Volleyball-Trainer über emotionalen Tag
Krebskranker Trainer feiert Meisterschaft: „Bin glücklich, dass ich das miterleben durfte“

Dieses Spiel wollte er nicht verpassen.
Tore Aleksandersen (55) hat Krebs im Endstadium. Und eigentlich hat er kaum Energie für weite Reisen. Doch er wollte unbedingt dabei sein, als Stuttgarts Volleyallerinnen in Potsdam Meister wurden. Ein emotionaler Moment, wie er RTL verrät. Für ein paar Stunden konnte er seine schlimme Krankheit vergessen.
Tore Aleksandersen jubelt mit seinen Spielerinnen
Tore Aleksandersen war bei der Meisterfeier seines Teams mittendrin, jubelte ausgelassen. Glücklich umarmte er alle seine Spielerinnen. Am Ende flossen sogar ein paar Tränen. „Das war nochmal ein Spaß! Ich bin glücklich, dass ich an diesem Wochenende mit dabei war und das miterleben durfte“, sagt der Norweger auf RTL-Nachfrage.
Das war alles andere als selbstverständlich. Denn der 55-Jährige hat Prostatakrebs im Endstadium. Und weil er mitten in einer Immuntherapie steckt, verzichtete er in den Playoffs der Bundesliga auf sämtliche Auswärtsreisen - bis eben zum entscheidenden 3:1 beim SC Potsdam, mit dem die Stuttgarterinnen im vierten Finalspiel den Titel perfekt machten.
Lese-Tipp: MTV Stuttgart wieder Meister: Todkranker Volleyball-Trainer Aleksandersen schafft Wunder!
Die ganze Mannschaft spielte daher auch für ihren Trainer. Aleksandersen: „Eine Meisterschaft ist immer etwas Besonderes. Und dieser Titel ist schon extra schön, weil wir unsere Herausforderungen in diesem Jahr hatten. Noch mehr aber, weil wir in dieser Spielzeit nur zwei Spiele verloren haben. Wir haben den Titel wirklich verdient.“

Glas Prosecco auf die Meisterschaft
Für ein paar Stunden war die schlimme Krankheit, gegen die er nun schon mehr als drei Jahre kämpft, wie vergessen! Im Januar hatte Aleksandersen öffentlich gemacht, dass er unheilbar an Prostatakrebs erkrankt ist. Er selbst hatte die Diagnose bereits Anfang 2020 bekommen. Seither tut er alles dafür, den Krebs in den Griff zu kriegen. So gut es eben geht.
Zur Feier des Tages habe er sogar mit einem Glas Prosecco angestoßen, sagt Aleksandersen. „Wir haben ein bisschen gefeiert – ich nicht so viel, aber die Mädels.“ Er freue sich „unglaublich für seine Spielerinnen, für den Verein und unsere Sponsoren.“
Verein hält zu krebskrankem Trainer
Wie geht es mit Aleksandersen jetzt weiter? Klar ist: Der Norweger kämpft jetzt erstmal nicht mehr um Titel, sondern um so mehr: sein Leben. Alle hoffen, dass ihm die Meisterschaft beim Kampf gegen den Krebs hilft. Ihm Kraft, Stärke und Durchhaltevermögen schenkt.
„In den kommenden Tagen gehe ich erst mal spazieren, habe dann meine Behandlung in Tübingen, erfahre da auch, wie es aussieht und weiß, was zu tun ist. Anschließend fahre ich zu meiner Familie nach Norwegen“, sagt er. Die Familie gibt ihm Halt in dieser schweren Zeit.
Lese-Tipp: Mike Glemser kämpft sich zurück ins Leben: „Es gibt bessere und schlechtere Tage“
Und auch in Stuttgart hat er volle Unterstützung. „Seine Zukunft ist sehr unsicher. Wir hoffen mit ihm, dass die Therapie anschlägt“, sagt Sportdirektorin Kim Oszvald-Renkema, „und wenn es gesundheitlich geht, macht er weiter.“ Der Verein plant weiter mit ihm, hat zugleich aber Konstantin Bitter (33) von Schwarz-Weiß Erfurt als Co-Trainer verpflichtet, der auch als Chefcoach einspringen könnte, sollte es bei Aleksandersen nicht mehr gehen.
Nicht nur in Stuttgart hoffen sie, dass es nicht dazu kommt.