Nach Not-OP auf dem Acker: „Enormer Zusammenhalt zwischen Landwirten“

Mähdrescher-Drama bei Rostock: Experte hat traurige Vermutung

von Nina Büchs

Bei einem Arbeitsunfall mit dem Mähdrescher verliert ein Landwirt (25) seine Beine – die Anteilnahme der Landwirte in der Region ist enorm!
Noch ist die Ursache des Unfalls nicht vollständig geklärt. Könnte möglicherweise der große Druck bei der Ernte zu dem Unglück geführt haben? RTL hat mit Christoph Benett gesprochen, der selbst Agrartechnik vertreibt, aus einer Landwirtschafts-Familie kommt und in der Region sehr verwurzelt ist.

Mähdrescher-Unglück: Gefahr im Arbeitsalltag durch schwere Maschinen

„Das Unglück hat sich in der Branche wie ein Lauffeuer herumgesprochen. In mir hat es tiefe Betroffenheit und noch mehr Respekt vor den schweren Maschinen ausgelöst“, erzählt Benett. Er selbst habe jahrelang auch Mähdrescher vertrieben. „Ich weiß, welche ungeheuren Kräfte da wirken“, sagt er. Die Maschinen hätten eine Arbeitsbreite von zwölf Metern und teils 500 PS.

Lesen Sie den Fall hier: 25-Jähriger verliert bei Mähdrescher-Unfall Beine – Not-Amputation auf Acker

Einen derart schweren Unfall mit den Maschinen habe er selbst noch nicht erlebt. Dennoch könne die Arbeit mit den Landmaschinen sehr gefährlich sein. „Landwirte werden deshalb immer wieder sensibilisiert“, erzählt er.

Not-OP auf Acker bei Rostock: Hoher Druck durch Erntesaison und extremes Wetter

Warum aber kam es zu dem Unfall? Auf diese Frage weiß Benett keine Antwort – geklärt wird dies durch die Polizei. Doch klar ist: Aktuell stehen Landwirte enorm unter Stress. „Es ist Hochsaison – da ist Erntezeit und der Druck besonders groß. Denn das Getreide muss rechtzeitig eingefahren werden – vor dem Regen. Landwirte müssen das Getreide trocknen und in guter Qualität einbringen, um es dann zu verkaufen“, sagt Benett. Vor allem auch in diesem Jahr sei die extreme Wetterlage besonders herausfordernd für Landwirte, erzählt er.

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Druck bei der Ernte – hat das möglicherweise auch der 25-Jährige verspürt, der das Getreide noch schnell einbringen wollte? Ob das so ist und ob er deshalb möglicherweise angespannt und in einem Moment unachtsam war, ist Spekulation. Dass ein solcher Unfall passiert, sei jedoch sehr unwahrscheinlich – sagte zuletzt ein Landwirt in einem RTL-Interview. Normalerweise müsse bei einem technischen Problem am Fahrzeug, wie einer Verstopfung, bestimmte Regeln befolgt werden. Das heißt: Maschine ausschalten, Zündschlüssel abziehen.

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Not-Amputation: Landwirte rufen zu Spenden auf - „dürfen auch die Helfer nicht vergessen“

So oder so – der 25-Jährige muss den Unfall nun physisch und psychisch verarbeiten. Sein Leben hat sich von jetzt auf gleich schlagartig verändert. Auch sein Zuhause muss nun wohl behindertengerecht umgebaut werden – seine Familie hat dafür in einer Spendenaktion um Unterstützung gebeten.

Helfen will auch Christoph Benett. Auch er ruft gemeinsam mit seinem Netzwerk von anderen Landwirten in einer Spendenaktion dazu auf, den Verletzten zu unterstützen. „Wir dürfen den jungen Mann nicht alleine lassen, auch für mich stand das fest. Doch nicht nur ihm allein gilt die Spendenaktion. Auch die Helfer dürfen wir nicht vergessen, die das Drama selbst miterlebt haben. Auch sie müssen das Geschehene verarbeiten“, sagt Benett, der selbst Mitglied bei der Feuerwehr und der Bundeswehr war und dort einige schwere Einsätze miterlebt hat.

Mit den Helfern meint er unter anderem die beiden Menschen, die mit dem 25-Jährigen auf dem Feld standen. Dazu zählt eine 24-jährige Erntehelferin, die in der Fahrerkabine saß und ein weiterer Mitarbeitender des Betriebes. Übergeben werden das Geld, das auf der Seite Spendenaktion.de unter dem Titel „Mähdrescher Unfall Hohen Luckow“ gesammelt wird, auf der MELA in Mühlengeez – zum Bauerntag.

Spendenaktion nach Not-OP auf Feld: Landwirte wollen helfen

Mit der Spendenaktion will Benett nun signalisieren: „Wir als Landwirte halten zusammen.“ Wie stark die Unterstützung und Anteilnahme des Netzwerks ist, spürt er, wenn er mit anderen Landwirten ins Gespräch kommt, sich über den Vorfall austauscht.

Zu hoffen bleibt, dass der 25-jährige Landwirt nun einen Weg findet, das Geschehene zu verarbeiten.