollbesetzten Maschine, die inzwischen im Gastgeberland der nächsten Fußball-Weltmeisterschaft gelandet ist. Via Twitter bedankte er sich artig bei den "brillanten Leuten der britischen Armee". (uvo)