Mehr Wohnungen - doch zu welchem Preis?
Marburg will 300 Wohnungen auf "Hasenkopf" bauen, aber die Eigentümer stellen sich quer
30 weitere Videos
Die einen wollen mehr Wohnraum schaffen – die anderen nicht auf ihre grüne Oase verzichten: In Marburg spitzt sich der Kampf um den sogenannten „Hasenkopf“ zu. Dabei handelt es sich um eine landwirtschaftliche Fläche, die künftig Platz für 300 Wohnungen bieten soll. Das versucht nun eine Bürgerinitiative zu verhindern, während Marburgs Oberbürgermeister Thomas Spies (SPD) an den Plänen festhalten will. Den Konflikt und die Beweggründe beider Parteien gibt´s im Video zu sehen.
Oberbürgermeister Thomas Spies: 3.500 Wohnungen fehlen
Wenn es nach dem Marburger Oberbürgermeister Thomas Spies geht, ist die Bebauung des Hasenkopfes alternativlos: „Der Hasenkopf ist die letzte Stelle in der Kernstadt, in der man ernsthaft Wohnungsbau betreiben kann, sonst müsste man immer in die Außenstadtteile gehen und hat dort eine räumliche Trennung zur Innenstadt“, sagt uns der OB im Interview.
Laut Regionalplanung würden bis zum Jahr 2035 in Marburg 4.500 Wohnungen fehlen. Das will OB Spies so nicht in Kauf nehmen, ist dementsprechend auch überzeugt von der Bebauung des Hasenkopfes.
Bürgerinitiative stellt sich quer
Damit die Stadt den Hasenkopf bebauen kann, muss sie zunächst die Grundstücke den Eigentümern abkaufen. Denen, die ihr Grundstück nicht verkaufen wollen, bietet die Stadt ein alternatives Grundstück an. Nicht alle Eigentümer wollen dieses Angebot annehmen, so wie Silke Puhl. Im Interview sagt sie uns: „Ich habe das von meiner Mutter geerbt. Ich werde definitiv mein Landstück nicht verkaufen, meine Eltern und Großeltern, die haben hier bewirtschaftet. Die haben sich abgebuckelt und jetzt soll das schöne Fleckchen Erde verkauft und bebaut werden. Das ist definitiv ein No-Go.“
Darüber hinaus habe der Hasenkopf aus ihrer Sicht eine wichtige Funktion für die Umwelt. So sei die Fläche eine Frischluftschneise, die auch an immer heißer werdenden Sommertagen für eine kühle Brise im Marburger Stadtteil Ockershausen sorgt.
Empfehlungen unserer Partner
Wer bekommt den Hasenkopf?
Oberbürgermeister Thomas Spies möchte keine Risiken eingehen: „Stellen Sie sich vor, ich würde sagen: Och, wird schon nicht so kommen. Dann stehen wir in fünf oder zehn Jahren da und hier haben 1.000 Leute keine Wohnung. Das geht nicht“, sagt er. Bei der Bebauung des Hasenkopfs habe man darüber hinaus darauf geachtet, dass sich das geplante Quartier auch bestmöglich an die Umgebung „anschmiegt“. Zusätzlich sollen neue Infrastrukturen für künftige Mieter entstehen.
Wenn es nach der Bürgerinitiative „Wir sind Hasenkopf“ geht, ist das letzte Wort noch nicht gesprochen. Eine Online-Petition der Initiative gegen die Bebauung wurde bereits von über 1.500 Menschen unterzeichnet. Bleibt abzuwarten, ob das reicht, um den Bau des neuen Quartiers doch noch zu verhindern. (mva/kmü)