Liste des Grauens deckt Lebensmittelverstöße aufIn diesen Restaurants vergeht euch der Appetit

Vor einem fleischverarbeitenden Betrieb in Troisdorf-Spich liegen verdorbene Fleisch- und Wurstwaren in der Mülltonne (Archivfoto vom 25.11.2005). Der Umweltausschuss des bayerischen Landtags diskutiert am Donnerstag (08.12.2005) über den Gammelfleisch-Skandal. SPD und Grüne werfen der Staatsregierung Versagen vor, weil ein Deggendorfer Kühlhaus trotz mehrfacher Verstöße in der Vergangenheit nicht früher geschlossen wurde. Die Firma soll Schlachtabfälle zu Lebensmitteln umdeklariert haben. Foto: Oliver Berg dpa/lby +++(c) dpa - Bildfunk+++
Ein Blick hinter die Kulissen zeigt, dass so einige Restaurants die Hygienevorschriften nicht besonders ernst nehmen. (Symbolbild)
DPA
von Pia Wieser

Muffin mit Mäusehaaren, vergammelte Fleischwaren und unhygienische Zubereitungsmethoden…
…das und mehr haben Lebensmittelkontrolleure im Arbeitsalltag schon gesehen und gerochen. Denn nicht immer halten sich Gastronomiebetriebe oder Supermärkte an die ihnen vorgegebenen Hygienevorschriften. Ob euer Lieblingsitaliener oder Bäcker des Vertrauens auch dabei ist, kann sogar ganz einfach nachverfolgt werden.

Diese Lebensmittelverstöße gibt es im Norden

In einem Bremer Restaurant fanden Behörden zum Beispiel unverpackte, lose Lebensmittel auf der Personaltoilette. In einem Cuxhavener Supermarkt liefen Mäuse herum. In Schleswig-Holstein wurden unter anderem große Mengen an verdorbenem Fisch sichergestellt. In Hamburg sticht ein Betrieb hervor, der es offenbar nicht für nötig hielt, seine Produktionsräume und Arbeitsflächen vom Mäusekot zu befreien.

Lebensmittelkontrolle? Unangekündigt und jederzeit

Dass alle Lebensmittelbetriebe gleich viel Wert auf Hygiene und die sachgemäße Verarbeitung ihrer Produkte legen, ist zweifellos nicht der Fall. Aus diesem Grund gibt es auch die amtliche Lebensmittelüberwachung, die versucht, hygienerechtliche Verstöße so gut wie möglich aufzudecken. „Im Normalfall finden solche Kontrollen ohne Vorankündigung statt“, erklärt Diana Schlee, Pressereferentin der Senatorin für Gesundheit, Frauen und Verbraucherschutz in Bremen. „Jeder Lebensmittelunternehmer ist darüber hinaus verpflichtet, sich bei der zuständigen Lebensmittelbehörde registrieren zu lassen“. Basierend auf dieser Registrierung und den zugehörigen Angaben zu Produkten und Betrieb finden auch die Kontrollen statt.

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Anlässe können zu Kontrollen führen

Ist ein Betrieb allerdings schon bei vorherigen Kontrollen auffällig geworden, so steige die Risikoeinstufung der Betriebe, erklärt das niedersächsische Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz. Es werde maximal jede sechs Monate und minimal alle drei Jahre kontrolliert. Neben routinemäßigen Regelkontrollen innerhalb der festgelegten Kontrollfrequenzen können auch Anlässe dazu führen, dass der Betrieb kontrolliert wird. „Anlässe in Gastronomiebetrieben können zum Beispiel Ermittlungen zu Lebensmittelbedingten Krankheitsausbrüchen oder die Prüfung von Verbraucherbeschwerden sein“, heißt von der Verbraucherschutzbehörde in Hamburg.

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Jeder kann sehen, bei wem es mangelt

„Werden Verstöße im Bereich des Lebensmittelrechts bei Betrieben festgestellt, dürfen diese auch öffentlich gemacht werden“, erklärt die Pressereferentin der Senatorin für Gesundheit, Frauen und Verbraucherschutz in Bremen auf Nachfrage von RTL weiter. Zumindest trifft das bei gravierenden Verletzungen der lebensmittelrechtlichen Anforderungen zu. Seit 2019 sei die Weitergabe der Informationen zu den festgestellten Mängeln für die Überwachungsbehörden sogar verpflichtend, fügt Diana Schlee hinzu. Einige Städte veröffentlichen mittlerweile sogar schon gesammelte Listen, die zeigen, wo lieber nicht gegessen oder getrunken werden sollte. Bauliche Mängel oder nicht eingehaltende Hygienestandards zählen zu den häufigsten Gründen, um auf die Liste zu gelangen. „Aber auch Mängel bei der Reinigung und Desinfektion, der Dokumentation und Rückverfolgbarkeit von Produkten wurden oft beanstandet“, berichtet das niedersächsische Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz.

Fündig werden die Behörden immer

Betriebe, die gegen Hygienevorschriften oder ähnliches verstoßen, gibt es so einige. Die einen ekelerregender als die anderen. Vom Mäuseskandal in einem Cuxhavener Supermarkt über Mäusekot im Backautomaten bis hin zur Verwertung von verdorbenem Fleisch hat der Norden Deutschlands so einiges zu bieten. Denn selbst wenn die bestellten Lebensmittel am Teller oder beim Weiterverarbeiten zuhause einwandfrei aussehen – oft lohnt sich ein Blick hinter die Kulissen.

Droht den Betrieben dann das Aus?

Kommt es zu gravierenden Hygieneverletzungen wie jene, die oben genannt wurden, sind die Betreiber aufgefordert Maßnahmen zu ergreifen. „Dann erfolgt die Festlegung von Fristen bis zu denen die Mängel beseitigt werden müssen“, erklärt Diana Schlee. Je nach Frist haben die Betreiber anschließend mit Nachkontrollen zu rechnen. „Diese erfolgen allerdings zusätzlich zu den festgelegten Kontrollfrequenzen“, so die Pressereferentin. Erst dann wird sich zeigen, ob die Mäusekotspuren beseitigt und das vergammelte Fleisch gegen frisches eingetauscht wurde.