Gelähmter Sportstar klagt über fehlende Inklusion
Kristina Vogel: „Menschen wollen dich irgendwo hinschieben“

„Die Welt ist für alle da. Und es wäre schön, wenn wir alle gleich teilhaben können.“
Mit dieser Aussage spricht Kristina Vogel (32) wohl vielen aus der Seele. Die ehemalige Bahnradsportlerin und zweifache Olympiasiegerin sitzt seit einem schweren Unfall im Rollstuhl und weiß: Wir leben Inklusion noch lange nicht so, wie wir könnten – und sollten!
Kristina Vogel berührt mit wichtiger Message
Als wir bei der Verleihung der Vienna Awards auf Kristina Vogel treffen, treffen wir auf eine selbstbewusste Frau, die weiß, ihren Standpunkt klarzumachen. Und die nicht davor zurückschreckt, auf Missstände aufmerksam zu machen. „Die Welt ist für alle da. Und es wäre schön, wenn wir alle gleich teilhaben können“, lautet ihre Botschaft.
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Doch leider sei die Welt noch lange nicht an diesen Punkt angekommen. „Es ist aber leider noch nicht so. Denn die Welt ist nicht inklusiv divers. Ich verstehe immer nicht, warum man das nicht als Macht sieht und als so viel, was man der Gesellschaft geben könnte“, erklärt sie im RTL-Interview: „Wenn viele Meinungen zusammen kommen, weil Menschen einfach anders aussehen, woanders herkommen, andere Sachen erlebt haben, dann ist das Fortschritt. Von daher verstehe ich nicht, dass wir immer noch nicht Inklusion leben, wie wir es leben müssten.“
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Dass so viele Menschen ein und demselben Ideal nachjagen – egal, worum es dabei geht – kann Kristina nicht nachvollziehen. Gleich zu sein bedeutet für sie Stillstand. „Wir sind nicht gleich [...] Wir sind nicht alle 90-60-90. Manche sind braunhaarig, manche nicht. Manche haben eine andere Hautfarbe und ich habe eine Behinderung.“
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Diesen Wunsch hat Kristina Vogel
Es wird immer viel von Inklusion geredet – dennoch wird Kristina Vogel tagtäglich mehrmals damit konfrontiert, dass Reden allein nicht reicht. Und mehr unternommen werden muss! „Man kann es gar nicht zählen. Manchmal ist es verrückt, weil das so unterschwellig läuft. Wo immer ich hingehe, immer Plan B oder C im Kopf habe. Das ist mittlerweile so intuitiv, dass man vergisst, wie anstrengend das eigentlich ist“, erzählt sie von ihrem Alltag.
Vor jedem Event, wie zum Beispiel auch bei den Vienna Awards, fragt sie sich: Gibt es Rampen, ist eine Toilette da? Der Shuttle, der anders sein muss… Und dann kommt es auch noch zu solchen Situationen: „Menschen, die dich irgendwo hinschieben wollen, nur weil ich im Rollstuhl sitze.“
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Viele würden so aus Unsicherheit handeln, „weil man nicht weiß, wie man damit umgehen soll“. Doch was kann man dagegen tun? „Ich glaube, wir haben verlernt, richtig zu fragen, aber auch richtig zuzuhören“, ist sich die 32-Jährige, die beim Vienna Award geehrt wurde, sicher: „Es ist kein Problem, da die Inklusion noch nicht so richtig läuft, wie sie laufen sollte, dass man unsicher ist und ganz ehrlich fragt: ‘Kann ich helfen oder wie geht es dir?’ Das ist ja okay, ist ja auch manchmal nett, manchmal brauche ich dann auch Hilfe. Aber es ist auch cool, wenn man die Antwort, die ich gebe, einfach respektiert.“