Holländer vor 100. Formel-1-Rennen
Max Verstappen: Zwischen Genie und Vollgas-Unsinn

Max Verstappen fährt zwar erst seit vier Jahren in der Formel 1, ist gefühlt aber schon ewig dabei. Der junge Holländer polarisiert mit seiner kompromisslosen Art wie zurzeit kein Zweiter. Beim Großen Preis der USA in Austin (Sonntag, ab 19.05 Uhr live bei RTL oder online im Livestream bei TVNOW.de und in der TVNOW App) bestreitet Verstappen sein 100. Rennen in der Königsklasse. In seinen bisherigen 99 Grands Prix bewegte sich die Nummer 33 oft zwischen Genie und Wahnsinn. Wir blicken auf drei Höhe- und drei Tiefpunkte des 22-Jährigen zurück. Spoiler: Verstappens ‚erstes Mal‘ in Spanien 2016, das ihn zum jüngsten GP-Sieger aller Zeiten machte, ist nicht dabei.
Highlight 1: 'Mad Max' in regengöttlicher Mission
Brasilien-GP 2016. In Sao Paulo regnet es am Rennsonntag in Strömen. Ideale Bedingungen für den Vollblut-Racer Verstappen. Von Platz 4 gestartet, geht der Red-Bull-Pilot im Regen ganz eigene Wege, wählt Linien, die sich sonst keiner traut. Den späteren Weltmeister Nico Rosberg lässt Verstappen zwischendurch wie einen Fahrschüler stehen, als er nach dem Senna-S außen am Mercedes vorbeisurft.
Auch eine verpatzte Reifenstrategie seines Teams kann den Holländer nicht stoppen. Gerade einmal 16 Runden braucht Verstappen, um von Rang 14 noch aufs Podest zu pflügen. Bei seinem irren Regenritt versägt das "Jahrhundert-Talent" (so Niki Lauda) unter anderem die Weltmeister Fernando Alonso und Sebastian Vettel. „Nur noch vergleichbar mit Senna 1993 in Donington“, stellt Red-Bull-Berater Helmut Marko seinen Protegé nach den Rennen auf eine Stufe mit dem wohl größten Regenmeister aller Zeiten – Ayrton Senna.

Lowlight 1: Verstappen geht im Schwimmbad baden
2018 fährt Red Bull in Monaco allen um die Ohren. Schon nach den Freitagstrainings steht fest: Die Pole geht im Fürstentum nur über Verstappen und seinen damaligen Red-Bull-Rivalen Daniel Ricciardo. Zum ‚Bullen‘-Showdown kommt es bei der Zeitenjagd aber erst gar nicht. Verstappen übertreibt es in der Schwimmbad-Schikane hemmungslos, versenkt sein Auto in der Leitplanke.
Weil der Red Bull nach dem Crash nur noch Schrott ist, verpasst der Heißsporn das Qualifying und muss von ganz hinten starten. Von da hat er im Leitplanken-Labyrinth keine Chance auf den Siegerpokal. Diesen händigt Fürst Albert ausgerechnet Stallkollege Ricciardo aus – die Höchststrafe für den ehrgeizigen Verstappen.

Highlight 2: Oranje-Party in Hockenheim
Deutschland-GP 2019. Im Regenchaos von Hockenheim behält Verstappen den totalen Durchblick. Von einem verhunzten Start lässt sich der Regenspezialist ebenso wenig beirren wie von einem 360-Grad-Dreher auf abtrocknender Piste mit frischen Slicks. Als es wieder stärker regnet, fährt Verstappen allen davon. Während Lewis Hamilton, Charles Leclerc und Valtteri Bottas allesamt von der Strecke kreiseln, zieht der Red-Bull-Mann an der Spitze einsam seine Bahnen und fährt vor tausenden johlenden Oranje-Campern in der Kurpfalz souverän seinen 7. Grand-Prix-Sieg ein.

Lowlight 2: Desaster in Shanghai
Beim China-GP 2018 hat Red Bull nach einem Crash von Toro-Rosso-Rookie Pierre Gasly den richtigen Riecher. Als das Safety Car ausrückt, stattet die Bullen-Crew seine Piloten Verstappen und Ricciardo mit frischen Reifen aus. Ein klarer Vorteil gegen das Führungs-Trio Bottas, Vettel, Hamilton, das die gebrauchten Schlappen anbehält.
Siegeswitterung aufgenommen, will es Verstappen nach dem Re-Start von Platz 4 wissen. In Runde 39 überzieht ‚Mad Max‘ allerdings: Bei einer Attacke gegen Hamilton verliert er seine Position an Stallrivale Ricciardo. Sechs Runden später kommt es noch dicker: Bei seinem nächsten Hirnlos-Angriff dreht Verstappen Ferrari-Mann Vettel um.
Der Holländer ruiniert damit nicht nur dem Scuderia-Piloten das Rennen. Weil ihm die Rennleitung eine 10-Sekunden-Strafe aufbrummt, wird Verstappen nur Fünfter. Der Shanghai-Triumph seines fehlerlosen Garagen-Nachbars Ricciardo ist für Verstappen eine schallende Ohrfeige.

Highlight 3: Verstappen-Fiesta in Mexiko
Was möglich ist, wenn ein fehlerloser Verstappen das stärkste Paket im Feld hat, beweist der Mexiko-GP 2018. Am Samstag muss der in allen Trainings-Sessions dominierende Red-Bull-Pilot noch eine schmerzhafte Quali-Niederlage gegen Ricciardo einstecken, der ihm den Rekord als jüngster Pole-Setter aller Zeiten versaut. Als am Sonntag die Ampel ausgeht, ist Verstappen in 2.300 Metern dann aber voll auf der Höhe. Der Niederländer gewinnt den Start – und ward nicht mehr gesehen. Im Ziel liegt er mehr als 17 Sekunden vor den Ferrari von Vettel und Kimi Räikkönen. Verstappens fünfter GP-Sieg ist vielleicht sein eindrucksvollster.

Lowlight 3: Gelb-Fieber in Mexiko-Stadt
Ein Jahr nach seiner F1-Fiesta ist Verstappen in Mexico-City erneut in Hochform. Im Qualifying knallt der Red-Bull-Pilot im ersten Run des entscheidenden Durchgangs die Bestzeit hin. Die Pole vor Augen, leistet sich Verstappen im letzten Versuch einen unerklärlichen Aussetzer. Nach einem Bottas-Unfall bleibt der 22-Jährige trotz Gelber Flaggen voll auf dem Pinsel, unterbietet seine Zeit sogar noch – ein klarer Regelbruch.
Als wäre es das Normalste auf der Welt, gibt Verstappen nach der Zeitenjagd auch noch zu Protokoll, die Warnhinweise bewusst ignoriert zu haben. Folgerichtig entreißen die Stewards ihm die Pole und stufen ihn drei Plätze zurück. Im Rennen geht für Verstappen nix. Nach frühen Kollisionen mit Hamilton und Bottas fällt er ans Ende des Feldes zurück, pflügt von dort immerhin noch auf Rang 6 vor.