Raschel Blufarb erlebt den Krieg in Israel hautnah

RTL-Reporterin: „Will meinen Kindern nicht erklären, dass Mama eine schusssichere Weste tragen muss"

Raschel Blufarb in Israel.
Raschel Blufarb in Israel.
RTL
von Thomas Lipke und Raschel Blufarb

Ihre Worte gehen unter die Haut…
2012 ging unsere Reporterin Raschel Blufarb für RTL als Korrespondentin aus Deutschland nach Israel. Seit vergangenem Wochenende erlebt sie durch die Angriffe der Hamas einen einzigen Albtraum. Denn sie ist nicht nur Reporterin, sondern vor allem Mutter zweier Kinder, ein Familienmensch. Blufarb über ein Leben in der Doppelrolle.

„Vielleicht müsste ich viel mehr erklären"

Seit vergangenem Samstagmorgen ist die Welt in Israel eine andere, in der Frühe startet die islamistische Terrorgruppierung Hamas einen organisierten Überraschungsangriff auf Israel. Blufarb: „Es war eigentlich ein ganz normaler Samstag – bis nichts mehr normal war. Um 5.30 Uhr gingen plötzlich die Sirenen. Ich bin dann einfach im Pyjama in den Hausflur gegangen – ich wohne in einem älteren Haus, da gibt es keinen Bunker. Ich habe in dem Moment nur gedacht: ‘Scheiße Raketenalarm’. Dann rief mich mein Kameramann an und sagte, dass die Situation eine komplett andere ist – als ich den Fernseher an gemacht habe, dachte ich nur: ‚Das kann nicht wahr sein.’“

Drei Tage nach Kriegsbeginn sind Hunderte Menschen bereits gestorben, über 900 Menschen aus Israel in den Gazastreifen entführt worden. Als Reporterin versucht sie so nah wie möglich in die gefährlichen Gebiete vorzudringen – dabei immer mit dem nötigen Selbstschutz und Gedanken bei ihren Kindern.

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Blufarb: „Als Mama habe ich natürlich ein schlechtes Gewissen. Meine Kinder sind ständig in meinem Kopf. Umso mehr genießen wir die gemeinsame Zeit gerade sehr. Wenn ich zu Hause bin, nehme ich sie ganz oft in den Arm – an einem Abend kamen mir dabei auch die Tränen. Wir spielen viel Memory, Karten und kochen. Sie holen mich sehr gut ins Jetzt zurück. Wenn ich auf mein Handy schaue, dreht mein Sohn meinen Kopf vom Handy weg und sagt: ‘Mama, Memory’. Meine Kinder gehen derzeit nicht raus.“

Und während sie im TV vom Krieg berichtet – erklärt sie ihren Kindern davon zu Hause nichts, um sie zu schützen. „Wenn wir in den Bunker laufen müssen, sagen wir unseren Kindern immer nur, dass das wegen der Sirenen ist. Zugleich weiß ich, dass vor allem meine ältere Tochter spürt, das etwas passiert. Vor kurzem hat meine Tochter im Auto meine schusssichere Weste gesehen, da habe ich ihr gesagt, dass die von einem Kollegen ist. Ich will ihr nicht erklären, was eine schusssichere Weste ist und dass ich die tragen muss. Zugleich frage ich mich oft, wie andere Eltern gerade mit der Frage umgehen. Vielleicht müsste ich viel mehr erklären.“

Disziplin durch Leistungssport

Ganz anders vor der Kamera! Da ist sie Reporterin, funktioniert und schildert den Zuschauern die Geschehnisse und grausame Realität. Blufarb: „Vielleicht hilft mir dabei gerade meine Zeit als Leistungssportlerin, in der ich auch sehr diszipliniert sein musste.“ Von ihrem sechsten Lebensjahr an bis ins Jugendalter spielte sie Tischtennis. Die Disziplin hilft ihr fokussiert zu bleiben.

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Denn sie weiß, dass sie trotz Selbstschutz oft in Gefahr lebt. „Die Terroristen sind ja noch im Land und streng genommen, könnte im Süden des Landes jemand auf fahrende Autos schießen.“ Ob sie darüber nachdenkt? „Ich kann derzeit nicht über Gefühle reden, ich muss einfach funktionieren.“

Heute hatte sie die Frühschicht, denn den Geburtstag ihrer Tochter will sie auf gar keinen Fall verpassen. Ein Stück Normalität und vor allem Mama sein!