Zahl der Bodycams verdoppelt

Immer mehr Angriffe auf Polizisten

Foto: Kay Nietfeld/dpa/Archivbild
Die Polizei in Niedersachsen setzt immer stärker auf Bodycams.
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Die Zahl der Übergriffe gegen Polizeibeamte in Niedersachsen ist in den vergangenen Jahren spürbar gestiegen. Jetzt steigt auch die Zahl der Bodycams: Während Anfang 2021 noch rund 500 der Geräte im Einsatz waren, sind es inzwischen laut Innenministerium knapp 1100. Sie sollen bei der Aufklärung von Straftaten im Einsatz helfen - auch wenn Polizisten sie begehen.

Bedrohung, Nötigung und Widerstand gegen die Staatsgewalt

3607 Übergriffe auf Polizisten zählte das Innenministerium 2021 in Niedersachsen. Mehr als zehn Prozent Steigerung gegenüber 2019 (3241). Vor allem bei Delikten wie Bedrohung, Nötigung und Widerstand gegen die Staatsgewalt nahmen die Zahlen zu. Es gibt allerdings keine genaue Definition. Es werden deshalb jegliche Straftaten gezählt, in dessen Zusammenhang mindestens ein Polizist bei der Ausübung seines Dienstes geschädigt wurde. Demnach kam es unter anderem auch in vier Mordfällen zu Übergriffen auf Beamte.

Auch das Aufhängen von Hassplakaten, die Polizistenmorde unterstützen, können als Bedrohung gewertet werden. Nach dem mutmaßlichen Doppelmord im Januar in Kusel war in Bremen ein polizeifeindliches Plakat aufgehängt worden.

Bodycams sollen helfen, Straftaten aufzuklären

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1100 Bodycams sind aktuell in Niedersachsen im Einsatz.
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Auch mit Blick auf die steigenden Übergriffszahlen hat die Polizei in Niedersachsen in den vergangenen Jahren die Nutzung von Bodycams ausgeweitet. Während Anfang 2021 noch rund 500 der Geräte im Einsatz waren, sind es inzwischen laut Innenministerium knapp 1100. Die Polizei setze sie regelmäßig anlassbezogen ein. Die Kameras tragen die Beamten in der Regel an der Schulter. Sie sollen konfliktträchtige Situationen im öffentlichen Raum aufzeichnen, um hinterher objektives Beweismaterial zu haben, wenn ein Geschehen eskaliert ist.

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Bodycams sollen auch Polizeigewalt aufklären

Im Juni 2021 soll ein Polizeibeamter bei einer Kontrolle in Göttingen einen damals 28-Jährigen geschlagen und zu Boden gedrückt haben. Durch ein im Internet kursierendes Video auf dem Kurznachrichtendienst Twitter wurde der Fall öffentlich. Auch bei Übergriffen mit Polizisten als mutmaßlichen Täter, wie in diesem Beispiel, sollen Bodycams zur Aufklärung beitragen.

Die Staatsanwaltschaft leitete im Göttinger Fall Ermittlungen ein und hat inzwischen einen Strafantrag beim Amtsgericht gestellt. Über den Antrag wurde noch nicht entschieden, wie ein Gerichtssprecher mitteilte. Auch gegen das angebliche Opfer werde ermittelt. (dpa/jsc)