Die CDU freut sich zu früh
Nach Sachsen-Anhalt-Wahl: Erst der Jubel, dann der Kater!

Ist das Rennen ums Kanzleramt in Berlin schon gelaufen? Die CDU rafft sich zu alter Stärke auf, die Grünen wachsen nicht in den Himmel, die FDP wird immer lebendiger und die SPD immer schwächer? Genauso wie in Sachsen-Anhalt könnte auch die Bundestagswahl im September ausgehen. Ja, so scheint es.
Aber so sehr die CDU jetzt auch feiern mag – sie freut sich zu früh. Der Kater kommt.
+++ Alle aktuellen Infos zur Landtagswahl jederzeit im Liveticker +++

Laschet hat nicht wie Haseloff einen Amtsinhaber-Bonus
CDU-Spitzenkandidat Reiner Haseloff hat mit seinem fulminanten Wahlsieg im Land dem CDU-Kanzlerkandidaten Laschet die Kandidatur endgültig gesichert - nicht aber das Kanzleramt. Denn fast alles, was Reiner Haseloff für seinen Sieg ins Rennen werfen konnte, hat Armin Laschet eben nicht zur Verfügung. Und daran wird sich auch nichts mehr ändern.
Laschet kann eben NICHT mit dem Amtsinhaber-Bonus arbeiten, der 2021 alle Landtagswahlen auf der Zielgeraden entschied und die von Reiner Haseloff ganz besonders deutlich. Er ist der dienstälteste Ministerpräsident in Ostdeutschland und hat sich Vertrauen über lange Jahre erarbeitet. Einen solchen Bonus hätte im Bundestagswahlkampf nur Angela Merkel, doch die tritt ja nicht mehr an.
Beim nächsten Mal geht es ums Kanzleramt
Daneben half dem CDU-Ministerpräsidenten ganz entscheidend, dass er die Rechtsaußen-Partei AfD im Nacken hatte, die erschreckend stark blieb, obwohl sie außer Nein-Sagen fast nichts zu bieten hatte. Viele Wähler, so zeigen es die Analysen, haben am Ende Haseloffs CDU gewählt, damit sie nicht von der AfD überholt wird. Weil die AfD zu klein ist, wird sich dieser Zweikampf mit CDU im Bundestagswahlkampf NICHT wiederholen – also auch keine Stimmen für die CDU mobilisieren.
Aber wetten? Die CDU und Armin Laschet werden es trotzdem wie Reiner Haseloff in Sachsen-Anhalt versuchen: Sie werden sich als die Kraft präsentieren, die Deutschland stabil hält und keine großen Experimente wagt, auch nicht für den Klimaschutz. Das ist ziemlich defensiv und hätte in früheren Jahren vermutlich gereicht. Aber auch dieses Mal? Wenn die Grünen aus ihrem schwachen Ergebnis in Sachsen-Anhalt lernen, wie sie den Normalbürgern die Angst vor allzu hohen Klimaschutz-Kosten beim Heizen, Fahren und Essen nehmen können – dann geht beim nächsten Mal mehr. Und beim nächsten Mal geht es ums Kanzleramt.