Zachary Cruz wird diesen Moment niemals vergessen Kurz nach dem Schulmassaker in Parkland: Bruder umarmt Todesschützen in der Zelle
"Was glaubst du, was würde Mom jetzt denken?", fragte Zachary Cruz seinen Bruder, als er dessen Zelle betrat. Der damals 17-Jährige war einer der ersten, der direkt nach dem Schulmassaker von Parkland mit dem Attentäter sprechen durfte. Jetzt hat er erstmals darüber gesprochen. Nikolas Cruz lief am Valentinstag 2018 in seine ehemalige Highschool in Florida und erschoss 17 Menschen. Der Moment, in dem die Brüder sich zum ersten Mal nach der Schießerei wiedersehen – im Video.
Nikolas erschoss 17 Menschen
Zachary wird diesen Tag niemals vergessen, an dem sein Bruder zum Mörder wurde. "Jeden Tag und jede Nacht frage ich mich, wie ich das hätte verhindern können", sagte er der "Washington Post" im Interview. "Es verfolgt mich".
Er war skaten, als es passierte. Eine Freundin der Familie, bei der er seit dem Tod seiner Adoptivmutter wohnte, kam aufgeregt angelaufen und erzählte es ihm. Im ersten Moment hielt er die Geschichte für einen Scherz. Erst nach und nach sickerte es zu ihm durch: Sein Bruder hatte 17 Menschen getötet, viele weitere wurden verletzt und traumatisiert.
"Die Leute denken jetzt, dass du ein Monster bist"

Nur Stunden nach der Tat musste Zachary auf dem Polizeirevier gegen seinen Bruder aussagen. Er hatte zwar keine Ahnung, dass sein Bruder einen Massenmord plante, trotzdem fühlte er sich mitschuldig. "Ich war kein echter Bruder für ihn. Ich habe zugelassen, dass die Leute sich über ihn lustig gemacht haben", sagte der damals 17-Jährige bei der Polizei. Am 15. Februar ließ die Polizei ihn dann schließlich zu seinem Bruder.
Nikolas wurde kurz nach seiner Geburt von Lynda und Roger Cruz adoptiert. Als das Paar erfuhr, dass die leibliche Mutter des Jungen noch ein Baby bekommen hatte, adoptierten sie auch Zachary. Roger Cruz starb, als die Jungen noch klein waren. Lynda zog die Kinder groß. Doch im Herbst 2017 starb auch sie.
Zu seiner leiblichen Mutter will Zachary keinen Kontakt und wer sein leiblicher Vater ist, weiß er nicht. Nikolas ist also die einzige Familie, die er noch hat. "Die Leute denken jetzt, dass du ein Monster bist" sagte er ihm. "Ich kenne dich, du dachtest sicher, dass du niemanden mehr hättest, aber ich, ich sorge mich um dich!"
"Du bist mein Bruder"
Sein Bruder brach während der Begegnung in Tränen aus und schluchzte, dass ihm alles leid täte. "Ich liebe dich von ganzem Herzen", sagte Zachary zu Nikolas, der mit gefesselten Händen auf einem Stuhl saß. "Es ist mir egal, was andere Leute denken. Du bist mein Bruder." Dann fragte er den anwesenden Polizeibeamten, ob er seinen Bruder umarmen dürfe.
"Ich werde das für immer mit mir herumtragen. Jeden Tag. Es gibt kein Vergessen", erzählte er der "Washington Post". "Ich schwanke zwischen Liebe für ihn und Hass dafür, was er getan hat, hin und her." Der Prozess gegen Nikolas läuft noch. Im Falle einer Verurteilung droht ihm für das, was er getan hat, die Todesstrafe.


