"Spüre Umdenken beim DFB"
Menschenrechte in Katar: Bildungsabend für die DFB-Stars
Die Weltmeisterschaft in Katar wirft ihre Schatten voraus. Nicht nur sportlich. Am Dienstagabend hielten Menschenrechtler von Amnesty International und Human Rights Watch einen Vortrag über die Menschenrechtslage in dem Emirat. Wenzel Michalski, Direktor Human Rights Watch Deutschland, berichtet von regem Interesse der Nationalspieler und spürt ein Umdenken beim Verband. Wie Thomas Müller den Themenabend erlebte, zeigen wir Ihnen oben im Video.
"Neuanfang und Umdenken haben eine Chance"
Er habe zwar "nix ganz Neues" erfahren, berichtete Nationalspieler Thomas Müller, allerdings hätten die Fachleute, "die sich wirklich auskennen", die Berichte über die Lage im WM-Gastgeberland Katar "ein bisschen objektiviert". Sonst "kriegt man immer nur einen Ausschnitt dessen mit, was wirklich abläuft", sagte der Bayern-Spieler.
Einer der von Müller angesprochenen Fachleute ist Wenzel Michalski. Der Direktor von Human Rights Deutschland spürte „bei einer ganzen Reihe von Spielern ein ernsthaftes Interesse an der Menschenrechtssituation in Katar“, wie er RTL/ntv mitteilte. „Es ist gut, dass der DFB ihnen die Möglichkeit gegeben hat, mit uns darüber zu sprechen.“
Bei dem Fußballverband spürt ein Umdenken. „Ich denke, dass mit dem neuen Präsidenten ein Neuanfang und ein Umdenken eine Chance haben. Ich bin, was meinen ersten Eindruck betrifft, optimistisch.“
Weitere Infoveranstaltungen sollen folgen
Bei den Gesprächen war auch der neue DFB-Präsident Bernd Neuendorf dabei. Thomas Müller erklärte, die Nationalspieler seien am Dienstagabend in ihrem Hotel nahe Frankfurt "aufgeklärt" worden und hätten "Hintergrundinformationen" erhalten. "Wir wurden informiert über die Entwicklung, die es in Katar gibt, seit die WM dorthin vergeben wurde."
Matthias Ginter sprach von einem "wichtigen ersten Austausch", dem weitere Gespräche folgen sollen. "Natürlich wissen wir alle, dass Menschenrechte an erster Stelle stehen und dass es ein heikles Thema ist", sagte der Gladbacher, "es war gut, dass wir die absoluten Experten da hatten, um auch mal Fragen zu stellen". Er kündigte an, die Profis würden sich "weiter damit beschäftigen", um bei der Winter-WM "das Bestmögliche bewirken zu können".
"Wir versuchen, mit offenen Augen durchs Leben zu gehen"
Allzu viel Platz dürfte das Thema beim Turnier (21. November bis 18. Dezember) im Team aber nicht mehr einnehmen. "Wir versuchen, mit offenen Augen durchs Leben zu gehen", sagte Müller, bei der WM aber werde man "versuchen, das Sportliche an erste Stelle zu stellen". Er hoffe jedoch, dass vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) und Weltverband FIFA "größere Hebel in Bewegung gesetzt werden, um die Umsetzung der Menschenrechte vor Ort zu verbessern".
DFB-Direktor Oliver Bierhoff sprach vom Auftakt einer ganzen Reihe von Informationsveranstaltungen zu Katar. Das Land sei "gewisse Dinge angegangen", sagte er, es gehe aber "langsamer, als es sich jeder erhoffen würde". (msc/sid)