Er rief immer wieder vergeblich "Mama! Papa!"
Junge (3) in Kita-Bus vergessen und stundenlang eingesperrt
Was muss in der unendlich langen Zeit im Kopf des Dreijährigen vorgegangen sein? Ein kleiner Junge ist in Meppen (Niedersachsen) rund fünf Stunden einem Bus eingesperrt gewesen, nachdem er dort vergessen worden war. Als er endlich entdeckt wurde, brachte ihn die Busfahrerin nicht sofort nach Hause, sondern setzte ihre Tour in aller Seelenruhe fort.
Fahrerin bemerkt kleinen Jungen im Kita-Bus nicht
Wie jeden Tag hält der Kleinbus, mit dem der Junge zur Kita fährt, am 9. Januar in der Nähe des Hauses der Familie in einem Dorf bei Meppen. Der Dreijährige ist der Erste im Bus und setzt sich in die letzte Reihe – so macht er es regelmäßig. Die Eltern des Jungen gehen davon aus, dass er wohlbehütet in seiner Kindertagesstätte in Meppen ankommt. "Er hatte sich nach den Winterferien auf den ersten Tag in der Kita unheimlich gefreut und wollte unbedingt hin", erzählt sein Vater der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (NOZ).
Bei der Ankunft an der Kita nimmt eine Erzieherin die Kinder aus dem Bus in Empfang. Doch der Dreijährige bückt sich offenbar noch, um seine Tasche aufzuheben – so erzählt er es später seinen Eltern. Er bleibt im Bus, die Fahrerin bemerkt ihn nicht und setzt ihre Fahrt fort. Auch als sie den Bus am Firmengelände abstellt, sieht sie den Kleinen nicht und schließt ab.
Als der Dreijährige entdeckt wird, wird er wieder in den Bus gesteckt
Die folgenden Stunden werden für das Kleinkind zur Qual. "Er redet nicht viel darüber", berichtet seine Mutter (34) der NOZ. "Ich hatte Angst", habe ihr Sohn gesagt – und immer wieder vergeblich "Mama! Papa!" gerufen. "Unser Kind war heiser vor lauter Weinen und Schreien und völlig unterkühlt", erzählt die 34-Jährige.
Offensichtlich wird der Junge erst nach mehreren Stunden entdeckt – wenige Minuten vor dem Start der Rücktour. Der Busunternehmer habe ihn daraufhin kurz mit in sein Haus genommen, erzählt der Dreijährige seinen Eltern. Was dann passiert, ist schwer nachvollziehbar: Der Junge wieder in den Bus gesteckt und mit auf die normale Mittagstour geschickt. Immerhin informiert die Busfahrerin die Kita-Leitung, die wiederum der Mutter des Kleinkindes Bescheid gibt.
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Meppen: Junge wirkt nach dem Vorfall oft bedrückt
Als der Bus endlich am Gehöft der Familie ankommt, sagt die Fahrerin nach Angaben der Mutter nur "Wir haben einen gefunden" und fährt ohne eine nähere Erklärung weiter. "Unser kleiner Sohn saß jetzt vorne und schaute uns nur mit riesigen Augen an", erinnert sich sein Vater.
Die Eltern ziehen dem Jungen die eingenässte Hose aus und wärmen ihn. Seit dem Vorfall sei er tagsüber oft bedrückt und wolle nicht allein sein, sagt die Mutter der Zeitung. "Unser Junge ist sogar davon überzeugt, dass er im Bus eine Strafe absitzen musste."
Kita-Leitung reumütig, Busfahrerin nicht
Während sich die Kita-Leitung reumütig zeige, komme von der Fahrerin "keine wirkliche Spur des Bedauerns", erzählt der Vater des Dreijährigen. Der NOZ bestätigt die Fahrerin die Schilderungen des Jungen: Weil die Zeit drängte, habe sie den Jungen wieder in den Bus gesetzt und die anderen Kinder abgeholt. Einen Anlass für eine Entschuldigung sieht die Frau, die nach eigenen Angaben seit fast 50 Jahren Kinder fährt, nicht: "Das geht nicht auf meine Kappe." Die Familie des Jungen hat inzwischen rechtliche Schritte eingeleitet. (bst)