Weil er die Stromrechnung nicht mehr bezahlen konnte

24-Jähriger überfällt Supermarkt - Schwester den Tränen nah: "Mein Bruder ist ein Teddybär"

Wie verzweifelt kann man nur sein? Ein 24-Jähriger ist bereits verschuldet, doch als er nicht mal mehr seine Stromrechnung bezahlen kann, wird er offenbar zum Räuber. Mit einer unechten Waffe soll er einen Supermarkt in Köln-Marsdorf überfallen haben – doch er scheitert an der Flucht. Das Besondere: Er habe sich eher wie ein Gentleman als ein kaltblütiger Räuber verhalten. Gegen den 24-Jährigen hat nun der Prozess vor dem Landgericht Köln begonnen. Was seine Schwester zu der Tat sagt, zeigen wir im Video.

"Mein Bruder ist ein Teddybär"

Julia K. ist die Schwester des Angeklagten.
Julia K. ist die Schwester des Angeklagten.
RTL

Der Überfall vom Oktober 2021 wirkt einfach nicht glaubhaft: Ein 24-Jähriger soll sich als Supermarkt-Mitarbeiter ausgegeben haben und ins Büro des Filialleiters gegangen sein. Dort hält er ihm angeblich eine Waffe an den Kopf. Was der Filialleiter in dem Moment wohl nicht ahnt: Es handelt sich um eine harmlose Soft-Air-Waffe. Er soll den Mann dann höflich gefesselt und geknebelt haben, doch anscheinend war der Räuber nicht ganz bei der Sache, denn die Kabelbinder und das Klebeband waren für sein Vorhaben eher nicht so gut geeignet. Denn als der junge Mann mit über 13.000 Euro Beute aus den Laden gehen will, soll sich der Filialleiter längst von seinen Fesseln befreit und eine Durchsage an seine Mitarbeiter abgesetzt haben. Gemeinsam haben sie den Räuber dann gestellt.

Er muss sich nun wegen schweren Raubs, Freiheitsberaubung und gefährlicher Körperverletzung vor dem Landgericht Köln verantworten. Offenbar hat ihm niemand diese Tat zugetraut, am allerwenigsten seine Familie: „Mein Bruder ist ein junger Mann, natürlich, manchmal auch ein bisschen großspurig kann man sagen, aber er ist ein Teddybär“, sagt Julia K., seine große Schwester.

Sie hat die die Aussagen der Supermarkt-Mitarbeiter gehört – und ist erleichtert: „Ich war einfach froh dann danach, dass die Leute keine psychischen Schäden davongetragen haben und dass sie halt alle selber die Situation und meinen Bruder als Menschen erkannt haben“, so Julia K. Sie beteuert: Die Familie steht hinter ihm.

Angeklagter entschuldigt sich aus Eigeninitiative bei den Supermarkt-Mitarbeitern

Michael Lang ist der Strafverdeidiger des Angeklagten. Er staunt über diesen außergewöhnlichen Fall: „Für ihn war klar, dass es zu keiner Gewaltausübung kommen sollte, dass niemand zu schaden kommen sollte. Das war für ihn am allerwichtigsten. (...) Er hat mich darauf angesprochen, ob er sich bei den Geschädigten entschuldigen kann und darf. Das war ihm ein Bedürfnis, das hat er heute auch getan. Das hat ihn schon seit längerer Zeit in der Haft auch umgetrieben.“

Er sagt, dass sich sein Mandant in einer totalen Ausnahmesituation befunden hätte. Der Tropfen, der bei ihm das Fass zum Überlaufen gebracht hätte, sei eine unbezahlte Stromrechnung von über 800 Euro gewesen.

Dies soll ihn wohl zu der Kurzschluss-Reaktion mit dem Überfall bewogen haben. Doch für diesen Vorfall drohen ihm fünf bis 15 Jahre Haft. (ihe)