"Es rumst und wackelt"

Leichtes Erdbeben erschreckt Einwohner im Landkreis Verden

ARCHIV - Der Seismograph der Erdbebenwarte in Bergisch-Gladbach verzeichnet am 14.02.2011 Ausschläge. Ein Erdbeben der Stärke 4,4 hatte damals Menschen in weiten Teilen Nordrhein-Westfalens aufgeschreckt. Ein Erdbeben hat am Donnerstagabend (08.09.2011) den Westen Deutschlands erschüttert. Wie das Geoforschungszentrum (GFZ) in Potsdam mitteilte, lag das Epizentrum an der Grenze zu Holland in der Nähe von Emmerich am Rhein in Nordrhein-Westfalen. Die Stärke des Bebens gab das GFZ mit 3,7 an. Nach ersten Angaben der Bundesanstalt für Geowissenschaften in Hannover lag das Epizentrum dagegen im niederrheinischen Moers. Das Erdbeben habe eine mittlere Stärke von etwa 4,2 gehabt, sagte der Seismologe Gestermann der Nachrichtenagentur dpa. Schäden waren nach Angaben der Leitstelle der Polizei in NRW am Abend zunächst nicht bekannt. Foto: Oliver Berg dpa/lnw (zu dpa 1660 vom 08.09.2011)  +++(c) dpa - Bildfunk+++
Der Niedersächsische Erdbebendienst registrierte ein Beben der Stärke 2,9. (Symbolbild)

Am frühen Montagmorgen reißt im niedersächsischen Langwedel ein Erdbeben die Anwohner aus dem Schlaf. Es ist nicht das erste seismische Ereignis, das die Region erschüttert. Die Ursache wird nun ermittelt – sie ist offenbar menschengemacht.

Betten und Schränke wackeln

Um 3:22 bebt im Landkreis Verden die Erde. „Man wird davon wach und es wackelt irgendwie alles. Es rumst und wackelt", beschreibt eine Anwohnerin den Moment gegenüber RTL Nord. Es habe sich angehört, als hätten sich die Pfannen vom Dach gelöst. „Wir haben am Morgen dann eine Kontrollrunde gemacht, aber es war dann wohl doch nur ein Ast, der aufs Dach gefallen war.“ Auch andere Anwohner teilen auf der Seite „volcanodiscovery“ ihre Eindrücke von dem Erdbeben. „Es war zunächst ein lauter Knall zu hören, wie eine Welle, die durch das Haus ging. Das Haus wurde zur Seite gedrückt. Mein Hund sprang auf und lief unter das Bett“, schreibt ein Nutzer. Betten, Schränke und Fenster hätten gewackelt, Bücher seien aus dem Regal gefallen.

Erdbeben hatte die Stärke 2,9

Das Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG) in Hannover spricht von einem Erdbeben der Stärke 2,9. „Ab einer Stärke von 1,9 sind seismische Ereignisse für den Menschen zu spüren“, erklärt der Sprecher des Landesamts, Eike Bruns, gegenüber RTL Nord. Etwa 40 Menschen aus dem Landkreis Verden hätten sich am Morgen bei der Behörde gemeldet. Das Epizentrum, also der Punkt auf der Erdoberfläche, der genau senkrecht über dem Ausgangspunkt des Bebens liegt, habe östlich von Langwedel nahe der Autobahn 27 gelegen.

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"Mein Herz raste"

Ob das Beben Schäden an Gebäuden hinterlassen hat, wird das Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie nun untersuchen. Einige Anwohner berichten von leichten Rissen in den Wänden. Andere hat das Erlebnis zumindest ordentlich durchgerüttelt. „Das Herz raste, ich habe es als schlimm empfunden“, schreibt ein Nutzer auf „volcanodiscovery“.

Dabei sind leichte Erdbeben in Niedersachsen keine Seltenheit. Allein im Landkreis Verden hat das LBEG in den vergangenen fünf Jahren sieben spürbare Erdbeben registriert. Zuletzt wackelte dort im November 2019 die Erde, damals hatte das Beben die Stärke 3,2.

Auslöser war vermutlich Erdgasförderung

Auch die Ursache des Erdbebens wird das LBEG nun untersuchen. In der Vergangenheit seien alle seismischen Ereignisse auf die Erdgasförderung im Erdgasfeld Völkersen zurückzuführen gewesen, so Eike Bruns. „Ein Zusammenhang liegt auch bei diesem Beben nah.“ Die Förderung von Erdgas führe zu Spannungen im tiefen Untergrund. Wenn diese an Schwächezonen im Untergrund impulsartig abgebaut werden, könne es zu spürbaren Erschütterungen an der Oberfläche kommen. (lzi)