Die Familie war bei zig Ärzten - bis sie endlich Hilfe bekam
Mit offenen Wunden übersät: Emma (1) in letzter Not gerettet

Für die kleine Emma wäre beinahe jede Hilfe zu spät gekommen. Das sagten die Ärzte der Regensburger Hedwigs-Kinderklinik zu Emmas Mutter Jessica Kerschbaum im Juni 2020. Wenige Stunden zuvor war sie gemeinsam mit ihrem Mann und ihrer kranken Tochter in der Klinik eingetroffen. Blutverschmiert, weil Emma offene Wunden am ganzen Körper hatte. Wäre ihre Tochter zwei Tage später eingeliefert worden, wäre die damals Einjährige wohl nicht mehr am Leben gewesen. Für Mutter Jessica war die Einlieferung das Ende eines Albtraums: Unzählige Arztbesuche, Abweisungen und Vorurteile später konnte ihrer Tochter endlich geholfen werden. In letzter Sekunde. Aber wie konnte es nur soweit kommen?
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Rote Stelle an der Lippe
Alles fängt im November 2019 an. Die Kleine Emma ist noch kein Jahr alt, als die Eltern eine rote Stelle an ihrer Lippe entdecken. „Ich habe mir am Anfang nicht viel dabei gedacht, aber als es dann schlimmer geworden ist, haben wir dann Ärzte aufgesucht“, erzählt Jessica Kerschbaum RTL. Die Ärzte verschreiben Emma zwar Salben und Cremes, helfen kann ihr aber niemand. „Im Gegenteil, es wurde immer schlimmer“, schildert Mutter Jessica.
In der Klinik
Deshalb wird ihre Tochter im März 2020 stationär in einer Klinik aufgenommen. Den Namen der Klinik und der Ärzte, die ihre Tochter behandelten, möchte Jessica Kerschbaum nicht nennen. Nur so viel: Helfen kann ihr Niemand. Emma wird laut Jessica unter anderem auch auf Herpes getestet. Das Ergebnis: negativ. Die Ärzte verordnen Kamillenbäder, aber die Wunden werden immer schlimmer. Sie breiten sich am gesamten Körper aus.
Mutter leidet vor allem psychisch
Jessica Kerschbaum leidet in dieser Zeit auch psychisch extrem: „Ich selbst habe meine Mutter mit zehn Jahren verloren, war danach im Kinderheim und bei Pflegeeltern untergebracht und in psychischer Behandlung. Die Vorstellung, mein Kind zu verlieren, war für mich das Schlimmste überhaupt“, erzählt sie. Ihr Anker: Ehemann Markus, der sie in dieser Zeit immer unterstützt. Denn das ist bitter nötig.
Kinderarzt unterstellt mangelnde Hygiene
Denn der Zustand von Emma bessert sich nicht. Jessica Kerschbaum wird von einem Kinderarzt mit heftigen Vorwürfen konfrontiert. „Er hat gesagt, ich solle meiner Tochter die Fingernägel schneiden, die wären viel zu lang und die Bakterien darunter würden zu Schmierinfektionen führen.“ Außerdem soll sie ihre Spielzeuge mit Desinfektionsmittel einsprühen.
Abgelehnt wegen Corona
Gesagt getan. Jessica schneidet Emma die Nägel, reinigt das Haus, nur Emma geht es dadurch nicht besser. Und: Viele Ärzte lehnen die Behandlung ihrer Tochter ab, laut Jessica Kerschbaum aufgrund der Corona-Pandemie. „Viele Kliniken haben gesagt, dass sie keine neue Patienten aufnehmen wegen Corona. Ich will dieses Virus nicht verharmlosen, ich war selbst betroffen. Aber man kann deshalb doch kein krankes Kind im Stich lassen“, sagt sie.
Kontakt nach New York
Auch andere Menschen aus dem Örtchen Mauth erleben die Situation der verzweifelten Mutter. Eine Frau stellt schließlich sogar gemeinsam mit dem Ortsbürgermeister den Kontakt zu einem amerikanischen Krankenhaus her, wie Jessica erzählt. Bilder und Befunde werden über den Atlantik geschickt, um der kleinen Emma zu helfen.
Rettung in Regensburg

Gleichzeitig wird Jessica auch von ihrer Tante unterstützt. Sie hat Kontakt zur Regensburger Uniklinik aufgenommen. Und dort wird der kleinen Emma – mittlerweile mit offenen Wunden übersät – im Juni 2020 endlich geholfen. Die Diagnose: Herpes und Schuppenflechte, die sich über dem gesamten Körper ausgebreitet hat, auch weil Viren und Bakterien die Wunde befallen hatten. „Ich verstehe bis heute nicht, warum die Tests auf Herpes in den anderen Kliniken negativ ausgefallen sind“, sagt Jessica Kerschbaum. Das wichtigste aber: Es gibt ein Happy End für Emma.
Happy End für Emma
„Nach einer Woche hat sie wie ein anderer Mensch ausgesehen“, schildert ihre Mutter. Endlich schlägt die Therapie an, ihre Tochter wird mit Viruspräparaten und Zink behandelt. Denn das Klinikum Regensburg stellt in Kooperation mit der amerikanischen Klinik auch noch einen Zinkmangel bei Emma fest, wie Jessica Kerschbaum erzählt.
Mittlerweile hat Emma ihren Herpes in den Griff bekommen, auch wenn die Krankheit immer wieder ausbricht und behandelt werden muss. Aber Jessica Kerschbaum weiß: „Meine Tochter ist eine Kämpferin und ich bin unheimlich stolz darauf, wie sie diese Zeit durchgestanden hat.“